Kinder sind von den Bildern und Informationen tief berührt und irritiert, verstehen vieles nicht, können vieles nicht in ihr bisheriges Weltbild einordnen. Das Kriegsgeschehen und die damit verbundene Berichterstattung machen ihnen auch Angst. Sie sind, anders als viele Erwachsene, vor allem auch emotional berührt und betroffen.
Wie mit dieser Situation umgehen?
- Kinder brauchen gerade in einer als bedrohlich empfundenen Situation Sicherheit, emotionale Geborgenheit und Zuversicht für die Zukunft. Nur dies ermöglicht ihnen Entwicklung und (psychisches) Überleben.
- Machen Sie sich klar, dass Kinder auch nach dem Warum von Krieg und Terror fragen. Wehren Sie Fragen nach Zusammenhängen und Details nicht ab, sondern beantworten Sie diese nüchtern und sachlich nach Ihrem Wissensstand. Geben Sie zu, wenn Sie etwas nicht wissen, die Kinder spüren dies sowieso. Versuchen Sie, gemeinsam mit ihnen Antworten auf offene Fragen zu finden. Vermeiden Sie unbedingt Verallgemeinerungen und vorschnelle Schuldzuschreibungen.
- Nehmen Sie die auftretenden (z. T. massiven) Ängste der Kinder ernst und wehren Sie diese nicht als unbegründet ab. Machen Sie den Kindern jedoch auch deutlich, dass Sie bei ihnen sind und sie deshalb jetzt nichts zu befürchten haben.
- Versuchen Sie nicht, den Kindern Informationen über die Geschehnisse vorzuenthalten. Zwingen Sie den Kindern aber auch keine Informationen auf. Lassen Sie sie bei der Berichterstattung im Fernsehen oder Rundfunk nicht allein. Achten Sie darauf, dass Sie solche Berichte nur gemeinsam hören oder sehen. Sprechen Sie mit den Kindern anschließend über Ihre eigenen Empfindungen und die der Kinder.
- Rechnen Sie damit, dass die Kinder Szenen aus dem Erlebten und Gehörten in ihre Fantasie und in ihre Spiele einbeziehen. Halten Sie es aus, wenn Terroranschläge oder Kriege nachgestellt oder nachgespielt werden. Kinder setzen sich so mit ihrer Umwelt auseinander und verarbeiten damit auch ihre Eindrücke.
- Verbergen Sie nicht Ihre eigene Betroffenheit, Angst, Wut und Hilflosigkeit über das Geschehen. Aber laden Sie Ihre Emotionen nicht auf Ihre Kinder ab, sondern vermitteln Sie ihnen, dass es notwendig ist, sich gegen die Gewalt zu stellen und Täter aufzuspüren und zu bestrafen.
- Helfen Sie mit, die Gefühle der Kinder in Worte zu fassen. Entdecken Sie aber auch die Gefühle, die hinter den Worten (Fragen, Witze usw.) der Kinder stecken. Lassen Sie die Kinder mit ihren Gefühlen nicht allein. Zeigen Sie ihnen, auch durch körperliche Nähe, dass sie bei Ihnen geborgen sind.
- Halten Sie den normalen Alltag (Tagesablauf) so weit wie möglich aufrecht. Teilen Sie dabei aufmerksam den Alltag mit den Kindern. Nehmen Sie sich besonders viel Zeit für die Kinder. Entdecken Sie dabei mit ihnen gemeinsam Schönes und Außergewöhnliches.
Dieser Text ist entnommen aus: „Handbuch Gewaltprävention in der Kita“, Günther Gugel, 2016, Verlag Herder, Freiburg, S. 309.