Antworten aus der Community:
Kerstin Pi: Eine tolle Möglichkeit ist die Arbeit in Kleingruppen. Möglichst erfahrene Kolleginnen mit Berufsanfängern gemischt, mit Aufgabenstellungen. So können sich alle prima bereichern, denn auch Berufsanfänger bringen viele tolle neue Aspekte/Erfahrungen, theoretisches Wissen mit.
MARINA KÜHN: Ich habe keine Tipps für Berufsanfänger, nur eine Bitte an „alteingesessene Teams“: Macht euch locker und betrachtet nicht alles Neue als einen Angriff auf eure Person, Qualifikation oder Handeln. Ein neuer Mensch, egal ob Einsteiger, Umsteiger, alt, jung ... in einem eingespielten Team bringt doch einfach frischen Wind, der durch die Gänge des eigenen Geistes wehen kann.
FATIH SELIN ISIK: Interessiert und aufgeschlossen sein und zeigen, dass man als Berufsanfänger noch ganz viel Theoriewissen besitzt.
TANJA BAHR: Ein Berufsanfänger bringt neben frischem Wissen oft ganz viel Enthusiasmus, Engagement und ganz viel frischen Willen mit. Das gefällt mir persönlich sehr gut. Tipp: Wo auch immer ihr eingestellt wurdet, macht euren Job gut und bringt eure Ideen ein. Traut euch und hinterfragt ein „das war schon immer so“.
„Öffnen Sie mutig Ihre ‚Wissens-Schatzkiste‘ und nutzen Sie dabei die gängigen Kommunikationswege Ihrer Einrichtung.“
Während Ihrer Ausbildungszeit haben Sie ein umfangreiches theoretisches Wissen erworben. Mit dem Einstieg ins Berufsleben soll es nun auf seine Praxistauglichkeit überprüft werden. Es handelt sich dabei sowohl um schulisches Wissen basierend auf Erkenntnissen und Fakten aus unterschiedlichen Fachbereichen als auch um theoretisches Wissen, z.B. im Bereich pädagogischer Ansätze, das noch viel Freiraum für eigene Einschätzungen und Überzeugungen lässt. Hinzu kommt Erfahrungswissen aus Ihren Praktika und aus Ihrer eigenen Biografie.
Wissen einbringen auf der Organisationsebene
Das eigene Aufgabenverständnis
Die Alltagsstrukturen und Arbeitsabläufe einer Einrichtung zu durchschauen, dauert einige Zeit. Wenn Aufgaben und Zuständigkeiten klar verteilt sind, können Sie als Berufsanfänger/-in Ihre eigene Rolle finden und haben somit gute Voraussetzungen, Ihr erworbenes Wissen sinnvoll einzubringen. Wenn Sie bereits sehr bald eigenverantwortlich einen bestimmten Arbeitsbereich übernehmen müssen, sollten Sie das als wunderbare Chance begreifen! Sie werden zunächst vom Wissen und den Erfahrungen der Kollegen/-innen profitieren, aber schon recht schnell Ihr eigenes Wissen einfließen lassen können.
Häufig sind Berufsanfänger/-innen enttäuscht, weil auf der Organisationsebene viel Zeit und Kraft investiert werden muss oder weil manche Aufgaben so gar nicht zu ihrer persönlichen Motivation für den Beruf passen. Das kann der Umgang mit Frühstücksgeschirr, die Aufbewahrung von Regenkleidung etc. sein. Pädagogische Arbeit beinhaltet immer die Auseinandersetzung mit organisatorischen Fragen. Und organisatorische Lösungen verlangen auch mal nach Veränderung - genau da kann Ihr Wissen wertvoll sein. Es geht nicht darum, Bestehendes abzuwerten, sondern die Potenziale einer Alltagssituation zu erkennen und über Verbesserungen nachzudenken. Bringen Sie hier mutig Ihre Ideen ein! Solange Sie Veränderungen nicht im Alleingang einführen, besteht nicht die Gefahr der Kompetenzüberschreitung.
Kommunikationskultur im Team
Um Ihre Ideen und ihr Wissen im Team einbringen zu können, sollten Ihnen die gängigen Kommunikationswege in Ihrer Einrichtung geläufig sein. Für kleine, organisatorische Veränderungsvorschläge reicht die „Blitzrunde“. Für tiefergreifende Themen, die sich voraussichtlich mehr auf die pädagogische Ebene beziehen, eignet sich nur die Teamsitzung. Es ist hilfreich zu wissen, wie Sitzungen strukturiert sind. Wird im Vorfeld gemeinsam eine Tagesordnung erstellt? Müssen Anliegen der Einzelnen vorher mitgeteilt werden? In der Sitzung schildern Sie dann die Situation, Ihre Beobachtungen, die zum Wunsch nach Veränderung geführt haben, und Vorschläge. Machen Sie sich dabei bewusst: Sie kommen zwar ohne Berufserfahrung, aber stattdessen mit einer anderen, bemerkenswerten Sicht auf bestehende Strukturen und Abläufe. Gerade diese Sichtweise stößt oftmals eine konstruktive Auseinandersetzung mit Teilen des Organisationskonzeptes an und führt zum gemeinsamen Entwickeln neuer Ideen.
Wissen einbringen auf der pädagogischen Ebene
Theorie und Praxis vereinbaren
Als Berufsanfänger/-in arbeiten Sie an ihrer Professionalität. Sie entwickeln schrittweise eine pädagogische Haltung, die dem Konzept der Einrichtung entspricht und zu Ihrer Persönlichkeit passt. Dabei fließt erworbenes Wissen fortwährend in den Arbeitsalltag ein und nimmt Einfluss auf das Leben und Lernen mit Kindern. Es kann darum Situationen geben, in denen Sie gegenüber Kolleg(inn)en Ihr pädagogisches Handeln mit Ihrem theoretischen Wissen begründen müssen - entweder weil von außen Kritik an Ihrem Verhalten geübt wurde oder weil Sie selbst die erlernte Theorie in Frage stellen und um Reflexion bitten. Es sollte deutlich werden: Sie sind bereit, Ihr Wissen auf den Prüfstand zu stellen und Ihr eigenes Handeln zu hinterfragen. Empfinden Sie immer wieder eine starke Diskrepanz zwischen Theoriewissen und Praxiserfahrungen, kann ein Gespräch mit der Leitung hilfreich sein.
Die eigenen Kompetenzen wahrnehmen
Vor und während der Ausbildung entwickelten Sie individuelle Interessen, Talente und Kompetenzen, die Ihre Arbeit jetzt bereichern können. Stellen Sie dieses Fachwissen dem Team zur Verfügung! Dabei muss aber deutlich werden, dass Sie „nur“ ein Angebot machen und die Entscheidung des Teams dazu akzeptieren können. Es geht darum, dass Sie als Experte oder Expertin auf einem Gebiet wahrgenommen werden. Daraus kann sich vieles entwickeln. Wenn es in der Teambesprechung um die Bearbeitung pädagogischer Themen geht (z.B. die Konzeptionsentwicklung), besitzen Berufsanfänger/-innen immer ein Mitspracherecht. Trauen Sie sich, von Ihren Wunschvorstellungen und Visionen zu sprechen: „Ich habe gelernt, dass … Es wäre wunderbar, wenn wir das umsetzen könnten!“
Ein Team verstehen
Das Arbeitsklima in der Einrichtung beeinflusst die Chance von Berufsanfänger(inne)n, ihr Wissen einzubringen. Die besten Voraussetzungen für eine konstruktive Zusammenarbeit von Anfänger(inne)n und Berufserfahrenen sind dann gegeben, wenn neben der erforderlichen Ernsthaftigkeit auch eine gewisse Heiterkeit existiert und dabei Achtsamkeit und Wertschätzung herrschen. Ein guter Teamgeist beflügelt den Austausch von Wissen. Aber so ist es leider nicht überall! Es kann auch demotivierend wirken, wenn in Teamsitzungen Einzelne etwas von ihrer Persönlichkeit offenbaren. Wenn jemand beispielsweise sofort abwertend auf die Beiträge anderer reagiert oder Desinteresse demonstriert, wird Sie das nicht sofort zur Mitsprache ermutigen. Bleiben Sie dann noch für kurze Zeit Beobachter/-in. Meist werden Sie feststellen können, dass es prinzipiell feste Rollenmuster gibt, die den Austausch von Wissen behindern. Das ist ein Problem des Gesamtteams und betrifft nicht nur Sie als „Neue“/„Neuer“. Sie sollten sich trotzdem ins Team einbringen. Eine professionelle Leitung wird so die störenden Verhaltensweisen Einzelner verstärkt wahrnehmen und sich bemühen, die Kommunikationsstruktur zu verbessern und Partizipation zu ermöglichen.
Ihr Wissen ist schon jetzt eine kostbare Schatzkiste. Sie werden noch oft die Chance haben, zusammen mit Ihrem Team davon zu profitieren - Sie haben aber auch die Pflicht, die Schatzkiste immer weiter zu füllen.