Ein Interview mit der Band „Deine Freunde“Beats und Bässe für die Kindertagesstätte

„Deine Freunde“, so nennt sich die wohl erste Hip-Hop-Band für Kinder, gelingt der Spagat zwischen Kindermusik und ausgereifter Popmusik. Mit ihrem Sound begeistern sie nicht nur Kinder, auch Erwachsene schämen sich nicht, die Lieder laut im Auto mitzusingen. Wer hinter diesem Phänomen steckt und ob es sich um eine neue Ära der Kindermusik handelt, erfahren Sie im Interview mit Florian Sump, dem Sänger von „Deine Freunde“.

  • kindergarten heute: Florian, wir haben gehört, eure Band ist entstanden, weil ihr für die Kita, in der du arbeitest, einen Rap gemacht habt. Kann man also sagen, „Deine Freunde“ ist eine Band, die im Rahmen der Kita-Arbeit entstanden ist?
  • Florian Sump: Ja, das kann man so sagen. In erster Linie habe ich damals aber festgestellt, dass es insgesamt zu wenig Musik gibt, die aus der Perspektive der Kinder berichtet und Themen behandelt, die Kinder interessieren. Außerdem haben wir als Band schnell Lust bekommen zu schauen, wie weit wir in diesen Kosmos eintauchen können und was es dort alles zu entdecken gibt.
  • kindergarten heute: Spielst du eigentlich deinen Schützlingen deine neuen Lieder, sozusagen als Testpublikum, vor?
  • Florian Sump: Bei der Entstehung unseres ersten Albums habe ich das noch getan. Da waren die Kinder mein thematischer TÜV. Wenn die es cool fanden, kam es auf die Platte. Mittlerweile sind wir aber so selbstsicher geworden in der Auswahl unserer Themen und der Musik, dass ich den Kindern die neuen Songs nur noch aus Spaß vorspiele. Meist ist unser Publikum auch ein bisschen älter als die Kinder, die ich betreue. Der Großteil ist da schon so zwischen 7 und 10 Jahre alt, also schon fast im Rentenalter.
  • kindergarten heute: Fließen Erlebnisse aus deinem Alltag als Erzieher in die Musik mit ein?
  • Florian Sump: Ich bin kein Erzieher, ich bin staatlich anerkannter Hiphopologe. Aber ja, die Berufserfahrung und das, was ich täglich mit den Kindern erlebe, fließt natürlich in unsere Songs mit ein. Hauptsächlich sind es die Erfahrungen aus der eigenen Kindheit und das Selbst-Erlebte und Selbst-Gefühlte, auf das wir unsere Lieder aufbauen. Ich glaube, das merken unsere Hörer/innen auch, dass wir genau wissen, was wir da erzählen. Eben weil es aus unserem eigenen Erfahrungsschatz kommt.
  • kindergarten heute: Trotz allem Schmunzeln und Augenzwinkern scheinen euere Texte doch immer einen pädagogischen Hintergrund zu haben. Wie geht ihr vor, wenn ihr einen Song schreibt?
  • Florian Sump: Ich schreibe aus einem Gefühl heraus einfach drauflos. Und währenddessen mache ich mir nicht eine Sekunde lang Gedanken über Pädagogik. Dass in unseren Songs manchmal auch bestimmte Werte vermittelt werden, liegt ganz einfach daran, dass diese Werte in uns als Menschen sind. Freundschaft, Zusammenhalt und Humor sind uns in der Band und auch als Einzelpersonen wichtig, also spiegelt sich das automatisch auch in unseren Liedern. Das passiert aber nicht berechnet.
  • kindergarten heute: Euere Musik begeistert Groß und Klein. Wolltet ihr Kindermusik machen und den Eltern gefällt sie nun zufällig auch oder war das so geplant?
  • Florian Sump: Nein, ursprünglich wollten wir wirklich nur einen neuen, frischen Sound für Kinder kreieren. Dass im Laufe der Zeit die Eltern auch Fans oder zumindest geneigte Zuhörer/innen geworden sind, war so nicht von uns geplant. Geplant war aber eh das Wenigste, wir haben einfach gemacht. Und heute freuen wir uns natürlich darüber, dass die Eltern bei unseren Konzerten ähnlich viel Spaß haben wie ihre Kinder. Das ist ein tolles Kompliment und auf unserem neuen Album „Kindsköpfe“ sind erstmalig auch ein paar Lieder für die Eltern dabei.
  • kindergarten heute: Ihr beschreibt Rolf Zuckowski als einen Kumpel und Paten. Dennoch unterscheidet sich seine und euere Musik ja sehr. Denkt ihr, es ist Zeit für eine neue Art der Kindermusik, vielleicht einen Generationswechsel?
  • Florian Sump: Nein, wir denken, dass jegliche Arten von Musik friedlich nebeneinander koexistieren sollten. Wer wären wir denn, anderen vorzuschreiben, was sie hören oder mögen sollen? Wir fanden nur, dass es eben auch mal Zeit für was Neues ist, was es so vielleicht bisher noch nicht gegeben hat. Einfach damit wieder ein besseres Gleichgewicht herrscht und auch die Kinder und Eltern auf ihre Kosten kommen, die Bock auf Hip-Hop, Pop oder elektronische Sounds haben.
  • kindergarten heute: Welches euerer Lieder würdest du in der Kita im Morgenkreis mit den Kindern singen und warum?
  • Florian Sump: „Attacke“ vom Album „Heile Welt“, weil es lustig ist und es auch einen kleinen Tanz dazu gibt, den die Kinder lieben. Manchmal auch unsere Version von „Häschen hüpf“, da gehen die Lütten (Anm. der Redaktion: Hamburger Dialekt für „die Kleinen“) dann richtig ab.
  • kindergarten heute: Gibt es euere Lieder als Noten oder Instrumental zum Singen in der Kita?
  • Florian Sump: Bis jetzt nicht. Vielleicht bringen wir irgendwann ein Liederbuch raus. Die Idee stand schon ein paar Mal im Raum. Dann aber für Grundschüler. Kitakinder und Noten finde ich gruselig, da muss ich an Leistungsgesellschaft denken. Geht Eis essen und auf Bäume klettern!
  • kindergarten heute: Was rätst du unseren Leser/innen im Bezug auf Musik in der Kita?
  • Florian Sump: Kindern im Kita- Alter würde ich lediglich das allerwichtigste Erlebnis im Zusammenhang mit Musik vermitteln wollen: ein bisschen Gefühl für Rhythmus und eine Menge Spaß!
  • kindergarten heute: Vielen Dank für das unterhaltsame Interview und viel Erfolg mit euerem neuen Album!

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