„Schaffe ich das?“, „Werde ich die Situation meistern?“, „Komme ich dieses Mal höher oder weiter als beim letzten Mal?“ Das körperliche Feedback zu ihren motorischen Fähigkeiten erhalten Kinder unmittelbar. Das Resultat ihrer selbstgewählten Herausforderung erweitert ihre Grenzen und schafft ein realistisches Körperbewusstsein. Gerade im Kleinkind- und Vorschulalter sind Selbstbewusstsein und Selbstkonzept eng mit motorischen Handlungserfolgen verknüpft. „Der Aufbau des ,Selbst‘ ist beim Kind wesentlich geprägt von den Körpererfahrungen, die es in den ersten Lebensjahren macht. Sie können damit auch als Grundlage der kindlichen Identitätsentwicklung angesehen werden“ (Zimmer 2014, S. 31). Niedrigseilelemente fördern insbesondere den Gleichgewichtssinn und die Tiefensensibilität der Kinder. Durch den wackligen Untergrund müssen sich Muskeln, Sehnen, Glieder und Gelenke in jedem Moment neu auf die Situation einstellen. Eine Höchstleistung der Sinnessysteme im menschlichen Körper. In jeder Sekunde fragt sich das Kind unbewusst: „Wo befindet sich mein Körper in Bezug zur Umgebung? Wie viel Kraft muss ich aufwenden, damit ich stabil bin? Welche Körperteile benötigen Spannung? Wie reagiere ich auf eine Störung in meiner augenblicklichen Position?“ Nachfolgend werden Fotos von Seilaufbauten gezeigt, die wenig Vorbereitungszeit und technisches Know-how benötigen.
Pädagogische Aspekte
Grundsätzlich sollten Kinder die Niedrigseilelemente ohne Hilfe von Erwachsenen begehen und nutzen können. Auch der Auf- und Abstieg sollte ohne Hilfestellungen möglich sein. Empfehlenswert ist, dass die Aufbauten unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufweisen und die Kinder, gemäß ihren motorischen Fähigkeiten, selbst wählen können. Für das Selbstbewusstsein des Kindes ist es wichtig, eine Aufgabe allein geschafft zu haben und zu erleben, dass andere am Erfolg, aber auch am Misserfolg Anteil nehmen.
Sicherheitsaspekte
- Geprüfte Alpinmaterialien nutzen (keine Karabiner und Seile aus dem Baumarkt)
- Der weiche Waldboden bietet einen guten Fallschutz. Dennoch sollte auf Baumstümpfe, Äste und Stöcke im unmittelbaren Umfeld der Seilelemente geachtet und Hindernisse sollten entfernt werden.
- Bäume oder Äste, an denen Seilelemente befestigt werden, sollten gesund sein und einen Durchmesser von mindestens 20 cm haben. Ein vorheriger Belastungstest durch einen Erwachsenen ist sinnvoll.
- Grundsätzlich sollte die Fallhöhe nicht über 70 cm liegen.
Burma-Brücke
Die Burma-Brücke hilft den Kindern, über einen imaginären See mit Krokodilen zu gelangen. Das Balancieren fördert den Gleichgewichtssinn, die Trittsicherheit sowie den Ausbau des Bewegungsapparats. Das Holzelement eignet sich, um erste Erfahrungen für das Balancieren auf dem Seil zu sammeln. Aufbauend kann die Burma-Brücke in zahlreichen Variationen dem Schwierigkeitsgrad angepasst und mit weiteren Materialien ergänzt oder verändert werden. Zum Beispiel, indem zwei Kinder von unterschiedlichen Seiten beginnen.
Schwebebalken (Mohawk-Walk)
Legt man einen dicken Baumstamm über eine gedachte Felsspalte, entsteht eine Brücke. Beim Drübergehen brauchen die Kinder Gleichgewicht, das zum Beispiel auch die Mohawk-Indianer bei ihrer schwierigen Hochbauarbeit brauchen. Schwieriger wird die Übung, wenn über dem Holzbalken zum Beispiel kleine Glocken an Ästen hängen, die die Kinder beim Überschreiten der Brücke berühren sollen.
Lianenschwung (mit oder ohne Sitzteller):
An einem dicken Tau, das an einem Ast oder schiefen Baumstamm hängt, schwingen die Kinder über einen imaginären Fluss. Dabei bauen sie Kraft auf, üben ihre Geschicklichkeit und räumliche Orientierung. Selbstvertrauen erfahren Kinder durch den Absprung oder wenn das Seil durch unterschiedliche Bewegung in Schwingung kommt.
Tipp: Alle Niedrigseilelemente können nach den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder immer wieder neu angepasst und verändert werden. Dabei können die Kinder einbezogen werden, um ihre eigenen Grenzen ausreizen zu lernen.