"Erfreuen Sie sich jeden Tag an dem ehrlichen Feedback der Kinder."
Diese zehn Tipps gebe ich neuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Natürlich bekommt jede/-r auch individuelle Hinweise. Doch diese zehn sind es, die für viele hilfreich sind.
1. Authentisch sein
Zeigen Sie sich mit Ihrer gesamten Persönlichkeit, genau so, wie Sie sind. Das ist leicht gesagt, ich weiß. Das bedeutet für mich, sich selbst treu zu bleiben sowie zu eigenen Überzeugungen zu stehen und danach zu handeln. Gehen Sie davon aus, dass alle in der Kita Stärken und Schwächen haben. Umso schneller lernen Sie ein Team kennen, umso besser wissen Sie, was Sie wann voneinander erwarten können.
2. Lernen Sie die Strukturen und alle Mitarbeiter/-innen kennen
Die Kita ist ein System mit vielen Beteiligten. Es ist nicht möglich, von heute auf morgen alle gleich kennenzulernen und ihre Besonderheiten zu identifizieren. Gehen Sie deswegen systematisch vor. Beginnen Sie mit der Leitung und der Stellvertretung. Nutzen Sie Gesprächsangebote von den beiden und stellen Sie viele Fragen. Konzentrieren Sie sich zunächst auf Ihre eigenen Bezugskinder und deren Familien, ehe Sie andere Personen einbeziehen. Setzen Sie Ihre eigenen Handlungen immer in Beziehung zu denen der Kinder, Eltern und Kollegen/-innen. Sie alle gestalten die Kita und stehen miteinander in Wechselwirkung.
3. Arbeiten Sie sich Schritt für Schritt in den Tagesablauf ein
Ein gut strukturierter Tagesablauf ist Voraussetzung dafür, dass sich alle Beteiligten im System Kita orientieren können. Dabei sollten wir Erwachsenen nicht vergessen, dass die Kinder diesen hauptsächlich gestalten. Am wichtigsten ist die innere Orientierung. Sie ist Basis für Flexibilität und Wandelbarkeit. Das gilt besonders für den Alltag. Je klarer und verankerter die verhandelten Abläufe sind, umso leichter können neue Ideen realisiert werden. Es kommt darauf an, genau zu wissen, wann und welche Abläufe die Sicherheit aller Beteiligten gewährleisten. Übernehmen Sie hierfür nicht gleich Verantwortung. Arbeiten Sie sich langsam ein. Überlassen Sie die Durchführung von Angeboten und Projekten erst noch Ihren Kollegen/-innen. Zunächst haben die täglich wiederkehrenden Aktivitäten wie Ankommen und Verabschieden, Mittagessen, Schlafen etc. Vorrang.
4. Herantasten an das pädagogische Konzept
Sie haben sich für eine Kindertagesstätte und ein pädagogisches Konzept entschieden. Dort wird nach bestimmten Kriterien gearbeitet. Und zudem bildet der Orientierungs- bzw. Bildungsplan des jeweiligen Bundeslandes den Rahmen. Sicher ist das eine Vielzahl pädagogischer Denkansätze, die nun auf Sie einwirken. Versuchen Sie, sich einen Überblick zu verschaffen. Lernen Sie schrittweise, theoretisch erworbene Kenntnisse in der Praxis einzuüben. Freuen Sie sich darauf, gemeinsam mit Ihren Kollegen und Kolleginnen zu philosophieren. Bringen Sie Ihre Denkweisen mit. Ich freue mich immer auf die Auseinandersetzung und auf neue Blickwinkel. In Bezug auf Ihre Arbeit in der Gruppe, mit den Kindern und deren Familien kann das Portfolio eine große Hilfe darstellen. Versuchen Sie Übergaben mit den Mitarbeitern/-innen zu organisieren, die vor Ihnen das Portfolio des Kindes geführt haben.
5. Füllen Sie theoretische Kenntnisse mit Praxiserfahrung
Während Ihrer Ausbildung haben Sie viel Theorie gelernt. Damit haben Sie Fähigkeiten erworben, die es Ihnen erlauben, sich schnell in neue Aufgabengebiete einzuarbeiten. Die erfahrenen Praktiker und Praktikerinnen haben vielleicht einen anderen Blick auf bestimmte Situationen. Beobachten Sie deshalb zuerst und stellen Sie Ihre Fähigkeiten dosiert zur Verfügung. Machen Sie sich immer wieder bewusst, dass Praxis und Theorie oft weit voneinander entfernt sind. Hören Sie genau zu und füllen Sie die pädagogischen Begrifflichkeiten mit dazu gehörenden Praxisbeispielen. Lassen Sie nicht gleich den Kopf hängen, wenn sich die Praxis nicht mit Ihren theoretischen Vorstellungen deckt. Ich empfehle ein pädagogisches Tagebuch, um die vielen neuen Eindrücke zu strukturieren. Auch ich greife immer wieder gern darauf zurück, damit keine Sachverhalte in Vergessenheit geraten. Im Nachhinein kann ich so gewichten, welche Fakten Priorität in der täglichen Arbeit haben. Indem Sie das eigene Handeln (täglich) reflektieren, schätzen Sie das persönliche Befinden ein. Sammeln Sie auch Praxisbeispiele. Sie gewinnen so Wissen über Ihre eigenen Stärken und die Gebiete, in denen Sie dazulernen möchten.
6. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile
Nehmen Sie Stärken und Schwächen Ihrer unmittelbaren Mitarbeiter/-innen wahr. Von wem können Sie was lernen? Das ist eine zentrale Frage, wenn man neue Aufgaben zu meistern hat. Beobachten Sie Ihre Kollegen und Kolleginnen gut und überlegen Sie sich, wo es sich lohnt, noch genauer hinzuschauen. Dazu gehört Mut! Stellen Sie Fragen, immer dann, wenn noch Unklarheiten bestehen. Stellen Sie auch Gewohnheiten infrage. Ihr noch ungeübter Außenblick kann für die Institution eine große Bereicherung sein. Suchen Sie sich Verbündete. Wer hilft mir in welcher Situation? Nutzen Sie hierfür unbedingt teambildende Maßnahmen, die von einer guten Leitung extra für Ihre Situation geplant werden. Seien Sie neugierig auf Ihre Kollegen/-innen und beobachten Sie, wie die Kultur des Zusammenlebens in der Einrichtung gepflegt wird.
7. Weniger ist mehr
Bei all der Vielzahl an Aufgaben: Teilen Sie Ihren Tag so ein, dass es immer Zeitpuffer für Unvorhergesehenes gibt. Gehen Sie langsam und sorgfältig vor. Achten Sie auf Zeichen, die Ihnen Ihr Körper sendet. Das Tempo bestimmen Sie. Keiner erwartet alles gleich vom ersten Tag an. Ihre ersten selbstverantworteten Tätigkeiten sind im Blickfeld aller. Natürlich werden Sie beobachtet. Deshalb ist weniger mehr. Achten Sie unbedingt auf die Qualität der Ausführung Ihrer Aufgaben.
8. Achten Sie auf Ihre Work-Life-Balance
Ihr Körper muss sich auf Neuigkeiten einstellen. Ein neuer Tagesrhythmus muss verkraftet werden. Nutzen Sie die geplante Pause zur Erholung. Verlassen Sie die Kita und konzentrieren Sie sich auf sich. Zudem ist die Kita für das Immunsystem eine Herausforderung. Planen Sie deshalb Entspannungszeiten ein. Halten Sie sich an der frischen Luft auf und treiben Sie unbedingt weiterhin Sport. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie die Belastungen des Alltages über einen längeren Zeitraum verkraften.
9. Übernehmen Sie Verantwortung und punkten Sie mit Motivation
Wenn Sie für eine Aufgabe/Sache, die Ihnen Spaß macht, Verantwortung übernehmen, dann zeigen Sie Motivation. So können Sie beweisen, dass Sie sorgfältig und strukturiert Aufgaben lösen. Und Sie zeigen allen anderen Ihre Fachlichkeit, die Sie während Ihrer Ausbildung erworben haben. Sicher finden Sie schnell eine Aufgabe, die Sie gut beherrschen, zum Beispiel: ein Thema im Team vortragen, eine Power-Point-Präsentation für den Elternabend vorbereiten usw.
10. Erfreuen Sie sich jeden Tag an dem ehrlichen Feedback der Kinder
Was gibt es Schöneres als Gespräche mit den Kindern, die ihren Gefühlen Ausdruck verleihen? Genießen Sie es, Kinder zu begleiten. Dabei wünsche ich Ihnen täglich neue Freude.
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