Antworten aus der Community
LÖNCHEN LILA: Ich als Leitung stelle für die Aufnahmegespräche eine Mappe mit Informationen über die Einrichtung zusammen. Die Gespräche führen die Teamkolleg(inn)en, zu denen die Kinder kommen, dann selbst! Mir ist wichtig, dass die Erzieher/-innen alles Wichtige über die Kinder wissen! Ich lasse mich dann einfach informieren. … Weiterlesen auf www.facebook.com/herder.paedagogik
KARIN WESSLING: Bei uns ist es ähnlich wie bei Anke Geheimßler und Lönchen Lila: Nach der Vertragsunterzeichnung mit den Eltern schauen wir, welche Gruppe wir für das Kind als geeignet empfinden (Elternwunsch, Alters- und Geschlechtsmischung, potenzielle Spielpartner/ -innen, ...). Auf einem Elternabend stellen wir die Zuordnungen den Eltern vor und begründen sie. Die Kolleg(inn)en der Gruppe vereinbaren dann einen Termin zu einem Kennenlerngespräch mit den Eltern. In diesem werden mit Hilfe eines Fragebogens Essgewohnheiten, Allergien, Absprachen zur Gestaltung der Eingewöhnung usw. besprochen. Ich als- Leitung bekomme dann eine Rückmeldung. Nach einigen Wochen in der Kita führen wir ein weiteres Gespräch: „Wie … Weiterlesen auf www.facebook.com/ herder.paedagogik
MANDY KOLBERG: Ich habe einen Fahrplan erstellt: 1. Alle wichtigen Dinge über das Team und die Kita benennen. 2. Alles erfragen, was ich über das neue Kind wissen muss, um ihm/ ihr den Einstieg in die Kita so schön wie möglich zu gestalten.
Meistens finden Erstgespräche1 schon vor der Kita-Zeit eines Kindes statt. Sie sind Türöffner für den künftigen Kontakt und legen die Grundlagen für die spätere Kommunikation mit den Familien. Fühlen sich die Eltern beim Erstgespräch nicht wohl, dauert es danach viel länger, eine gute Beziehung zum Kind und seinen Eltern aufzubauen. Auch Erstgespräche gehören zu den pädagogischen Gesprächen und werden absichtlich und zielgerichtet zwischen Eltern und Fachkräften zum Wohle der Kinder initiiert und durchgeführt.
Die Eltern informieren
Das Erstgespräch dient zum einen dazu, die Eltern zu informieren. Die Leiterin/der Leiter oder die Erzieherin/der Erzieher stellt den Eltern das Konzept, die Ziele und das Leitbild der Einrichtung vor. Dazu helfen die Konzeptionsschrift, besser aber Fotos oder durch die Räume der Einrichtung zu gehen. Vor allem Eltern, die kein oder nur sehr wenig Deutsch verstehen und sprechen, sind dankbar, wenn sie nicht mit zu viel Text konfrontiert werden. Die Moderation des Gesprächs ist Aufgabe der Fachkraft und das wichtigste Werkzeug für sein Gelingen. Ihre persönliche Haltung und Einstellung prägt die Erwartungen der Eltern und Kinder an die institutionelle Tagesbetreuung.
Selbst Informationen erhalten
Zum anderen geht es darum, zahlreiche und differenzierte Informationen über das Kind und die Familie zu erhalten. Eltern sind die Expert(inn)en für das bisherige Aufwachsen ihrer Kinder. Sie haben die Entwicklung ihrer Kinder von Anfang an begleitet und durch ihre Beziehungsgestaltung und das familiäre Umfeld beeinflusst. Sie kennen die Angewohnheiten der Kinder und wissen um die Werte und Normen, die in ihrer Familie vermittelt werden. Die meisten Eltern verstehen die gestischen oder sprachlichen Äußerungen ihrer Kinder. Sie können Auskunft geben über Ess- und Schlafgewohnheiten, über Übergangsobjekte, Schnuller und deren Gebrauch oder über besondere Verhaltensweisen eines Kindes. Fachkräfte müssen erfahren wollen, wo und wie sie mit dem Kind am schnellsten und sichersten in Kontakt kommen. Diesen Wunsch nach Information gilt es den Eltern gut zu erklären, damit diese nicht das Gefühl haben, ausgefragt zu werden. Gefühlsmäßig wirken Erstgespräche ein bisschen wie Prüfungen, bei denen Fachkräfte, Eltern und Kinder einer Erstbeurteilung ausgesetzt sind. Alle wissen, dass der erste Eindruck, den sie aufeinander machen, für den Start einer guten Beziehung bedeutend ist. In vielen Einrichtungen übernimmt die Leitung das Erstgespräch. Sollte die Bezugsgruppe des aufzunehmenden Kindes schon bekannt sein, ist es hilfreich, die/den künftige/-n Bezugserzieher/-in zeitweise hinzuzuziehen oder diese/-n im Anschluss an das Gespräch in ihrem/seinem Raum zu besuchen. Es ist für Eltern wichtig zu wissen, wem genau sie das Kind übergeben werden. Sie wollen es nicht einer Institution anvertrauen, sondern Personen, denen sie vertrauen. In vielen Einrichtungen werden die Eltern gleich beim Erstgespräch „erzogen“. Sie erhalten Listen mit Dingen, die mitzubringen, zu beachten oder zu unterlassen sind. Oft sollen sie auch schon alles Mögliche unterschreiben. Das erzeugt nicht selten Widerstand und kostet Nerven. Dabei erkennen viele Eltern während der Eingewöhnungszeit selbst, was es alles braucht und wie sie ihr Kind am besten unterstützen können.
Das Gespräch vorbereiten
Das Erstgespräch ist das Muster für alle weiteren Gespräche. Die folgenden Aspekte können bei der Vorbereitung jedes Gesprächs mit Eltern hilfreich sein.
Strukturelle Vorbereitung:
- Stimmen Sie den Zeitpunkt, die Dauer und das Ziel des Gesprächs (Beispiel: „sich kennen lernen“ oder „über die Entwicklung des Kindes im letzten halben Jahr berichten“) mit den Familien und gegebenenfalls mit zu beteiligenden Teammitgliedern ab.
- Planen Sie den Termin früh genug und schlagen Sie einen Termin vor, der für das Ziel des Gesprächs passend ist. Kommen Sie, wenn möglich, den elterlichen Zeitwünschen entgegen.
- Laden Sie unbedingt alle Erziehungsberechtigten ein, zum Beispiel Mutter und Vater. Respektieren Sie aber, wenn nicht alle kommen. Für das Erstgespräch: Fragen Sie die Eltern, ob sie ihr Kind zum Gespräch mitbringen werden. Falls die Eltern mit dem Kind schon an einem Schnuppernachmittag in der Einrichtung waren, ist das Kind zumindest einigen Fachkräften im Team schon bekannt.
- Informieren Sie Eltern über die geplante Gesprächsdauer. Skizzieren Sie die Gesprächsinhalte und das Gesprächsziel und bitten Sie um das Einverständnis der Eltern zum Vorgehen. Das signalisiert Partizipationsbereitschaft und Wertschätzung. Achten Sie darauf, dass Sie genügend Zeit für das Gespräch reservieren.
- Achten Sie auf eine ausgewogene Gesprächssituation. Für das Erstgespräch würde ich nicht empfehlen, dass zwei Fachkräfte dabei sind. Sie könnten die erziehungsberechtigte(n) Person(en) einschüchtern und sie daran hindern, ungezwungen und authentisch zu sein. Für spätere Gespräche können mehrere Fachkräfte, die das Kind zum Beispiel in der offenen Arbeit kennengelernt haben, mit dabei sein. Da werden die Teamressourcen den Ausschlag geben, ob Gespräche mit Eltern in Doppelbesetzung oder mit einer Fachkraft stattfinden können.
- Bereiten Sie den Gesprächsraum vor. Ideal sind ein gut gelüftetes Besprechungszimmer und ein runder Tisch. Ungeeignet für Gespräche mit Eltern sind Bürotische. Sie symbolisieren schnell eine Vorgesetzten-Untergebenen- Beziehung. Stellen Sie Wasser und Gläser bereit.
- Sorgen Sie dafür, dass keine Störungen auftreten; das heißt: Telefon umstellen, Schild „Bitte nicht stören“ an die Tür hängen etc. Eltern sollen sich wertgeschätzt fühlen und spüren, dass Sie ihnen nun die ganze Aufmerksamkeit widmen wollen.
Inhaltliche Vorbereitung:
- Klären Sie, wozu Sie dieses Gespräch führen: Welches Ziel möchten Sie erreichen? Und wechseln Sie die Perspektive: Was glauben Sie, wollen ihre Gesprächspartner/-innen erreichen?
- Überprüfen Sie Ihre eigene Haltung gegenüber der Familie, die da zu Ihnen kommen wird: Was denken oder wissen Sie über die Familie? Machen Sie sich frei von Vorurteilen, indem sie sich diese ins Bewusstsein rufen und aktiv dagegen ankämpfen.
- Empfangen Sie die Familie möglichst im Eingangsbereich der Einrichtung und begleiten Sie sie in den Raum, in dem das Gespräch stattfindet. Begrüßen Sie die Eltern freundlich und zugewandt. Lächeln hilft immer. Nutzen Sie Small Talk, um das Eis zu brechen. Zum Beispiel: „Wie war die Anfahrt? Finden Sie das Wetter auch so … ?“ Lassen Sie die Eltern spüren, dass sie willkommen sind.
- Bieten Sie beim Erstkontakt und ggf. auch in späteren Gesprächen eine Führung durch die Einrichtung an, bevor Sie das Gespräch beginnen. Weisen Sie auf Besonderheiten der Einrichtung oder auf Veränderungen hin.
- Legen Sie Informationsmaterialen zur Einrichtung und Fotos oder Berichte zum pädagogischen Alltag auf den Tisch. Achten Sie darauf, dass keine Unterlagen herumliegen, die andere Kinder oder Eltern betreffen (Datenschutz).
- Stellen Sie ggf. in einem Korb Spielsachen für das Kind bereit, die zum ruhigen Spiel anregen: Puppe, Bilderbuch, Bauklötze, Montessori- Material o.Ä.
- Kommunikationsregel: Hören Sie aktiv zu, bewerten Sie nicht und fragen Sie nach.
Je besser es gelingt, mit Eltern wertschätzend zu sprechen, desto größer ist die Chance, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gelingt. Wenn zwischen Fachkräften und Eltern eine gute Beziehung besteht, spüren das die Kinder. Ihnen ist es wichtig, dass Mama oder Papa die neue Bezugsperson mögen und akzeptieren. Dann können sie diese neue Person auch mögen.
Fortsetzung folgt …
Teil 2 dieses Beitrags erscheint in der Ausgabe 3_2017 von kindergarten heute.