Mit Kindern und Eltern gemeinsam das Portfolio gestaltenEntwicklung im Dialog dokumentieren

Mehrere Perspektiven schaffen ein umfassendes Bild: Wenn Fachkräfte, Kind und Eltern am Portfolio mitwirken, dann kann die Entwicklung des Kindes ganzheitlich aufgezeigt werden. Was dafür spricht und wie es geht.

Entwicklung im Dialog dokumentieren
© Thomas Lepold, Ansbach

Was ist unter dialogischer Portfolio-Arbeit zu verstehen und was macht diese aus?

Ein dialogisches Portfolio beinhaltet – in einem ausgeglichenen Verhältnis – Dokumentationen über das Kind (= Portfolio-Einträge von den Fachkräften oder Eltern) und Dokumentationen vom Kind (Sammlung von Einträgen vom Kind). Wenn Fachkräfte, Kind und Eltern mitwirken, dann kann die Sammlung an Dokumenten die Entwicklung des Kindes ganzheitlich aufzeigen. Die Lebenswelten Familie und Kita, in denen sich das Kind bewegt, können so zusammenkommen. Und: Wenn Kindern im Portfolio Raum für ihre eigene Sicht gegeben wird, dann erleben Pädagog(inn)en und auch Eltern einen neuen Blick auf die Kinder und ihr Denken. Diese Perspektive wäre sonst vielleicht verborgen geblieben. Die dialogische Portfolio-Arbeit zeichnet sich also dadurch aus, dass sie allen Beteiligten die Möglichkeit bietet, an der Dokumentation zu partizipieren. Der Austausch zwischen den Beteiligten steht im Mittelpunkt. Dazu gehören Gespräche zwischen den Fachkräften, zwischen Fachkraft und Kind, genauso wie zwischen den Eltern und dem Kind oder den Fachkräften. Und zwar just während etwas ins Portfolio eingetragen wird, genauso wie direkt danach oder als Reflexion mit etwas zeitlichem Abstand. Es geht außerdem darum, Alltagssituationen aktiv zu nutzen und die Entwicklungsdokumentation als integralen Teil der Bildungsarbeit der Kita zu sehen.

Welche Rolle nehmen Fachkräfte in der dialogischen Portfolio-Arbeit ein?

In der dialogischen Portfolio-Arbeit nehmen Fachkräfte drei Rollen ein: Beobachter/-in, Entwicklungsbegleiter/-in und Moderator/-in. Die Moderation ist besonders hervorzuheben. Beispielsweise lenkt die Fachkraft, während sie beobachtet, die Aufmerksamkeit des Kindes auf Schlüsselmomente. Das Kind lernt dadurch, seine Handlungen bewusst wahrzunehmen. Während der Dokumentation hilft die Fachkraft dem Kind zu gestalten und zu selektieren. Anschließend ist es ihre Aufgabe, Kind und Eltern anzuregen, sich mit dem Entwicklungsordner aktiv auseinanderzusetzen. Unabhängig davon, wie sehr die Kinder das Portfolio mitgestalten, trägt die Fachkraft die Verantwortung für das Portfolio. Sie bringt Kind und Eltern das Wesen der Dokumentation näher und stößt den Dialog an.

Wie kann ich mit den Kindern in den Dialog gehen?

Das Einbeziehen der Kinder steht in der Arbeit mit dem dialogischen Portfolio im Zentrum. Aber bitte nicht falsch verstehen! Es geht nicht darum, die Kinder an allem zu beteiligen. Sondern: Die professionelle Perspektive der Fachkräfte auf die Kinder soll um die Perspektive der Kinder ergänzt werden. Selbstverständlich gilt dabei, die Entwicklung des einzelnen Kindes zu berücksichtigen. Alltagssituationen sind ein wunderbarer Anlass, um in den Dialog zu treten. Das kann bereits im Kleinen geschehen, wenn das Kind ein Bild gemalt hat und die Fachkraft mit dem Kind darüber spricht, welchen Titel es dem Bild geben möchte. Warum nicht einfach weitere Informationen des Kindes zum Kunstwerk sammeln? Vielleicht können diese auf einem zusätzlichen Blatt Papier notiert oder sogar als Audioaufnahme hinzugefügt werden. Dabei gilt es, sich mit dem Kind zu verständigen und nachzufragen, ob es das auch möchte. Natürlich können Sie auch „feste“ Portfoliozeiten integrieren, zum Beispiel mit einem regelmäßigen Portfolio-Stuhlkreis im Wochenplan. Dort können die Kinder, die möchten, über einen ihnen wichtigen Portfolio-Eintrag berichten.

Welche Elemente kann ich einbinden?

Es gibt keine Vorgabe(n) dazu, wie ein Portfolio auszusehen hat und welche Elemente einzubinden sind. Die Gestaltung hängt stets von den Rahmenbedingungen ab. Das kann von einem Konzept zur Portfolio-Gestaltung innerhalb der Einrichtung bis hin zur völlig individuellen Gestaltung von Kind zu Kind reichen. Hier ein paar Ideen, die über die klassische Gestaltung hinausgehen:

Tonaufnahmen: Sie eignen sich zum Beispiel dann, wenn ein Kind in der Krippe seine ersten Wörter spricht. Neben der Bedeutung der ersten Wörter ist beim Sprechenlernen doch gerade die Aussprache ganz besonders. Diese können Sie so wunderbar festhalten.

Interviews: Zum Beispiel können Sie die Kinder zu ihren Interessen, Freundinnen und Freunden und zu ihrer Familie befragen. Je nach Alter der Kinder können die Dauer des Interviews und die Konkretisierung der Fragen variieren. Die Fragen müssen auch nicht unbedingt vorgegeben sein. Man erfährt auch viel über die Interessen, wenn man die Kinder mitentscheiden lässt, welche Fragen sie gerne beantworten würden. Das Interview kann man schriftlich festhalten oder auch aufnehmen.

Schatzkisten: Eine schöne Kiste oder selbst gestaltete Box kann dazu dienen, „Schätze“ zu sammeln. Schätze sind Dinge, die das Kind bedeutsam oder interessant findet, wie ein Geschenk vom Freund. Es erzählt etwas über die Freundschaft. Ebenso kann auch ein Grashalm daran erinnern, wie das Kind bei einem Spaziergang das Pfeifen mit solchen Grashalmen gelernt hat. Das Schöne bei der Schatzkiste ist, dass das Kind die bedeutsamen Momente auch noch im Nachhinein begreifen kann. Ähnlich wie beim Portfolio- Ordner ist daher auch bei einer Schatzkiste der Zugang so wichtig. Und dabei dürfen die einzelnen Gegenstände mit der Zeit auch gerne abgegriffen sein. Schließlich ist das ein Zeichen dafür, dass sich das Kind gerne mit seinem Portfolio auseinandersetzt.

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