FREDERICA (4;11 J.): „Weißt du, wir haben uns ausgedacht, dass wir fliegen wollen, und da brauchen wir Flügel. Denn niemand kann einfach so fliegen, da braucht man Spezialflügel.“
ERZIEHERIN: „Ich weiß, viele Menschen haben schon probiert zu fliegen und sich Flügel gebaut, das ist sehr schwierig.“
JONAS (5;2 J.): „Weißt du, wir brauchen viele Klebestreifen, es muss gut halten.“
FREDERICA: „Meine Flügel sind fertig!“
ERZIEHERIN: „Möchtest du die Flügel ausprobieren, mal nur vom Sessel?“ Frederica steigt entschlossen auf den Sessel, flattert fest mit den Armen und hüpft herunter.
FREDERICA: „Ohne Wind flattern ja Flügel nicht. Weißt du, ich probiere es im Schatten auf der Terrasse aus. Dann fliege ich gleich nach Hause, dann bin ich früher da.“
JONAS: „Ich mache morgen weiter, ich hab echt viel Klebestreifen verbraucht.“
FREDERICA: „Ich mach neue Flügel, meine sind zu locker.“ Eine zweite Erzieherin bringt sich ins Gespräch ein und merkt an, dass Menschen eigentlich nicht fliegen können.
JONAS (VERWUNDERT): „Was, du bist schon so groß und kannst nicht fliegen?!“
FREDERICA: „Eigentlich geht’s nur, wenn man leicht ist, der Wind trägt einen nur, wenn man ganz leicht ist.“
So schnell das Interesse gekommen ist, ist es auch wieder verebbt – Frederica holt sich ein Spiel aus dem Regal. Jonas versucht noch einige Male, sie zum Flügelbasteln zurückzurufen. Dann legt auch er seine Flügel weg und spielt etwas anderes. Die Kinder haben sich auch nach dem Wochenende nicht mehr mit der Idee vom Fliegen beschäftigt. Da arbeiten sie stundenlang in einer Intensivität, die unglaublich ist, und danach ist es erledigt und es gibt dazu nichts mehr zu sagen. Für mich war es sehr spannend zu erkennen: Wir können den Kindern nicht in ihre Spielwelten folgen, wir können ihnen nur Raum geben.
Das Gespräch wurde in einem Kindergarten in Wien von Maria Sieberer-Semo dokumentiert.