Antworten auf Fragen von Berufseinsteiger/-innenWas erwartet mich in der Aufgabe als Gruppenleitung?

„Die Aufgaben und Funktionen einer Gruppenleitung hängen von der Größe der Einrichtung und dem pädagogischen Konzept ab.“

„Was erwartet mich in der Aufgabe als Gruppenleitung?“
© link: Sophie Lindenau (privat); rechts: Christiane Berndt (privat)

Antworten aus der Community

Ottilie Schuh Was ich besonders wichtig finde: Hierachiedenken ablegen. Vor allem ist Teamarbeit mit der Gruppenkollegin/dem Gruppenkollegen sehr wichtig. Unbedingt Aufgaben an sie/ihn abgeben. Sich auf Augenhöhe begegnen.

GYDE CLODIUS Von dir werden Einsatzbereitschaft, Erfahrung, Kompetenz und ein freundliches Wesen erwartet.

JENNIFER ROTHE Du musst – wie alle anderen auch – die pädagogische Arbeit transparent machen, im Speziellen gegenüber Eltern. Du solltest dich freiwillig mit entsprechender Fachliteratur auseinandersetzen wollen. Und dich erwartet die Planung von pädagogischen Angeboten unter Berücksichtigung aller Bereiche, die in den Bildungsleitlinien festgelegt sind. Du brauchst: Methodenvielfalt, Engagement, Toleranz gegenüber anderen Kulturen, Empathie, Feinfühligkeit, Konfliktlösungsorientierung, Herz und Hand. Dich erwarten: Partizipatives Arbeiten, Gestaltung von Räumen, Elterngespräche.

DAGMAR VENNEMA Du musst Verantwortung für eine Gruppe übernehmen. Das heißt: Planung und Organisation, pädagogisches Handeln, Elternarbeit, Anleiten von Kindern und Auszubildenden, Entwicklungsdokumentationen führen, Zusammenarbeit mit anderen Institutionen.

Die Standardaufgaben einer Gruppenleitung gibt es nicht, Zuständigkeiten und Funktionen hängen u. a. von der Größe der Einrichtung und dem pädagogischen Konzept ab. In einer Kita mit vielen Kindern arbeiten auch andere Gruppenleitungen, so sind evtl. bestimmte Zuständigkeiten bei Personen mit speziellen Fähigkeiten verortet. In kleinen Einrichtungen mit einer oder zwei Gruppen fungieren Gruppenleitungen manchmal als eine Art Stellvertretung der Kita-Leitung. In Teams, die nach dem offenen Konzept arbeiten, bedarf es enger Kommunikation, um Zuständigkeitsbereiche abzusprechen. Aufgaben wie Dokumentation, Elterngespräche oder Planung können dann gruppenübergreifend und den Wissens- oder Erfahrungsbereichen der einzelnen Teammitglieder entsprechend verteilt werden. Eine spezielle Gruppenleitung fällt dann vielleicht weg oder formiert sich aus einer bestimmten Aufgabe oder Persönlichkeit.1

Vier Kernaufgaben

Die Aufgaben einer Gruppenleitung bleiben unabhängig von Einrichtungsgröße und pädagogischem Konzept die gleichen. Sie sind im Kita-Gesetz im § 7 Abs. 7 von Baden-Württemberg beispielsweise folgendermaßen festgehalten. Tätigkeitsziele von Gruppenleitungen sind:
1. die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu fördern;
2. die Erziehung und Bildung in der Familie zu unterstützen und zu ergänzen;
3. die Eltern im Hinblick auf die Vereinbarung von Erwerbstätigkeit und Kindererziehung zu unterstützen und
4. andere bei der Erfüllung der Aufgaben nach den Nummern 1 bis 3 mitwirkende Fach- und Zusatzkräfte anzuleiten.2

Aus dieser Zielstellung resultiert konkret:3

Pädagogische Arbeit mit Kindern

  • Betreuung, Bildung und Erziehung der Kinder unter Berücksichtigung der Konzeption des Trägers und des Bildungsplanes des jeweiligen Bundeslandes
  • Organisation des Gruppenalltags, Vorbereitung von Festen und Ausflügen, Gestaltung des Tagesablaufs

Kleinteamleitung

  • Dienstplanerstellung für das Kleinteam – in Abstimmung mit der Leitung und unter Berücksichtigung der Fähigkeiten und Stärken der einzelnen Mitarbeitenden
  • Kenntnis der gesetzlichen Vorgaben sowie Hygiene- und Sicherheitsstandards und Beaufsichtigung von ihrer Einhaltung
  • Anleitung von Zweitkräften und Praktikant( inn)en
  • Reflexion der Arbeit

Zusammenarbeit mit Eltern

  • Informationsweitergabe an Eltern/Sorgeberechtigte
  • Führung von Aufnahme-, Entwicklungsund Hilfeplangesprächen
  • Beratung von Eltern/Sorgeberechtigten, z. B. bei Erziehungsproblemen, Entwicklungsschritten, aber auch zu weiterführenden Hilfsangeboten
  • in Krisen Zusammenarbeit mit der Leitung und externen Beratungskräften

Konzeptionelle Arbeit

  • Mitarbeit an der stetigen Fortschreibung der pädagogischen Konzeption
  • Kennen des Sozialraums der Kinder und dessen Einbeziehen in die pädagogische Arbeit

Beobachtung

  • Dokumentation des Tagesgeschehens und der pädagogischen Arbeit
  • Führen der Gruppenbücher oder Delegation dessen
  • Schreiben von Förderplänen und Entwicklungsberichten
  • Durchführen von Beobachtungen und Pflege von Entwicklungsportfolios

Netzwerkarbeit

  • Organisation von Besprechungen im Team
  • Leitung von Reflexionsgesprächen, Teamberatungen und Dienstbesprechungen
  • Teilnahme an allen Personal- bzw. Dienstberatungen, die vom Träger oder der Leitung einberufen werden, und gruppenübergreifende Organisation gemeinsam mit anderen Gruppenleitungen
  • Kooperation mit Institutionen wie Schulen, Ärzt(inn)en, Therapierenden oder dem Jugendamt
  • Sorge für Informationsfluss innerhalb des Netzwerkes und Weitergabe von Mitteilungen
  • Teilnahme an Sitzungen des Fördervereins oder öffentlichen Veranstaltungen

Budgetverwaltung

  • Materialverwaltung
  • Kontrolle von Abrechnungen
  • Koordination von Neuanschaffungen, der Pflege und Reinigung des Gruppeninventars
  • Reparaturauftragsabwicklung

Bin ich die/der Richtige?

Gruppenleitungen haben zahlreiche und anspruchsvolle Aufgaben. Erkundigen Sie sich daher, in welchem Umfang Ihr Einsatz in Ihrer Einrichtung geplant ist, bevor Sie eine Entscheidung für oder gegen diese Position treffen. Zudem können folgende Information bei der Entscheidung helfen:

Fachliche Voraussetzungen

Viele Wege führen zur Gruppenleitung. Neben den persönlichen Kompetenzen sind vor allem die fachlichen Voraussetzungen für die Übernahme einer Gruppenleitung im Kita-Gesetz des jeweiligen Bundeslandes mehr oder weniger eindeutig geregelt. So benötigt bspw. eine Fachkraft in Baden-Württemberg für die Gruppenleitung eine staatliche Anerkennung als Erzieher/-in, Kindheitspädagoge bzw. -pädagogin oder Sozialpädagoge/Sozialpädagogin. Nicht nur Erziehungswissenschaftler/-innen mit sozialpädagogischem Schwerpunkt oder Personen mit der Befähigung für das Lehramt an Grund-, Hauptoder Sonderschulen sowie Heilpädagog(inn)en dürfen in Baden-Württemberg als Gruppenleitung arbeiten. Auch Kinderpfleger/-innen, die sich bei Vollzeitbeschäftigung über einen Zeitraum von zwei Jahren als Fachkraft bewährt und eine entsprechende Fortbildung absolviert haben, kommen infrage. So ausführlich ist das nicht in jedem Bundesland geregelt. Baden-Württemberg kann hier aber durchaus als Beispiel dienen, um die eigenen fachlichen Voraussetzungen einzuschätzen.

Persönliche Voraussetzungen

Die Leitung einer Gruppe ist mit einer hohen Verantwortung verbunden. Wenn Sie sich für diese Aufgabe entscheiden, sollten Sie in der Lage sein, auf Menschen zuzugehen und auf verschiedenen Ebenen zu kommunizieren: Gruppenleitungen behalten die Bedürfnisse der Kinder, Kolleg(inn) en, Eltern, aber auch des Trägers im Blick und sollten deshalb über hohe soziale Kompetenzen verfügen. Als Verantwortliche/-r übernehmen sie jeden Tag anspruchsvolle Aufgaben, sei es, Streitigkeiten unter Kindern zu begleiten, den Spagat zwischen den Ansprüchen der Eltern und den Kolleg(inn) en zu meistern oder auch Krisen mit Kindern oder Eltern auszuhalten und zu managen. Eine gefestigte Persönlichkeit ist gefragt, die zuverlässig und belastbar ist. Zudem bringen Gruppenleitungen organisatorisches Geschick mit, denn sie sind zuständig dafür, dass der Kita-Alltag mit all seinen Herausforderungen, Terminen und Ereignissen möglichst reibungslos abläuft.

Mit den eigenen Aufgaben wachsen

In der Regel werden Sie, wenn Sie eine neue Stelle antreten, insbesondere als Berufseinsteiger/-in Schritt für Schritt eingearbeitet. Mit wachsender Routine kommen dann neue Aufgaben hinzu. Behalten Sie immer Ihre Kolleg(inn)en im Blick, so können Sie viele Aufgaben aus dem Kita-Alltag delegieren. Auch ein gut funktionierendes Netzwerk ist Gold wert. Letztendlich geht Probieren über Studieren und wenn Sie sich mit Ihrer Aufgabe identifizieren und weiterentwickeln, werden Sie diese Herausforderung spielend meistern.

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