Die Sonne strahlt, der Garten lädt ein, nach draußen zu gehen. Noch sitzen die Kinder in der Kinderkonferenz und diskutieren. Ein Bach sollgebaut werden, denn alle lieben das Spielen mit Wasser. Doch für einen echten Wasserlauf fehlt das Geld. Umso besser gefällt Tom die Idee, selbst einen Bach zu bauen. Heute soll er entstehen und bis morgen im Garten bleiben. Die Ideen sprudeln. Ein Wasserfall müsste dabei sein – Linda will das Wasser vom Hang herunterleiten und sucht Partner*innen für ihr Vorhaben.
Im Garten stehen Rinnen, Schläuche, Trichter, Teichfolie und Steine bereit. Tom sucht lange in den Kisten, prüft verschiedene Schläuche und Röhren. Einige lassen sich ineinander stecken, andere haben gleich große Öffnungen, da klappt das nicht. Er entdeckt eine gefüllte Wasserwanne, schöpft, schüttet, steckt neue Schläuche an und testet den Durchfluss. Zum Glück gesellt sich Lara als Partnerin dazu, sie übernimmt das Wasserschütten und Tom kann weiter an seiner Wasserleitung tüfteln. Sie soll bis in die Rinne führen, die eine andere Gruppe mit Teichfolie ausgelegt und mit Steinen beschwert hat. Mit Klebebandlassen sich schnell haltbare Verbindungen herstellen. Leichter wird Toms Arbeit, als er eine lange Dachlatte bekommt, um seiner Bahn Stabilität zu geben.
Unermüdlich arbeiten die Kinder an verschiedenen selbst gestellten Themen: Eimer mit Kieselsteinen füllen und über die Wiese schleppen oder ein tiefes Loch graben, damit ein Becken entsteht. Eine Kindergruppe versucht einen Gartenschlauch zum Beginn der Bahn zu legen. Lara füllt Flasche um Flasche, schüttet das Wasser in den Trichter und beobachtet, wie es immer wieder strudelnd in der Öffnung verschwindet.
So wird’s gemacht:
Wichtig für die Umsetzung ist ein Gefälle. Entweder bietet das schon der Geländeverlauf oder Tische, Stühle, Gartenzäune oder Bäume schaffen hier durch ihre Höhe Abhilfe. Geht es ans Bauen einer Wasserleitung, so ergeben sich je nach Materialauswahl verschiedene Varianten der Wasserführung.
Wird die Wasserbahn-Aktion im Innenraum angeboten, müssen Handtücher bereitliegen und es sollte mit den Kindern vorher besprochen werden, wie wichtig genaues Schütten und dichte Übergänge sind. Eine gute Vorbereitung hierfür sind Schüttspiele.
Je dünner der Wasserstrahl, desto höher lässt sich dieser als Wasserfall schütten. Höhenmessungen mit dem Meterstab steigern die Spannung.
Solche auf verschiedene Arten improvisierten temporären Wasserläufe sind eine wunderbare Alternative für alle Einrichtungen, denen ein Wasserlauf im Garten fehlt.
Zu Rinnen und Becken modellierter Erdboden führt Wasser, wenn er lehmhaltig oder mit Ton ausgelegt ist. Teichfolie, eventuell mit Steinen und Sand beschwert, oder stabile Müllsäcke, die ziegelartig als Rinnen aneinandergelegt werden, bilden ebenfalls eine gute wasserführende Schicht für ein künstliches Flussbett. So ein Wasserlauf ist ein spannendes Lern- und Experimentierfeld zum Thema Strömungsverhalten und Löslichkeit. Aber auch konstruktive Herausforderungen entstehen: Die Folie muss seitlich mit Steinen unterlegt werden, damit ein höheres Ufer entsteht und das Wasser nicht davonfließt.
Eine Übertragung des Fließens in eine Gruppenmalerei kann auf einer langen Papierbahn erfolgen: Laufen Kinder mit langen Pinseln an der Bahn entlang, um Wellen von der Quelle auf ihrem langen Weg bis zur Flussmündung festzuhalten und übergeben sie, wie bei einem Staffellauf, den Pinsel dem Nächsten, entsteht schnell ein breiter Fluss.
Bildungsaspekte
Im Schütten stecken tausend Entdeckungen: Wasser rinnt, plätschert, tropft, kann Strahlen bilden, den Weg durch kleinste Öffnungen finden, glitzert, spiegelt oder kühlt die Hand. Trifft es auf Sand, löst es braune Schlammwolken heraus, die sich nach einiger Zeit wieder klären. Steine, die es berührt, färben sich dunkel.
Sprechen Kinder über ihre Beobachtungen und Baupläne, erweitert sich ihr Wortschatz um neue Begriffe.
Oft wird Kindern erst beim Bau einer Wasserbahn bewusst, dass Fließen nur von oben nach unten möglich ist. Das lernen sie, indem sie es anders herum versuchen. Der hohe Aufforderungscharakter der Situation entwickelt sich zu einem Versuchslabor für naturwissenschaftliches Lernen, in dem sich Kinder selbstständig ihre Forschungsthemen wählen. Während Lara sich Wissen über Strömungsverhalten aneignet und verlustfreies Einschütten trainiert, macht Martin eine andere wichtige Erfahrung: Die nächste Folienschicht in Fließrichtung gehört immer unter die erste Schicht, damit das Wasser nicht versickert. Genauso wenig ist Kindern anfangs klar, dass ein dünner Schlauch, der Wasser in einen dickeren führt, gut funktioniert, während umgekehrt das Wasser heraustropft.
Solche Erkenntnisse eignen sich bestens, um als geführte Experimente in konzentrierter Atmosphäre wiederholt zu werden und anderen Kindern dieses Wissen weiterzugeben. So entstehen Bezüge zur Funktion einer Dachrinne oder Wasserleitung. Denn auch ein Dach ist eigentlich eine Fläche, die Regen nach unten leitet. So können die Kinder das Prinzip der überlappenden Schichten in den Dachziegeln wiedererkennen.