Große Klötze mit schrägen, ungleichen Kanten fordern Tims ganze Konzentration. Was zuerst irritiert, nutzt er bald geschickt und stapelt sie hoch. Die Balkenreste stammen von einer Zimmerei und stehen den Kindern in großer Anzahl zur Verfügung. Für seinen letzten Klotz müssen alle Kinder zur Seite treten, denn das Bauwerk wackelt schon bedrohlich. Der Turm soll niemanden treffen, wenn er gleich krachend umfällt, denn die Klötze sind schwer. Noch ein Unterschied zum Bauklotz fällt Miriam auf: Das Holz fühlt sich rau an. Alle Kinder schleifen ihre Kanten und Flächen ab; aus den Klötzen soll ein Spielzeug entstehen: ein Schnipp-Auto, mit dem sich Papierkugeln in die Luft schnippen lassen. Nachdem sie das am Modell ausgiebig probiert haben, ist die Motivation groß, diese Maschine nachzubauen.
Während Miriam mit Wasserfarben an einer schönen Bemalung arbeitet, müssen an Toms Klotz die Räder befestigt werden, damit er ihn auch hinter sich herziehen kann. Zum Glück kennt er sich mit dem Akkuschrauber aus und hat die vier Holzräder schnell montiert. Fast zu schnell ist er beim Befestigen des Plastiklöffels. Hierbei ist wichtig, dass der Löffel nur am hinteren Ende mit einer Lasche befestigt wird, damit das Material nicht splittert und er frei schwingen kann. Dann kann Tom endlich den Mechanismus ausprobieren. Nach ein paar Fehlversuchen hat er den richtigen Dreh mit den Fingern raus. Er knüllt Papierfetzen und sein Papierkugellager wächst. Das ist auch gut so, denn lachend schießt er ein Kügelchen nach dem anderen ab und Jonas, der helfen will, findet sie gar nicht alle wieder.
Bildungsaspekte
Die Balkenreste bieten gute Möglichkeiten, eine Materialerkundung durch großformatiges Bauen oder Bewegungsspiele zu beginnen. Ein Turm wächst viel schneller als mit herkömmlichen Bausteinen. Die nicht genormten Klötze oder schrägen Kanten fordern mehr Aufmerksamkeit für Form und Größe, auch mehr Nachdenken oder Probieren, wie die Bauteile passend platziert werden. So wird auch erfahrbar, warum Mauer- oder Legosteine rechtwinklig und gleich groß hergestellt werden. An den Klötzen lassen sich einfache Grundtechniken der Holzbearbeitung erproben: Schleifen glättet die Oberfläche, mit Schrauben lassen sich Räder montieren und mit Nägeln die Löffelhalterung befestigen. In einfachen Arbeitsschritten können die Kinder ihr Schnipp-Auto selbstständig weitergestalten: Eine Schraube befestigen, um daran eine Ziehschnur zu knoten, die Oberfläche mit Wasserfarben bemalen, bekleben oder weitere Holzteile aufnageln. Hoch motivierend ist für Kinder die Funktionalität: ein Rad, das sich dreht, ein Auto, das gut rollt, oder der Schnippmechanismus, der tatsächlich funktioniert – denn so werden Wirkprinzipien erfahrbar. Nicht selbstverständlich ist das Schnippen-Lassen selbst: Für manche Kinder stellt es eine motorische Herausforderung dar. Hat ein Kind verstanden, wie es geht, ist die Freude darüber offensichtlich.
So wird’s gemacht:
Aus einem schweren Holzklotz können Kinder leicht eine Maschine bauen, die flitzen und schnippen kann. Die Balkenreste aus einer Zimmerei bieten neue Erfahrungsmöglichkeiten, vor allem, wenn sie in großer Menge zur Verfügung stehen.
Materialerkundung:
Zum Einsteig eignet sich ein Spiel, bei dem man aus den Holzklötzen einen Kreis auf dem Boden legt. Der Boden wäre ein Fluss, die Klötze wären Trittsteine, auf denen man in Längsrichtung gehend balancieren kann. Man muss seinen Fuß genau in die Mitte auf den Klotz setzen, damit er nicht kippt. Die Hand eines Erwachsenen gibt dabei Halt und Sicherheit.
Beim Bauen mit diesen großen Klötzen ist es wichtig, die Kinder vorher darauf hinzuweisen, dass sie vor dem Einsturz oder Umschmeißen rechtzeitig warnen und dann alle Kinder auf Abstand gehen müssen. Mit Holzplatten oder Latten ergänzt entstehen schnell burgähnliche Anordnungen, die zum Bespielen einladen. Schleift man das Holz gemeinsam in der Gruppe, ist die Konzentration und Geduld oft größer. Da die Holzklötze vom Sägen rau sind, lässt sich der Unterschied nach dem Schleifen der Kanten gut mit dem Finger erspüren. Jüngeren Kindern hilft ein Schleifklotz beim Halten des Schleifpapiers.
Oberflächengestaltung:
Wegen der porigen Oberfläche des Holzes eignen sich zum Bemalen dünnflüssige Farben, zum Beispiel Wasser- oder Temperafarben, die mit viel Wasser verwendet werden, sowie ein breiter Pinsel. Kinder benutzen auch gerne Buntstifte oder Holzstifte. Die Erfahrung, auf einer Holzoberfläche zu malen, ist ganz anders als auf glattem Papier. Hinweis an die Kinder: Keinen Filzstift auf Flüssigfarbe auftragen. Ein Klotz kann bemalt, beklebt, mit Perlen benagelt werden oder einen Fahrersitz erhalten – jedes Kind kann ihn nach seinem Interesse gestalten.
Funktionalität bei Fahrzeugen mit Rädern:
Räder sollten in einer Holzwerkstatt nicht fehlen. Da der genaue Sitz und die Qualität des Loches in der Mitte entscheidend für die Drehbewegung ist, empfiehlt es sich, vorgefertigte Holzräder zu kaufen. Kinder legen sehr viel Wert auf gutes Funktionieren ihrer technischen Arbeiten. Fehlen Holzräder, verwendet man zum Beispiel Milchtütendeckel als Ersatz und bohrt in die Mitte ein Loch hinein. Fürs Aufnageln der Räder eignen sich Nägel mit großem Kopf. Verschraubte Räder laufen besser und halten länger. Kleine Akkuschrauber sind von Kindern gut bedienbar. Wichtig ist, das Holz im Schraubstock oder mit der Schraubzwinge zu fixieren. Bei unerfahreneren und jüngeren Kindern hilft die Hand des Erwachsenen, ein Mitdrehen des Schraubers zu verhindern.
Schnippvorrichtung:
Das Schnippen ist witzig und motorisch erst mal herausfordernd für die Kinder. Als Hinweis ist wichtig, dass keine Steine, Perlen oder Ähnliches, sondern nur leichte Kügelchen (z. B. aus Knüllpapier) geschnippt werden. Plastiksuppenlöffel oder Messlöffel nehmen Papierkugeln gut auf und sind elastisch genug zum Schnippen. Da der Stiel dünn und spröde ist, kann er mit einer Lasche (z. B. aus einem Lederrest oder Kaffeepad), die mit Nägeln links und rechts des Stiels fixiert wird, verstärkt werden. Achten Sie darauf, dass der Löffel weit genug herausragt, damit er frei schwingen kann. Am besten kurz testen. Viel Spaß beim Ausprobieren, Schnippen oder Flitzerwettrennen.