Werte und Themen, die die Religionen verbinden (4)Wie geht beten? Wie geht fasten?

Wie geht Beten? Wie geht Fasten?
© Saran Poroong - iStock

Beten oder Meditieren hilft Gläubigen dabei, innerlich ruhig zu werden und einen Halt zu finden. Durch Fasten lassen sich Dinge bewusster erleben, man fühlt sich Gott nahe oder bereitet sich auf ein bedeutsames Fest vor. Mit Beten oder Fasten machen Mitglieder verschiedener Religionen ihre Verbundenheit zu Gott deutlich.

Beten verbindet

Menschen beten, um jemandem etwas Gutes zu wünschen, um zu danken oder um still zu sein. Beten kann man ohne und mit laut ausgesprochenen Worten. Manche Kinder berichten von Gebetshaltungen, die sie in Kirchen, Moscheen, Tempeln oder Synagogen miterlebt haben:

  • sich hinknien,
  • die Hände vor dem Oberkörper falten oder zusammenlegen,
  • sich vorbeugen,
  • die Hände öffnen, die Handflächen zeigen nach oben,
  • die Augen schließen.

Es ist wichtig, mit religiösen Gesten äußerst respektvoll umzugehen. Kein Kind darf zu religiösen Ausdrucksformen gezwungen werden. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Haltungen, die eindeutig einer bestimmten Religion zugeordnet werden, können Kinder anderer Weltanschauungen auch durch selbst gewählte Haltungen ersetzen. Wenn Kinder z. B. gemeinsam beten wollen, dass ein Kita-Kind wieder gesund werden soll, können sie sich im Kreis die Hände halten.

Religionsstätten besuchen

Jede Religionsgemeinschaft hat ihr Haus. Dort treffen sich Menschen, die ein bestimmtes Gottesbild miteinander verbindet. Bei geöffneten Gotteshäusern bietet sich ein Rundgang im Innern an. Kunstvolle Fenster, Kerzenlicht, Stille und Weite des Raumes berühren die Kinder. Vermutlich sind sie vom Glockenturm, dem Glockenläuten, vom Minarett und dem Muezzinruf beeindruckt. Wichtig ist, vorrangig auf die Dinge einzugehen, die Kinder von sich aus ansprechen. Bitten Sie Eltern und ggf. Expert* innen der jeweiligen Religion, Sie beim Besuch einer Religionsstätte zu begleiten und Fragen zu beantworten. Wenn es während einer Besichtigung erlaubt ist, zu fotografieren, lässt sich aus den Fotos später ein kommentiertes Bilderbuch machen.1

Mandalas ausmalen

Kirchen, Tempel, Moscheen und Synagogen werden oft reichhaltig geschmückt mit kunstvoll gestalteten Fenstern, Wandmalereien oder Mosaiken. Abbildungen davon, z. B. von gotischen Kir chenfenstern, buddhistischen Kreisbildern und islamischen Mosaiken, gibt es als Mandalas, die von den Kindern ausgemalt werden können.2 Kreisbilder dienen der Meditation und der Konzentration auf das Wesentliche. Eine Wirkung, die sich auch Kindern im stillen Handeln erschließt.

Individuelle Gebete sprechen oder singen

Gebetstexte gibt es in vorgegebener Form3 und in freier Ausdrucksweise. Welches Gebet kennen die Kinder? Welches mögen sie besonders? Warum ist das Gebet für sie wichtig? Die Kinder können frei formulierte Gedanken als Gebet sprechen, gefolgt von einem Moment der Stille.
Oft werden Gebetstexte auch gesungen und besondere Instrumente eingesetzt wie z. B. in christlichen Kirchen die Orgel. Vielleicht ist es möglich, einen Organisten zu bitten, ein Lied zu begleiten, das die Kinder aus der Kita kennen? Welche Instrumente kommen in gesungenen Gebeten in anderen Religionen zum Einsatz? Dazu können Religionsvertreter* innen von jüdischen, muslimischen, buddhistischen oder hinduistischen Gemeinden befragt oder in die Kita eingeladen werden.

Perlen auf eine Schnur aufziehen

Viele Religionen nutzen Gebetsketten.4 Sie werden eingesetzt, um das Gebet zu verstärken und durch Wiederholungen zu ritualisieren. Gebetsketten- oder Schnüre helfen, sich an die Gebete besser zu erinnern oder sich in die Meditation vertiefen zu können. Kindern ist das Perlen-Auffädeln vertraut. Sie entscheiden, für welchen guten Gedanken jede Perle (mit unterschiedlichen Größen, Farben und Formen) steht, die sie auf eine Schnur aufziehen:

  • dafür, wie schön es ist, miteinander still zu sein
  • als Dank für unser Essen und Trinken
  • als Dank, weil wir immer jemanden finden, der uns tröstet, wenn wir traurig sind
  • für diejenigen, denen es gerade nicht so gut geht wie uns selbst, usw. Manche Kinder wollen vielleicht Gebetsketten mitbringen und zeigen, wie sie in ihrer Familie verwendet werden.

Warum fasten Menschen?

Fasten heißt verzichten. Verzicht bedeutet, etwas kaufen (z. B. Süßigkeiten) oder tun zu können (z. B. Fernsehen), es jedoch aus freien Stücken nicht zu tun. Gesprächsimpulse für Kinder sind:

  • „Auf was kannst du nur schwer verzichten und würdest es trotzdem freiwillig eine Zeit lang tun?“
  • „Auf was möchtest du auf keinen Fall verzichten?“
  • „Warum kann Verzichten gut sein?“
  • „Willst einmal etwas übers Wochenende in der Kita lassen, womit du sehr gerne spielst, und am Montag erzählen, wie sich das angefühlt hat?“

Das Bilderbuch „Ein großer Tag, an dem fast nichts passierte“5 macht Verzichten verständlich. Ein Kind kann sein Lieblingsspiel nicht mehr am Computer spielen. Stattdessen erlebt es einen unvergesslichen Tag im Regen. Die Botschaft des Buches: Etwas zu vermissen, zu fasten oder auf etwas zu verzichten zeigt Menschen, was sie wirklich brauchen und was tatsächlich wichtig ist im Leben.

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