Es gibt viele Gründe, warum Memo-Spiele von fast allen Kindern gerne gespielt werden und in fast jeder Einrichtung vorhanden sind. Spiele mit Bildpaaren verfügen zum Beispiel über sehr wenige und besonders einfache Spielregeln, die Auswahl an Bildkarten zu den verschiedenen Themen ist unendlich groß und die Siegchancen von Kindern gegen Erwachsene sind sehr hoch.
Auch zur Sprachbildung und Sprachförderung ist ein solches Gedächtnisspiel bestens geeignet. Die Bildpaare sind so vielfältig einsetzbar, dass sie über die klassische Spielvariante hinaus viele weitere Spielmöglichkeiten bieten – und das für Kinder zwischen 2 und 10 Jahren.
Doch welche sprachlichen Aspekte lassen sich mit einem Memo-Spiel eigentlich auf welche Weise aufgreifen?
Wortschatz erweitern
Die einfachste Möglichkeit ist sicher die Benennung der Bilder auf den aufgedeckten Karten, denn dies fördert den Wortschatz. Sollten die Kinder die passenden Worte noch nicht zur Verfügung haben, benennt die pädagogische Fachkraft die Abbildungen auf den Karten. Ansonsten fordert sie die Kinder auf, dies zu tun, und korrigiert die Aussagen (falls erforderlich), indem sie die Worte noch einmal korrekt wiederholt oder ergänzt („Korrektives Feedback“). Zum Beispiel: „Ja, das ist ein Hund. Er hat weiches Fell und vier Pfoten.“ Das Spiel eignet sich auch gut für die Einführung von Oberbegriffen. So kann man die Bildkarten unabhängig von der eigentlichen Spielvariante ordnen, zum Beispiel nach Tieren, Fahrzeugen oder Pflanzen, und bei jeder Karte gemeinsam überlegen, zu welchem Oberbegriff diese passt: Die Schnecke gehört zu den Tieren, das Auto zu den Fahrzeugen und der Apfelbaum zum Oberbegriff Pflanze.
Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist das Bilden von (sprachlichen) Kategorien. So lassen sich die Bildkarten sortieren nach Hintergrundfarben („Wir legen alle Karten mit einem blauen Hintergrund auf einen Stapel“) oder nach allem, was sich bewegen kann (Auto, Katze, Bäume?). Hier kommen oft spannende Gespräche oder Diskussionen zustande: Kann sich ein Baum wirklich bewegen?
Grammatik vermitteln
Sicher denkt man bei Spielen mit Bildpaaren nicht als Erstes an die Förderung von Grammatik. Dennoch ist es auch dafür sehr gut einsetzbar. Beim Benennen der Bildkarten ist es wichtig, nicht nur Telefon oder ein Schiff zu sagen, sondern den bestimmten Artikel mitzusprechen. Gerade mehrsprachige Kinder brauchen möglichst viele Artikelnennungen, um sich diese einprägen und die Regeln erschließen zu können. Es kann daher sinnvoll sein, die Bildkarten vorher zu sortieren und z. B. nur Karten mit weiblichen Wörtern herauszusuchen, um deren Ähnlichkeiten bzw. Gemeinsamkeiten deutlich werden zu lassen. Wichtig ist, auch sein eigenes Sprechverhalten anzupassen. Denn sagt man: „Toll, du hast den Hund gefunden“, hört das Kind den Artikel in seiner dem Fall angepassten Form (den Hund). Äußert man hingegen: „Toll, der Hund!“, kann sich das Kind den Artikel in seiner Grundform einprägen. Auch der Plural lässt sich auf diese Weise gut einführen und benennen.
Erzähl mir was
Für Kinder, die bereits über gute Sprachkenntnisse verfügen, eignen sich Spiele mit Bildkartenpaaren auch zum Geschichtenerzählen. Dafür werden die Karten einfach gemischt und auf einen Stapel gelegt. Eines der Kinder nimmt die oberste Karte vom Stapel und spricht einen Satz zu dem Bild, also z. B.: „Gestern bin ich spazieren gegangen und kam an einem großen Apfelbaum vorbei, an dem dicke, rote Äpfel hingen.“ Danach wird die zweite Karte gezogen und dazu ein Satz gesprochen. Daraus können lustige Geschichten entstehen, die man aufschreiben und mit selbst gemalten Bildern der Kinder ergänzen kann.
Auch für ein Ratespiel ist das Spiel gut geeignet. Wieder werden die Karten gemischt und auf einen Stapel gelegt. Der erste Spieler beschreibt nun seine Karte, ohne den abgebildeten Gegenstand direkt zu nennen, also z. B.: „Auf meiner Karte ist ein Tier mit Fell und vier Pfoten zu sehen. Es macht wauwau.“ Entweder die Kinder oder die pädagogische Fachkraft erklären die Bildkarten. Wer den Begriff zuerst errät, erhält die Karte. Eine einfachere Variante für jüngere oder sprachlich noch nicht so weit entwickelte Kinder ist, mehrere Karten auf den Tisch zu legen und eine davon zu beschreiben. Dann ist es noch leichter, den gesuchten Begriff zu erraten.
Interkulturalität fördern
Nicht zuletzt bieten Memo-Karten eine gute Möglichkeit, die Muttersprachen der Kinder in den sprachlichen Alltag einzubeziehen. So sollte es nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sein, dass die Kinder die Begriffe auf den Karten in unterschiedlichen Sprachen benennen dürfen. So wird die Vielfalt der Sprachen deutlich gemacht und sowohl den Sprachen als auch den Sprecher*innen Wertschätzung entgegengebracht. Selbstverständlich zählen hierzu auch Dialekte. Auf diese Weise können tolle Gespräche entstehen: Bedeuten das hessische und das bayerische Wort exakt das Gleiche? Klingt der Begriff in verschiedenen Sprachen vielleicht sogar ähnlich? Wer kann ihn sich als Erstes merken und richtig aussprechen?
Kreativ tätig werden
Stellen Sie doch selbst ein Memo-Spiel her. Auf den Bildkarten können Sie alle Themen berücksichtigen, die gerade aktuell sind. Zum Beispiel kann ein Spiel mit den Kindern der Stammgruppe hergestellt werden, sodass sich alle die (neuen) Namen besser einprägen können. Oder die Bildkarten zeigen die Räume und Abläufe der Einrichtung, damit diese besser behalten werden. Auch thematische Bildkartenpaare sind möglich, um einen Wortschatz für einen bestimmten Themenbereich zu erarbeiten. So kann man für Vorschulkinder Bildkarten mit typischen Schulgegenständen (Ranzen, Turnbeutel, Ordner, Hefter, Locher etc.) erstellen, um den Wortschatz der Kinder auf die bevorstehenden neuen Begriffe vorzubereiten.
Tipp für Eltern
Die sprachliche Unterstützung ist auch zu Hause sehr wichtig. Halten Sie für die Eltern Bildkartenspiele zum Verschenken oder Ausleihen bereit. Erklären Sie den Eltern, worauf es beim Spielen ankommt – in welcher Sprache gespielt wird, ist dabei egal. Hauptsache ist, dass gesprochen (und gelacht) wird.
Auch beim Erstellen eines selbst gemachten Memo- Spiels kann man die Eltern sehr gut einbeziehen. Mehrsprachige Eltern können eine muttersprachliche Übersetzung von Begriffen liefern. Oder jede Familie steuert ein gemeinsames Bild aller Bezugspersonen des Kindes bei. So kann man die Vielfalt von Familienmodellen, die es in der Kita gibt, deutlich machen.