So etwa lautete die fast schon geflügelte Äußerung eines Jungen, den ich als Sozialpädagogin drei Jahre lang in einer Einrichtung begleitet habe. Für ihn waren so viele Dinge abstoßend, dass es – schon als er mit 3 Jahren in die Kita aufgenommen wurde – oft nur diesen einen Kommentar von ihm gab: „Ekligs!“ Neben bestimmten Materialien wie Sand, Wasser- und Fingerfarben oder Kleister, die er nicht anfassen wollte, fand er auch bestimmte Oberflächen und Nahrungsmittel widerwärtig. Auf viele Gerüche reagierte er ebenfalls mit einem empörten „Ekligs!“ und wedelte mit den Fingern wild vor seiner Nase herum. Besonders auffallend war, dass er keine weißen Nahrungsmittel zu sich nehmen wollte. Milch, Joghurt, Frischkäse … das alles war „ekligs“. In seinem Fach in der Garderobe stand ein Desinfektionsspray, mit dem er sich anfangs regelmäßig die Hände desinfizierte, was allerdings durch seine Mutter initiiert war. Ein Phänomen, das mir in dieser Ausprägung noch nie zuvor begegnet war. Und weil es dann in der Folgezeit bei den Kindern, aber auch bei uns Fachkräften intensive Fragen aufwarf, musste ich sofort an den Jungen denken, als das Titelthema dieser Ausgabe feststand.
„Herausforderung Ekel“ – ein außergewöhnliches Thema, das in Pflegesituationen sicherlich eine größere Rolle spielt, bisher jedoch wenig Beachtung gefunden hat. Dorothee Gutknecht erläutert ab Seite 10, wie pädagogische Fachkräfte achtsam und responsiv mit eignen Ekelgefühlen umgehen können und was unter „Ekelmanagement“ zu verstehen ist. Den beiden Verhaltensbiologen Joachim Bensel und Gabriele Haug-Schnabel habe ich zum Ekel bei Kindern ein paar Fragen gestellt. Lesen Sie ab Seite 17, ob das Ekelgefühl bereits genetisch angelegt ist oder kulturell durch Sozialisation erlernt wird. Und erfahren Sie, wie Erzieher*innen reagieren können, wenn sich ein Kind anhaltend oder auffallend stark vor etwas ekelt. Alles halb so eklig?
Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Jahresende.
Wir lesen uns wieder in Ausgabe 1, starten Sie gut ins Jahr 2021.
Herzlich
Silke Dittmar
PS: Wie gehen Sie in Ihrer Kita eigentlich mit Ekelgefühlen um? Mailen Sie uns an redaktion@kindergarten-heute.de