„Bitte geben Sie den Erzieher*innen eine Stimme.“ Mit diesem Appell richtete sich eine Fachkraft in einer E-Mail an mich. Als Erzieherin, die in Zeiten von Corona zur Risikogruppe gehört, fühlt sie sich – im Hinblick auf ihren eigenen Gesundheitsschutz – im Stich gelassen. Denn: Zum Schutz vor Ansteckung wird seit Beginn der Corona-Pandemie in allen anderen Berufen ein Mindestabstand von 1,5 bis 2 Metern empfohlen. Wer diesen Abstand nicht einhalten kann, soll sich durch Schutzkleidung oder entsprechende Vorkehrungen vor einer möglichen Infizierung schützen.
In der Arbeit mit Kindern sind solche Sicherheitsmaßnahmen – vor allem im Elementarbereich in der Kita – aber nicht möglich. Fachkräfte haben engen Kontakt zu den Kindern: Windeln wechseln, Nasen putzen, spielen, trösten … Je jünger die Kinder sind, desto mehr Nähe und Pflege benötigen sie. Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren können zudem in den Gruppenräumen nicht auseinandergesetzt werden – mal abgesehen davon, dass sie ohnehin nicht lange ruhig sitzen bleiben.
Die Abstandsregel in der Kita einzuhalten, ist also nahezu unmöglich. Aktuell sehen die Erweiterungen der Notbetreuung jedoch vor, dass mehr Kinder in den Gruppen betreut werden sollen. Erzieher*innen befürchten, dass sich dadurch auch die Ansteckungsgefahr für sie erhöht. Hinzu kommt, dass durch Aufnahmen und Eingewöhnungen entgegen der Empfehlung von Virolog*innen Kindergruppen neu gemischt werden – wovon eindeutig abgeraten wird. Nach einer schnellen Öffnung der Kitas sehnen sich verständlicherweise berufstätige Eltern. Neben dem Homeoffice die Kinder ganztags zu Hause zu unterrichten und zu betreuen, bringt viele an die Belastungsgrenze. Und die Kinder? Endlich wieder Freund*innen treffen, spielen und rauskommen aus den eigenen vier Wänden!
Doch welcher Weg ist der richtige? Die Antwort darauf wird zusätzlich dadurch erschwert, dass über die Rolle von Kindern in der Covid-19-Pandemie bislang wenig Belastbares bekannt und belegt ist. Wie häufig Kinder andere infizieren und wie oft sich Kinder bei anderen anstecken, ist noch völlig ungeklärt. „Öffnung im Interesse der Kinder und Eltern“ versus „Gesundheitsschutz der Fachkräfte“? Lesen Sie dazu auch die Meldungen auf Seite 6.
Beste Gesundheit und herzliche Grüße
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