Dass Kinder in der Corona-Krise vergessen und vernachlässigt wurden, hört und liest man immer wieder. Häufig geht es um messbare Defizite, die Kinder als Resultat der pandemischen Situation aufweisen: Studien bescheinigen einen erhöhten Medienkonsum, Rückschritte in der Sprachentwicklung, Bewegungsmangel und Gewichtszunahme.
Das ist sicher alles richtig und bedenklich. Doch Kilos können wieder verloren, der
Fernseher kann abgeschaltet, Sprachentwicklung unterstützt und gefördert werden.
Was fehlt, ist ein Blick auf die Gefühle der Kinder und die ehrliche Frage: Wie geht es
euch eigentlich? Wie geht es euch damit, dass ihr eure Freund*innen monatelang nicht
sehen konntet, dass ihr euren Lieblingssport nicht ausüben durftet? Wie geht es euch
mit der Angst vor dieser Krankheit?
Ich finde, wir sollten uns nicht nur mit verpassten Entwicklungszielen und Gewichtsperzentilen außerhalb der Normkurve befassen. Es geht auch um Freude, Beziehungen und Aktivitäten, die guttun und glücklich machen. All das ist schwerer nachzuholen und kann nicht mit Bildungsoffensiven beseitigt werden. Doch Wohlbefinden ist ein gesundheitlicher Faktor, der Entwicklung überhaupt erst möglich macht. Die Gefühle und Bedürfnisse der Kinder haben es verdient, im Mittelpunkt zu stehen.
Darum geht es in dieser Ausgabe. Die Forscherinnen Bärbel Barbarino und Hanna Lena Maly-Motta umreißen Erkenntnisse aus der Kita-Corona-Studie und beschreiben,
wie sich die Kontaktreduktion während der Lockdowns auswirkte (S. 10). In einem
Interview haben wir außerdem Susanne Viernickel befragt, welche Bedingungen Kinder
bis 3 Jahre brauchen, um sich wohlzufühlen. Ab S. 24 geht es mit Kathrin Hohmann
und Lea Wedewardt um eine bedürfnisorientierte Pädagogik in der Kita.
Lassen Sie uns den Kindern zuhören!
Sofie Raff
PS: In unserem Corona-Update auf www.kindergarten-heute.de formulieren Vertreter*innen unterschiedlicher Bereiche Wünsche an die neue Regierung für Kinder und Kitas. Diskutieren Sie mit und lassen Sie uns Ihre Meinung wissen!