Herr Vollmer, wie wird man eigentlich Autor für ein Wörterbuch?
Christine Merz, die langjährige und leider viel zu früh verstorbene Chefredakteurin von kindergarten
heute, hatte die Idee für das Fachwörterbuch. Sie suchte einen Autor, der für die pädagogischen
Fachkräfte die Inhalte praxisbezogen und verständlich darstellen kann. Nachdem ich im Jahr 2003
einen Beitrag für kindergarten heute geschrieben hatte, besuchte sie mich in meiner damaligen
Einrichtung. Wir lernten uns kennen und sie bekam wohl den Eindruck, dass ich das Projekt
hinbekommen könnte. Ich sagte ihr für das Fachwörterbuch zu, und so begann ich im Jahr 2004 die
allererste Ausgabe des Fachwörterbuchs. Dass sich das Fachwörterbuch so lange halten und zu
einem Standardwerk entwickeln würde, ahnten wir damals beide nicht.
Was hat sich in 16 Jahren geändert?
Unglaublich viel. Wir haben einen sehr großen Professionalisierungsschub erlebt. Die frühe Bildung
hat eine große Aufwertung erfahren, das Arbeits- und Berufsfeld ist enorm gewachsen und
expandiert weiter, in den einzelnen Disziplinen entwickelten sich die Theorien und Konzepte enorm,
differenzierten sich, viele Erkenntnisse aus immer mehr Studien fließen in die frühe Bildung mit ein.
Dies alles spiegelt sich natürlich im Fachwörterbuch wider. Dazu entwickelten sich die rechtlichen
Grundlagen der Kita-Arbeit enorm weiter und beeinflussen heute viel mehr als vor 16 Jahren die
Praxis der frühen Bildung. Insofern musste auch der rechtliche Bereich im Fachwörterbuch deutlich
erweitert und vertieft werden. Und wir haben natürlich neue Trends, z. B. die Digitalisierung,
Kinderarmut, Diversität in den Kindergruppen, in den Familien und in den Teams, Gewalt durch
Fachkräfte in den Einrichtungen, Nachhaltigkeit, um nur einige Themen zu nennen. Diese
Entwicklungen erkennt man auch am Umfang des Fachwörterbuchs: Die erste Ausgabe umfasste 240
Seiten, jetzt sind wir bei 560 Seiten.
Von A wie „Alpen-Methode“ und Z wie „Zündeln“ – wie gehen Sie bei der Auswahl der Begriffe
vor?
Zum einen verfolge ich ständig die wissenschaftlichen Entwicklungen und die Fachdiskussionen.
Gleichzeitig schaue ich, dass ich stets ganz nah am pädagogischen Alltag der pädagogischen
Fachkräfte bin. Vor diesem Hintergrund sammle ich durchgängig Themen und eben Fachbegriffe, um
dann vor einer Überarbeitung die fachlich aktuellsten und gleichzeitig die für die Praxis relevantesten
Begriffe auswählen zu können. Und daneben muss ich schauen, welche Begriffe nicht mehr so
bedeutsam sind und damit herausgenommen werden können.
Bekommen Sie Rückmeldungen von Schüler*innen oder Studierenden? (Beispiel)
Immer wieder bekomme ich im persönlichen Kontakt Rückmeldungen. Das freut mich sehr, die
Schüler*innen und auch Studierenden bestätigen, dass die Begriffe gut und praxisnah erklärt sind
und dass ihnen das Fachwörterbuch in der Ausbildung eine gute Hilfe und Unterstützung ist.
Vielleicht müsste man die Leser*innen aber noch mehr zum Feedback ermutigen. Ich freue mich
immer über Rückmeldungen, es wäre sehr schön, wenn ich das Fachwörterbuch noch mehr im Dialog
mit den Leser*innen weiterentwickeln könnte.