Impulse für mehr Bewegung im Kita-Alltag – eine EinführungAuf die Füße, fertig, los!

Laufrad fahren, balancieren, bauen – durch Bewegung erkunden Kinder ihre Umwelt und beeinflussen diese aktiv. In Zeiten von Corona kommt das häufig zu kurz. Unsere Autorinnen rücken den Bildungsbereich Bewegung ins Zentrum dieser Reihe, denn oft stecken die tollsten Lernmomente im Alltäglichen

Auf die Füße, fertig, los
© Glandwr - GettyImages

Eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben der frühen Kindheit besteht darin, motorische Kompetenzen zu erwerben. Kinder bringen die wesentlichen Voraussetzungen für die Bewegungsförderung zwar bereits mit: ihre Neugier und ihren Bewegungsdrang. Aber dennoch kommt Kitas eine zentrale Rolle zu, denn sie bieten zahlreiche Lernanlässe und Möglichkeiten, um motorische Fähigkeiten auszudifferenzieren. Jede Chance zur Erkundung und Bewegung bietet Kindern Gelegenheit zum motorischen Lernen, egal ob es sich um Säuglinge, Krippen- oder Kindergartenkinder handelt. Neben der Umsetzung des Bildungsauftrags ist aber auch die gezielte Bewegungsförderung und die Prävention von motorischen Auffälligkeiten und Gesundheitsproblemen bedeutsam. Dabei ist es bedeutend, dass das Erkunden und Bewegen sicher und an den individuellen Entwicklungsstand und die Interessen jedes und jeder Einzelnen angepasst sind.
Die alltagsintegrierte Förderung von Bewegung ist eingebettet in den Tagesablauf der Kinder. Das tägliche Miteinander in Kitas bietet hier etliche Gelegenheiten. Dies gilt insbesondere für die frühkindliche Bewegungsentwicklung, weil das spielerische Bewegen dort eine der häufigsten Verhaltensweisen überhaupt ist und vom Prinzip der Freiwilligkeit getragen wird.

Eine aktivierende Umgebung schaffen

Gesunde Kinder im Krippen- und Kita-Alter benötigen in der Regel keine gezielte Anleitung, wie bestimmte Bewegungen auszuführen sind. Sie lernen spielerisch, beiläufig und durch das Nachahmen. Deshalb haben nicht nur Eltern, sondern auch Bezugspersonen wie pädagogische Fachkräfte eine bedeutende Vorbildfunktion.
Studien zufolge besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Aktivitätslevel der pädagogischen Fachkraft und ihren zu betreuenden Vorschulkindern. Zudem sind Kinder grundsätzlich aktiver, wenn die Umgebung aktivierend ist und Spielräume bietet. Aber auch die positive Vorbildfunktion der pädagogischen Fachkräfte und anderer Kinder spielt eine wichtige Rolle. Entweder sollten Sie also selbst beweglich kompetent sein – auch an Turn- und Spielgeräten – oder aber die Selbstwirksamkeit der Kinder positiv bestätigen. Denn: Nur durch positive Bewegungserfahrungen können Kinder ein realistisches, aber leistungszuversichtliches Selbstbild entwickeln.

Sicherheit geben und bestärken

Je weniger Risiko Eltern und Fachkräfte zulassen, desto gehemmter ist in der Regel das Bewegungsverhalten der Kinder. Dies kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass das Kind aus Unsicherheit und Angst bestimmte motorische Fähigkeiten nicht erwirbt. In der geteilten Verantwortung von Eltern und pädagogischen Fachkräften geht es um mehrere Punkte in diesem Bereich. So müssen sie Kindern die Entwicklung von Risikokompetenz ermöglichen, die motorische Selbstwirksamkeit der Kinder positiv bestätigen und in den gelenkten Phasen den Fokus auch auf spezialisierte Fertigkeiten legen, zum Beispiel das Werfen und Fangen. Der erfolgreiche Erwerb dieser Fertigkeiten geht mit einer erhöhten Teilhabe an Spielsituationen einher, wie Wurf- und Fangspielen. Daher benötigen pädagogische Fachkräfte eine spezielle Qualifikation für das komplexe Feld der Bewegungsförderung, die ihnen anhand von vielen Praxisbeispielen vor Ort vermittelt und durch Intervision und kollegiale Supervision gefestigt wird, wie dies beispielsweise im Rahmen des Projekts „GIF-PLUS+“ umgesetzt wird. Eltern brauchen neben themenspezifischen Infoabenden und Begleitmaterial zu Bewegung, Ernährung und Fernsehkonsum ihrer Kinder mehrmalige Spiel- und Bewegungstage, in denen ihnen gut ausgebildete Fachkräfte im Außengelände oder auf Spielplätzen in der Nähe anregungsreiche, aber gefahrlose Bewegungsimpulse weitergeben und die gemeinsame Lust an Bewegung fördern.

Studie: Kind sein in Zeiten von Corona
Die Ergebnisse der DJI-Studie „Kind sein in Zeiten von Corona“ sprechen dafür, dass eine nicht geringe Anzahl von Kindern in Deutschland überdurchschnittlich hart von den Schließungen der Kindertageseinrichtungen, aber auch geringeren Zugangsmöglichkeiten zu öffentlichen Parkanlagen und Spielplätzen betroffen ist. Dies trifft vor allem auf Kinder zu, deren Familien sich in einer prekären Lebenssituation befinden, da Wohnverhältnisse ohne Freiflächen wie einen Balkon oder Garten zum Spielen und Erkunden oft fehlen. Infos: www.dji.de

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