Auf einem Regal in unserem Gruppenraum sitzt eine kleine gusseiserne Schnecke auf einem Stein. Immer dann, wenn die Kinder der Schnecke etwas erzählen möchten, frage ich die Kinder, ob sie in den Morgenkreis kommen darf. Zu Beginn des Rituals lege ich den Sprechstein in meine geöffneten Hände, damit ihn alle sehen können. Ich begrüße die Schnecke und sage den Kindern, dass die Schnecke schon wieder neugierig ist zu erfahren, wie es ihnen geht und was sie erlebt haben. Behutsam gebe ich den Sprechstein an das Kind neben mir weiter. Er zeigt an, wer gerade spricht; die anderen Kinder hören zu und warten, bis sie an der Reihe sind. Wer nicht sprechen möchte, gibt den Stein weiter. Die Kinder erzählen der Schnecke vom Wochenende oder wer sie heute abholen kommt. Sagt ein Kind zum Beispiel: „Mama mich holt“, antworte ich: „Ah, deine Mama holt dich heute ab, das ist schön.“ Der spielerische Ablauf ermuntert die Kinder zu sprechen, einander zuzuhören und dabei sprachliche Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Maria Sieberer-Semo ist Elementarpädagogin, Montessoripädagogin und Spielpädagogin. Sie hat viele Jahre in einem Kindergarten in Wien gearbeitet.