Anders als der Begriff Literacy ist der Begriff Numeracy im deutschsprachigen Raum noch nicht sehr stark verbreitet. Für junge Kinder wird auch oft der Begriff Early Literacy gewählt, womit frühe Erfahrungen mit Schrift und Texten gemeint sind. Literacy ist im Hinblick auf Sprachelernen das, was mit dem Aufgeschriebenen oder der Schrift zu tun hat. Heißt das nun, Numeracy ist beim Mathematiklernen das, was mit aufgeschriebenen Zahlen – also Zahlschrift, Zahlsymbolen und Rechnungen – zu tun hat? Im Wörterbuch wird „numeracy“ tatsächlich recht schnörkellos mit „Rechnen“ übersetzt.
Early Numeracy ließe sich demnach als erste Rechenerfahrungen von Kindern verstehen. Diese können sie schon beim alltäglichen Umgang sammeln:
- Mengen und Anzahlen: Wer hat mehr? Wer hat weniger? Wie viel mehr oder weniger?
- Zählen und Abzählen: Wer kann weiter zählen? Welche Zahl kommt als Nächstes, als Übernächstes? Wie viele sind das?
- Umgang mit Zahlsymbolen: Wie heißt die Zahl? Wer hat die Fünf?
Ein solches Verständnis greift aber häufig zu kurz, denn der Begriff Numeracy oder auch Early Numeracy klammert insbesondere die alltägliche Bedeutung und den Lebensweltbezug von Mathematik und Mathematiklernen aus. Dabei geht es weniger um einen bestimmten mathematischen Inhalt, wie etwa Rechnen. Mathematik spielt vielmehr, genau wie Schrift, eine zentrale Rolle für viele Menschen und ist genau deshalb Teil des Alltags in Kitas und aus diesen nicht wegzudenken.