6_2022, 52. Jahrgang, S. 32 / / 1 Kommentar
Verborgen hinter einer kleinen Wichteltür bei der Bücherecke schläft Willi, der Wichtel. Aber nur tagsüber, denn nachts geht er auf die Suche nach Essen. Regelmäßig schreibt Willi den Kindern im Familienzentrum Ludwig-Uhlandstraße in Maintal-Bischofsheim (Main-Kinzig-Kreis) Briefe und erzählt ihnen, was er in seinem Alltag alles erlebt hat. Immer wieder möchte Willi auch wissen, was die Kinder gemacht haben; er animiert sie, zurückzuschreiben oder eine Antwort zu malen. Mittlerweile ist eine Brieffreundschaft zwischen Willi und den Kindern entstanden, die bereits über mehrere Monate andauert und die Kinder wortwörtlich verzaubert. Es gibt auch Zeiten, da spielt Willi den Kindern allerhand Streiche. Fehlt etwa der zweite Hausschuh? Das war bestimmt Willi. Ist der Luftballon geplatzt? Das war er natürlich auch! Mit dem Wichtel zu kommunizieren, regt die Lese- und Erzählfreude der Kinder an. Dazu nutzt Willi den wohl größten Schatz der Kindheit: die Fantasie. „Willis Lebenswelt ist nicht vorgegeben, sondern entwickelt sich wechselseitig mit den Ideen der Kinder“, sagt Erzieherin Britta von Juterzenka. Das gemeinsame Philosophieren sowie der Dialog über Willis Welt und seine Erlebnisse regen demnach die Fantasie und die sprachlichen Fertigkeiten der Kinder an, aber auch ihr Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, über Unbekanntes nachzudenken und eigene Lösungen und Erklärungen zu entwickeln. Jede*r kann seinen und ihren eigenen Wichtel zu sich nach Hause einladen. Alles, was dafür benötigt wird, ist eine kleine Wichteltür und ein bisschen Fantasie.
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