Der Job macht mir wirklich Spaß, wenn nur die Eltern nicht wären“ – wer diesen Satz als pädagogische Fachkraft noch nie gehört oder selbst ausgesprochen hat, werfe den ersten Wachsmalstift. Dabei frage ich mich: Warum ist das so? Warum ist die Zusammenarbeit mit Eltern oft so verkrampft, warum erleben wir sie als unangenehme Begleiterscheinung des Berufsalltags? Eltern und Fachkräfte wollen doch eigentlich das Gleiche: die bestmögliche Begleitung der Kinder. Klingt erst mal recht konfliktarm, oder? Dennoch gibt es Gesprächstermine, vor denen wir nicht schlafen können, gut besuchte Fortbildungsangebote und Fachberatung zur Elternarbeit.
Ich habe mir irgendwann vorgenommen, die Eltern ähnlich einzugewöhnen wie die Kinder. Im frühen Kontakt mit einem neuen Kind achten wir genau auf unsere Gestik, Mimik und Wortwahl, um kostbares Vertrauen zu erarbeiten. Bei Eltern setzen wir voraus, dass sie ein gutes Gefühl dabei haben, uns ihre Kinder anzuvertrauen. Die sind erwachsen, ich kann von ihnen erwarten, dass sie meine Professionalität sehen. Andererseits, wenn ich einen Handwerksbetrieb engagiere, der mein Wohnzimmer renovieren soll, schicke ich ihn auch nicht einfach in die Wohnung und sagte: „Machen Sie mal“.
Beim Umgang mit den Eltern rufe ich mir also immer wieder in die Erinnerung, dass sie mir ihr höchstes Gut anvertrauen. Es ist nicht nur ein Goldbarren, den wir für einige Stunden verwahren sollen, wir nehmen auch noch Einfluss darauf! Dieser Goldbarren ist in unseren Händen weich wie Butter. Ein bisschen zu viel Druck und er hat tiefe Dellen. Halte ich ihn zu locker, fällt er zu Boden und ist Matsch. Mit diesem Bild im Kopf gehe ich in die ersten Gespräche. Manchmal müssen wir Wege finden, Eltern zurückzumelden, dass ihr kleiner Goldschatz heute kein Fabergé-Ei war, sondern eher eine Abrissbirne. Kommen noch unterschiedliche pädagogische Ausrichtungen oder eben pädagogisches Nicht-wissen dazu, können schnell Konflikte entstehen.
Der bunte Blumenstrauß der Elternschaft wird dann zu einer Wildblumenwiese aus Disteln, Brennnesseln und Bärenklau, in der wir Kornblumen und Gänseblümchen nicht mehr wahrnehmen. Vom Löwenzahn ganz zu schweigen. Diese unkomplizierten Eltern, die uns und unsere pädagogischen Überlegungen verstehen und mittragen, im besten Wissen und Vertrauen. Doch gerade an diese unauffälligen Beziehungen sollten wir uns öfter erinnern. Denn der Gedanke an die Elternarbeit, die gut läuft, kann oft einiges aufwiegen.
Und ja, bei manchen wenigen Eltern hilft nur der Ausblick, dass diese Pflanzen spätestens nach drei Jahren auf eine andere Wiese umsiedeln werden.