Sie haben einen langen Tag hinter sich. Es war wieder einmal viel zu laut. Sie hatten keine Pause, und dann will die Leitung auch noch, dass Sie am nächsten Tag zwei Stunden früher kommen. Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor? Vielerorts sind die Grenzen des Leistbaren erreicht. Das muss sich ändern – auch zum Wohl der Kinder.
Die Bildungsgewerkschaft GEW hat bereits im Februar einen System-Burnout in frühpädagogischen Einrichtungen kommen sehen. In seinem Kita-Bericht 2022 schreibt der Paritätische Gesamtverband außerdem, dass 60 Prozent der Studienteilnehmenden davon ausgehen, mit ihrem Personalschlüssel den Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht zu werden.
Dennoch wollen viele Fachkräfte in diesen herausfordernden Zeiten zeigen, dass ihnen die Kinder und ihre Aufgaben nicht egal sind – das erfahren wir immer wieder. Aber zu welchem Preis? Und mit welchem Ziel? Was bringt es, wenn Sie ausgelaugt, krank oder unmotiviert werden? Die Lösung ist deshalb hart, aber effizient: Laden Sie sich nicht immer noch mehr auf. Streichen Sie Aufgaben. Setzen Sie Prioritäten.
Weil Personal fehlt, werden ganze Zugfahrten gestrichen und am Drehkreuz des Freibads ist zu lesen: „Heute nur bis 14 Uhr geöffnet, wir bitten um Ihr Verständnis.“ Ebenjenes Verständnis sollte auch in Ihrer Arbeit im Mittelpunkt stehen – bei Leitungen, Eltern und Trägern – und zwar zu Ihrem Schutz und für die Bedürfnisse der Kleinsten. Deshalb: Legen Sie auch mal bewusst die Hände in den Schoß.
Für Wertschätzung statt Burnout. Vielleicht hängt dann auch bald bei Ihnen ein Zettel an der Tür: „Morgen ist die Gruppe Pusteblume erst ab 10 Uhr besetzt. Wir bitten um Ihr Verständnis.“
Ihre
Hannah Winkler