Das alte Jahr geht, das neue kommt. Also für alle anderen. Für uns in der Kita schlagen die Uhren ja bekanntlich anders. Unser Jahr hat im August angefangen und wir befinden uns gerade irgendwo zwischen dem nachweihnachtlichen Blues und der fortdauernden Infektsaison. Am besten können wir Erzieher*innen den Jahreslauf an unseren Ohrwürmern messen. Nach „Schneeflöckchen, Weißröcken“ sorgt die Vogelhochzeit für blutende Ohren. Der Sommer kommt mit seinen Sommerkindern und bald darauf bummeln auch schon die Laternen durch die Straßen. Danach zieht die Weihnachtsbäckerei in die Kita ein, bleibt gefühlt bis Ostern und zwingt selbst hartgesottene Fachkräfte in die Knie. Insgesamt spielt Rolf Zuckowski eine viel größere Rolle in meinem Leben, als ich jemals wollte. Immer wieder dieselben Lieder, Fingerspiele, Gedichte. Man kann sich schon fragen, ob wir uns in unserem Berufsalltag nicht irgendwann fühlen wie Bill Murray in „Täglich grüßt das Murmeltier“.
Aber da sind ja noch diese kleinen Persönchen um uns herum, für die wir uns Jahr für Jahr durch Pinterest wühlen, auf der Suche nach neuen Fensterbildern und ausgefallenen Gartenprojekten. Für die wir aus voller Kehle singen, obwohl uns eine Zombieversion von „Stups, dem kleinen Osterhasen“ in unseren Alpträumen verfolgt. Jedes Jahr sind die Kinder wieder ein Jahr älter. Für manche ist es das dritte Jahr in der Kita und sie beherrschen alle Strophen von „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ im Schlaf. Für andere ist „Immer wieder kommt ein neuer Frühling“ noch eine überraschende Information, denn es ist das erste Mal, dass sie ihn bewusst miterleben.
Jedes Jahr gewöhnen wir die Kinder erst ein und verabschieden sie nach drei oder vier Jahren in die Schule. Dazwischen gestalten wir mit ihnen einen erheblichen Teil ihrer Kindheit. Die Jahresuhr steht wirklich niemals still. Wir bewegen uns ständig in einem Spannungsfeld aus Kontinuität und Veränderung, und das nicht nur in unserer Jahresplanung. Im Grunde durchzieht es unseren gesamten Berufsalltag. Kolleg*innen verlassen das Team, neue kommen dazu (dazu gehört in diesen Zeiten auch ein bisschen Glück), der Bildungsauftrag verändert sich, im Qualitätsmanagement gibt es neue Verfahren. Ganz nebenbei schleicht sich die Digitalisierung weiter ein und dann ist auch schon plötzlich wieder Adventbastelnachmittag und wir singen „Dicke rote Kerzen“. In ganz heimlichen Momenten freue ich mich dann, dass sich manche Dinge nicht ändern und immer wiederkehren. Wobei, über die Jahresuhr muss ich mit Rolf Zuckowski wirklich mal ein ernstes Wörtchen reden.