Oft ist es das Wort „müssen“, das uns durch den Tag begleitet: Ich muss die Eltern anrufen, den Brief schreiben, Tommys Lerngeschichte aufsetzen, die Fotos entwickeln ... Von „wollen“ ist gar keine Rede. Situative Wendigkeit bedeutet: Einfluss nehmen auf die Bedingungen, wie sie sind. Es muss nichts so bleiben, wie es ist. Sei es durch eine Veränderung der eigenen Gedanken oder durch die Veränderung der Gewohnheiten oder Abläufe im Kita-Alltag. Wir fühlen uns oft gefangen in diesen Zwängen, dabei haben wir unzählige Möglichkeiten, Einfluss auf die Gestaltung des Tages zu nehmen.
Gute Gedanken tun gut
Personalausfälle sind eine Belastung und es macht die Arbeit nicht unbedingt attraktiver, immer unter dem Damoklesschwert des Personalausfalls zu stehen. Nicht hilfreich sind dabei Gedanken wie: „Das fängt ja heute Morgen wieder gut an mit den Krankmeldungen. Da würde ich am liebsten direkt wieder nach Hause gehen!“ Hilfreicher ist: „Okay, es werden einige Kolleg:innen fehlen, umso wichtiger, dass wir uns heute Morgen gut absprechen, koordinieren und gemeinsam nach Lösungen suchen.“ Natürlich bringt es nichts, die Dinge einfach schönzureden; vielmehr soll dieses Reframing dabei helfen, die eigenen Ressourcen bestmöglich zu nutzen, andere Kolleg:innen vielleicht sogar mit der lösungsfokussierten Haltung anzustecken und positive Signale ins Team zu senden. Ein Reframing hilft auch anderen Beteiligten, die bestehende Situation noch einmal anders für sich wahrzunehmen.
Um Hilfe bitten
Besonders an Tagen mit einer dünnen Personaldecke braucht es situative Wendigkeit auf vielen Ebenen. Eigene und allgemeine Bedürfnisse müssen thematisiert werden, um Akzeptanz und Klarheit in der Zusammenarbeit herzustellen. Fachkräfte sorgen für Qualität und präventiven Kinderschutz, wenn sie um Unterstützung bitten. Es ist eine große Stärke, zu spüren, wann die eigenen Kapazitäten schwinden, die Nerven dünner werden und der Ton rauer wird. Selbstbewusste Mitarbeitende kümmern sich aktiv um ihren Gesundheitsschutz. Auch für die Kinder ist eine gesunde, zugewandte und damit authentische Fachkraft immer die beste Lösung.
Man sollte nicht an Strukturen festhalten, bloß weil sie da sind. Grundsätzlich kann man zur Notwendigkeit von Abläufen und Veranstaltungen einige Fragen stellen, um sich über die eigene Aufgabe klarer zu werden und die Situationen richtig einzuschätzen:
- Wer hat welche Bedürfnisse?
- Was ist das Ziel?
- Stehen Aufwand und Ergebnis im Verhältnis zueinander?
- Zaubert das Angebot im Nachgang ein Lächeln ins Gesicht oder denkt der größte Teil des Teams „endlich geschafft“?
- Wie können sich andere beteiligen?
- Welcher Wochentag/welche Uhrzeit wird gewählt?