Kennt ihr das auch? Ihr arbeitet euch so durch den Kita-Alltag und sprecht euch ab und plant. Doch es gibt da diese Kollegin, die schmeißt alles wieder um und hält sich nicht an die Absprachen. Und dann gibt es da diese andere Fachkraft, die macht auch irgendwie nix, oder? Außer sich permanent zu beschweren und zu kritisieren. Mit diesem Kollegen, der ständig zu spät kommt, dafür aber auch als Erster geht, fang ich erst gar nicht an. Aber viel schlimmer sind eigentlich diese Muttis im Team, die ja eh nur den halben Tag da sind und jedes Thema auf ihren eigenen Nachwuchs lenken. Oder sie sind mit ihren kranken Kindern zu Hause. Schon wieder!
Dabei müssen wir doch endlich die Lerngeschichten schreiben. Damit liegt uns die Kollegin aus der Zwergengruppe nämlich auch schon seit zwei Wochen in den Ohren, weil [hier mit Nachäffstimme weiterlesen] SIE ihre ja alle schon LÄNGST fertig hat. Sagt mal, bin ich hier eigentlich die Einzige, die ihren Kram geregelt kriegt und voll entspannt, humorvoll und verantwortungsbewusst ihren Kolleg*innen ein echt tolles Vorbild ist? Also, wenn alle so arbeiten würden wie ich, wären wir ein echt gutes Team.
Na? Riecht ihr den Braten? Wir sind alle irgendwie so. Auf die eine oder die andere Art. Ich erwische mich viel zu oft selbst dabei, dass mir eine vermeintlich nervige Eigenschaft eines Kollegen oder einer Kollegin auf den Keks geht. Aber dann kommen Veranstaltungen, akuter Personalmangel oder eine andere beliebige Kita-Krise und alle hängen sich so rein, dass ich hinterher mal wieder völlig beeindruckt bin, wie wir das gemeinsam gewuppt kriegen. Weil es diese – manchmal anstrengende – Vielfalt braucht. Ja, es braucht all diese nervigen Charaktere, die ich oben beschrieben habe. Weil Pläne großartig sind, aber Spontaneität und Situationsorientierung auch. Weil es zur Reflexion anregt, wenn wir hinterfragt werden. Weil wir insgeheim wissen, dass es jemanden braucht, der vorausdenkt und ein bisschen Druck ausübt. (Aber nur ein bisschen, bitte!) Weil wir uns alle nicht überarbeiten sollten in diesem Beruf. Weil wir einen Perspektivenwechsel in die Familien bekommen, wenn die „Muttis“ aus ihrer Realität berichten. All das und noch viel mehr braucht ein gutes Team. Ob uns das immer alles in den Kram passen muss, weiß ich nicht. Aber was ich ganz sicher weiß, ist, dass ich mit zehn Versionen von mir selbst ziemlich schnell eine Supervision bräuchte.