Ausländische Fachkräfte gut auf die Arbeit in deutschen Kitas vorbereiten„Den Weg zur Anerkennung so leicht wie möglich gestalten“

Angesichts vieler geflüchteter Menschen wird verstärkt über die Anerkennung ausländischer Fachkräfte und deren Arbeitsmöglichkeiten in deutschen Kitas diskutiert. Fragen dazu beantwortet Achim Schäfer, der die Anpassungsqualifizierung für Erzieher*innen aus dem Ausland an der Diakoneo Fachakademie in Hof verantwortet.

Den Weg zur Anerkennung so leicht wie möglich gestalten
© privat

Wie groß sind die Hürden für pädagogische Fachkräfte aus dem Ausland, dass ihr Abschluss in Deutschland anerkannt wird?
Ausländische Fachkräfte müssen zwar den gesetzlichen Weg gehen, auf dem sie meiner Meinung nach aber keine großen Hindernisse überwinden müssen. Dennoch sollten wir ihnen diesen Weg ohne Abstriche bei der Qualität so leicht wie möglich gestalten. Wenn sie in Bayern arbeiten möchten, reichen sie Nachweise ihrer Bildungsabschlüsse beim Landesamt für Schule ein. Dann erhalten sie zeitnah den Bescheid, in dem festgestellt wird, welche Kenntnisse sie mitbringen und in welchen Bereichen Fortbildungsbedarf besteht, um die Gleichwertigkeitsanerkennung als Erzieher*in in Deutschland zu erhalten. Das Anerkennungsverfahren geht also ressourcenorientiert vor.

Mit welchen Maßnahmen werden ausländische Fachkräfte auf ihre Arbeit in Deutschland vorbereitet?
Vor der Gleichwertigkeitsanerkennung als Erzieher*in absolvieren sie in der Regel ein mehrmonatiges Praktikum in einem sozialpädagogischen Arbeitsfeld, in dem sie in ihrem Herkunftsland noch keine Praxiserfahrung gesammelt hatten. In Deutschland ist die Ausbildung zur/zum Erzieher*in eine Breitbandausbildung, die für eine Berufstätigkeit in allen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern qualifiziert und nicht nur in einem speziellen. Um den verpflichtenden Fortbildungsbedarf zu erfüllen, belegen ausländische Fachkräfte an unserer Fachakademie Module zu bestimmten pädagogischen Themen. Bei diesen Themen gibt es jedoch Unterschiede im Vergleich zu Ausbildungen in anderen Ländern. So ist unser Verständnis von frühkindlicher Bildung als einem sozialen Prozess eher vom vorschulischen Ansatz geleitet, anderswo nicht. Das Praktikum und unsere handlungsorientierten Fortbildungsmodule parallel dazu ermöglichen zusammen eine gute Vorbereitung auf die Arbeit in deutschen Kitas.

Welche Erfahrungen machen Sie in den Anpassungsqualifizierungen?
Unsere Fachakademie wurde vom Bayerischen Landesschulamt beauftragt, diese Bildungs- und Ausgleichsmaßnahmen für ganz Bayern durchzuführen. Zu uns kommen Menschen aus europäischen und außereuropäischen Ländern. Bis auf wenige Ausnahmen sind es Frauen mit pädagogischem Hochschulabschluss. In einer Fortbildungseinheit lernen auch schon mal 20 Personen aus 16 Nationen zusammen. Für den Austausch und die Reflexion ihrer Praxiserfahrungen bieten wir ihnen themenbezogen Raum. Das ist spannend und gewinnbringend für alle. Die hohe Sachkompetenz, die hier zusammenkommt, macht das gemeinsame Arbeiten an Fortbildungsthemen auch für unsere Dozent*innen hochinteressant. Die Teilnehmer*innen sind äußerst aufgeschlossen und arbeiten in den Fortbildungen engagiert mit. Und die Rückmeldungen sind durchweg positiv.

Was sind die größten Herausforderungen beim Einsatz ausländischer Fachkräfte in deutschen Kitas?
Für die Gleichwertigkeitsanerkennung ist in Deutschland gesetzlich kein bestimmtes Niveau an Sprachkenntnissen vorgeschrieben. Damit die Teilnehmer*innen aber von unseren Modullehrgängen profitieren, empfehlen wir ihnen Kenntnisse mindestens auf Niveaustufe B2 des europäischen Referenzrahmens für Sprachen. Nicht nur, damit sie selbst gut zurechtkommen. Sprachförderung ist elementarer Bestandteil der frühkindlichen Bildung. Und Sprache entwickelt sich vor allem in einer professionell gestalteten Beziehung zwischen Kind und Erzieher*in. Deshalb ist eine gute Beherrschung der deutschen Sprache die zentrale Herausforderung beim Einsatz ausländischer Fachkräfte in deutschen Kitas.

Achim Schäfer ist Pfarrer und Leiter der Diakoneo-Fachakademien für Sozial- und Heilpädagogik in Hof, Bayern. 

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