Ihre Kita hat sich im vergangenen Jahr als Buchkita zertifizieren lassen. Was bedeutet das?
Bücher nehmen bei uns einen hohen Stellenwert ein. So geben wir einen großen Teil unseres Etats für Bücher aus. In jedem Gruppenraum gibt es Bücherkisten in schön gestalteten Leseecken, außerdem haben wir eine eigene Kinderbücherei in unserem Leseraum eingerichtet. Wir lesen nicht nur vor, sondern arbeiten auch mit den Büchern, vertiefen laufende Projekte mit schönen Geschichten. Beispielsweise haben wir uns zu Fasching intensiv mit Märchen beschäftigt, das Thema hatten die Kinder selbst gewählt.
Wie binden Sie die Bücher in den Alltag ein?
Wenn wir Geschichten hören, binden wir dies mit Ritualen in den Alltag ein. Aktuell zum Märchenprojekt haben die Kinder eine Märchenkerze gestaltet: Immer wenn wir Bilderbücher angeschaut, Märchenbücher gelesen oder uns mit Kamishibai beschäftigt haben, haben wir die Kerze angezündet. Außerdem haben wir einen Reifen gestaltet, durch den die Kinder gelaufen und so in die Märchenwelt eingetaucht sind. Hierfür sind die Kinder in Rollen geschlüpft, haben Lieder gesungen oder Fingerspiele gespielt.
Wie wählen Sie Kinderbücher für die Kita aus?
Zu aktuellen Themen fragen wir in der Buchhandlung gezielt nach. Anlässlich der erneuten Zertifizierung als Buchkita haben wir hier in der Kita zwei Wochen lang eine Bücherausstellung mit Neuerscheinungen eingerichtet. Die ausgestellten Bücher lesen wir vor, wir stöbern darin, und was den Kindern besonders gut gefällt, schaffen wir dann für unser Haus an. Lieb gewonnene Bücher, die irgendwann zerfleddert sind, erneuern wir von Zeit zu Zeit. Dazu gehören etwa „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“, das „Farbenmonster“ und die „Zilly und Zingaro“-Reihe.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Eltern aus?
Zum bundesweiten Vorlesetag richten wir besondere Leseecken ein, Eltern kommen in die Kita und lesen vor. Eine Mutter betreut die Kinderbücherei, hierfür hat jedes Kind einen Leseausweis und kann sich ein Mal die Woche Bücher für zu Hause ausleihen. Kinderbuchheld*innen wie beispielsweise „das kleine Wir“ wurden von einer Kita-Mutter für die Gruppe genäht.
Welche Unterstützung bekommen Sie im Sozialraum?
Einmal die Woche kommt eine Lesepatin in die Kita und liest vor. Darüber hinaus arbeiten wir mit der Stadtbücherei intensiv zusammen. So haben wir gemeinsam die Aktion „Lieblingsbuch“ ins Leben gerufen. Kinder aus verschiedenen Einrichtungen wählen ihr Lieblingsbuch aus Neuerscheinungen, das dann in der Stadtbücherei offiziell prämiert wird. In diesem Jahr gab es gleich zwei erste Plätze, nämlich „Mister Maulwurf sucht einen Schatz“ und „Der Mumpel“.
Wie begeistern Sie Kinder für Bücher?
Dadurch, dass Bücher bei uns einen hohen Stellenwert haben, werden auch die Kinder, die vielleicht sonst wenig in der Leseecke zu finden sind, von der allgemeinen Begeisterung gepackt. So war es auch beim Märchenprojekt: Allein durch den Reifen zu laufen, dabei den passenden Spruch aufzusagen, fanden die Kinder aufregend. In unserer Kita sind viele lesebegeisterte Kolleg*innen, die die Kinder mit spannenden, lustigen und schön illustrierten Büchern abholen. Nicht nur im Sommer lesen wir auch draußen, das ist für alle spannend. Wenn wir Geschichten mit der Dokumentenkamera ELMO an die Wand werfen, achten wir darauf, dass wir Bücher zeigen, die für die Altersstufe der Kinder geeignet sind.
Haben Sie einen Tipp, um Kinder für Bücher zu begeistern?
Haben Sie Mut, immer und immer wieder vorzulesen. Das holt die Kinder ab.
Interview: Barbara Brengartner, Redaktion kindergarten heute
Bewerbungsstart für Gütesiegel Buchkita
Kindergärten und Kitas können auch dieses
Jahr wieder das „Gütesiegel Buchkita“ erhalten. Ausgezeichnet werden Einrichtungen, die
im Bereich der frühkindlichen Leseförderung
besonderes Engagement zeigen. Bewerbungen können bis
zum 31. Mai 2023 unter www.guetesiegel-buchkita.de/
bewerben eingereicht werden.