Tines praktische TheorieEinem geschenkten Gaul …

Einem geschenkten Gaul …
© Katharina Bocklage, Eggolsheim

Wie die meisten pädagogischen Fachkräfte habe ich ein eher ambivalentes Verhältnis zu Geschenken: Ich freue mich darüber, aber ich fürchte sie auch. Fürs Protokoll: Ich bin dankbar und ich honoriere IMMER die Mühe, die sich Eltern und Kinder (und der Träger) machen, wenn sie uns etwas schenken wollen. Es fängt im Kleinen an: der 27. Regenbogen von Liam. Yay! Was wir damit machen? Das weiß nur der Spätdienst. Und trotzdem gibt es die ein oder andere Kinderzeichnung, die wir behalten und die es mit nach Hause oder in die private Materialsammlung schafft, weil sie eine persönliche Bedeutung hat. Der Endgegner der Geschenke ist jedoch für uns alle der gleiche: das Abschiedsfest der Schulanfänger:innen. Ich habe es selbst als Mutter in der Kita meiner Tochter erlebt. Die Fachkraft kam bereits im März auf mich zu. Das Gesicht zerknirscht, sie suchte nach den richtigen Worten. Man wolle ja nicht unhöflich wirken, ABER „Bitte, bitte, kein Vogelhaus oder Insektenhotel mehr. Wir kriegen seit fünf Jahren immer abwechselnd eins von beidem.“ Hatte sie da eine Träne im Auge? Ich musste lachen, weil die Eltern so etwas tatsächlich vorgeschlagen hatten. Beides konnte ich bereits im Vorfeld abwehren und ich bin ganz schön stolz darauf. Ich habe dann den mutigen Schritt gewagt und gefragt, was sie sich denn wünschen. Verrückt, ich weiß. In all meinen Jahren als Fachkraft sind wir vielleicht zwei Mal gefragt worden, ob die Einrichtung sich etwas Spezielles wünscht oder womit man uns persönlich eine Freude machen könne. . Ja, das ist vielleicht nicht der Sinn des Schenkens, aber gerade in Kitas, in denen jeder Abschied eine verlässliche Wiederholungskomponente enthält, kann man den schnöden Schritt wagen und die Fachkräfte einbeziehen. In meinem konkreten Fall wurde es dann übrigens ein kleines Holzpferd für den Garten, auf dem die Krippenkinder verewigt wurden. Und die (ehrliche!) Freude der Fachkräfte war ihnen anzusehen. Wie gesagt, wir sind nicht unhöflich. Ich kenne nur keine Fachkraft, die bei der fünften Tasse mit Gruppenfoto und lustigem Spruch noch andächtig ein Plätzchen im Schrank dafür sucht (und findet). Also, schon, aber etwas weiter hinten vielleicht. Hätten wir hier eine Kommentarspalte, würde ich euch zu gerne zu richtig guten Ideen für ein großartiges Geschenk befragen, das über Gutscheine und Schokolade hinausgeht. Denn worin wir uns sicher einig sind: Die Eltern meinen es wirklich gut und die Freude, dass man sich überhaupt Gedanken und Arbeit macht, um uns etwas Gutes zu tun, lässt uns jedes Mal wieder lächeln. So wie beim 28. Regenbogen von Liam.

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