Ein Interview mit dem Medienexperten Thomas Feibel„Viele Kitas sind medienpädagogisch besser aufgestellt als manch eine Schule“

Seit 2020 können sich auch Kitas mit ihrem medienpädagogischen Konzept um den „Tommi Kindersoftwarepreis Kita“ bewerben. Der Mitbegründer des Preises ist Thomas Feibel. Im Interview spricht er über pädagogisch Überzeugendes und neuen Schwung dank Corona.

Viele Kitas sind medienpädagogisch besser aufgestellt als manch eine Schule
© Die Hoffotografen

Wie kam es zu der Idee, Kitas stärker einzubeziehen?
Digitaler Wandel findet auch in Kitas statt. Deshalb reichte es nicht mehr aus, mit unserem Kindersoftwarepreis in der Kategorie „Bestes Familienspiel“ nur ein Spiel für diese Altersgruppe auszuzeichnen. Zusammen mit Stefan Heil von der Auerbach Stiftung und dem Medienpädagogen Stefan Aufenanger entstand die Idee, besonders gelungene Konzepte mit einem Preisgeld auszuzeichnen, um das Engagement der prämierten Kita zu würdigen. Gleichzeitig wollen wir mithilfe unserer guten Medienkontakte eine Öffentlichkeit für diese Projekte schaffen.

Gibt es medienpädagogische Konzepte von Kitas, an die Sie sich besonders erinnern?
Bei der Entscheidung haben uns vor allem solche Konzepte gefallen, die Kindern Möglichkeiten aufzeigen, Digitalgeräte auch als nützliche Werkzeuge einzusetzen, etwa um Geschichten zu erzählen, ihre Umwelt zu erforschen oder naturwissenschaftliche Experimente festzuhalten. Kinder einer Kita befragten sogar Wissenschaftler:innen. Für uns sind das überzeugende Hinweise, dass viele Kitas medienpädagogisch deutlich besser aufgestellt sind als manch eine Schule.

Während der Pandemie mussten viele Kitas digitale Konzepte aus dem Boden stampfen. Haben diese noch Bestand?
Durch Corona gab es auch in Kitas einen Ruck und plötzlich waren Dinge möglich, die zuvor noch als undenkbar galten. Kitas sammelten erste Erfahrungen im Eiltempo und konnten diese nach und nach feinjustieren. Dabei zeigte sich, dass viele Einrichtungen einen deutlichen Fokus auf Medienpädagogik haben – im Gegensatz zur Schule. Dort hatte ich gesehen, dass sich zwar alle um funktionierende Technik bemühen, die Medienkompetenz der Kinder jedoch auf der Strecke bleibt. Warum können Grundschulen also nicht von der Expertise der Kitas profitieren und gemeinsam mit ihnen Konzepte für den Übergang schmieden? 

Worauf müssen Kitas achten, wenn sie sich aktuell um den Preis bewerben möchten?
Wir haben den Fragebogen zur Anmeldung bewusst schlicht gehalten. Wichtig ist uns, dass nicht theoretische Ideen, sondern praxiserprobte Konzepte mit digitalen Medien eingereicht werden. Besonders gut gefallen der Fachjury Ideen, die pädagogisch überzeugen, anstatt von den Interessen der Industrie gelenkt zu sein.

Wie können auch andere Kitas von den Ideen der preisgekrönten Einrichtungen profitieren?
Anfang 2023 fand die Verleihung des Preises erstmals auf dem Kita-Onlinekongress statt. Es gab einen eigenen Tag, an dem aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und medienpädagogische Tendenzen zum Thema Digitalwelt in der Kita ausgelotet wurden. Den Höhepunkt bildeten die Präsentationen der drei Sieger-Kitas, die mit ihrer Best-Practice Vorbildcharakter haben. Und die Teilnehmenden konnten Fragen dazu stellen. Von Anfang an war uns wichtig, dass auch Kitas, die nicht teilgenommen oder gewonnen haben, von den Sieger:innen profitieren. Bei der nächsten Verleihung wird das wieder so sein.

Der Autor und Journalist Thomas Feibel ist Mitbegründer des Kindersoftwarepreises TOMMI. kindergarten heute ist Medienpartner.

Gute Digitalkonzepte gesucht

Die Bewerbungsphase des „TOMMI Kindersoftwarepreises Kita“ in der Kategorie „Bestes Medienkonzept“ endet am 20. Oktober 2023. Mit der Auszeichnung werden gute Digitalkonzepte in Kitas prämiert. Die drei Gewinner erhalten für ihre Einrichtung einen insgesamt mit 1.500 Euro dotierten Geldpreis.
Bewerbungen unter www.tommi.kids (→ kindergartenpreis)

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