Es ist zu einfach, anzunehmen, dass die Welt von morgen – egal ob im Jahr 2030, 2040 oder 2070 – grundsätzlich anders aussehen wird als die uns bekannte Welt. Zu viele sich ergänzende, verstärkende, aber auch sich widersprechende Entwicklungen sind zu erkennen, um eindeutige Aussagen über die Zukunft zu treffen. Diese lässt sich nicht in eindeutigen Prognosen und klaren Trendbeschreibungen darstellen, sondern eher in Form von zukünftigen Möglichkeiten oder Zukünften.
Digitale Visionen
Roboter könnten als Pflegehilfskräfte eingesetzt werden, und künstliche Intelligenz kann den Erwachsenen helfen, sowohl die ersten Lautäußerungen der Kinder als auch die mimischen Ausdrucksweisen besser zu verstehen. Sprachen könnten generell keine Kommunikationsbarriere mehr darstellen, sondern gerade für Kinder ein Spielfeld eines kreativen Austausches sein. Gleichzeitig könnte der Alltag, insbesondere von Kindern, immer mehr von Sensoren durchdrungen sein, mit dem Potenzial, alles und alle jederzeit zu beobachten, gegebenenfalls zu intervenieren und zu optimieren. Eltern, Freund:innen, Bekannte und Pädagog:innen werden unterschiedliche Normen und Werte repräsentieren – in einer Gesellschaft, die mehrheitlich aus Älteren besteht und in der alle immer älter werden.
Fragen, die bleiben
Unsicher ist, was das konkret für das alltägliche Leben bedeutet. Werden wir alle technologischen Potenziale ausleben oder einschränken? Mit welchen Folgen? Wird die Möglichkeit kultureller Vielfalt zu mehr Verständigung oder kultureller Vereinzelung führen? Und was müssen unsere Kinder heute lernen, um mit einer Welt der technologischen Durchdringung, der kulturellen Vielfalt und Widersprüche sowie der notwendigen Anpassung an klimatische Veränderungen umgehen und ein gelungenes Leben führen zu können? Die Future Skills betonen sowohl die Wichtigkeit der individuellen Persönlichkeitsausbildung und eines Selbst-Bewusstseins im eigentlichen Sinne als auch das Aushalten von Unsicherheiten und Mehrdeutigkeiten sowie die Ausbildung einer empathischen Perspektive auf die eigenen Handlungsfolgen und möglichen Zielkonflikte.
Wie zukunftsfähig sind Fachkräfte?
Pädagog:innen treten in diesen Antworten meist als Moderator:innen und Lernbegleiter:innen auf, nicht als Wissen und Normen vermittelnde Erzieher:innen und Lehrer:innen. Sie sollen Lernprozesse moderieren und begleiten, die grundsätzlich nicht auf das Bestehende, sondern das sich Verändernde, das Mögliche und Zufällige fokussieren. Dadurch können Kinder die entsprechenden Zukunftskompetenzen ausbilden. Allerdings fehlen Pädagog:innen ebendiese diese Kompetenzen im Zuge ihrer Professionalisierung. Vielleicht sollten wir uns also gar nicht so sehr die Frage stellen, ob unsere Kinder fit für die Zukunft sind, sondern stattdessen fragen, ob unsere Pädagog:innen es sind. Damit ist nicht eine vereinfachende Delegierung der Verantwortung für zukünftige Entwicklungen an Fachkräfte gemeint. Vielmehr geht es um das provozierende Fragen danach, wie wir eigentlich als Gesellschaft leben wollen und was es dafür auf individueller und systemischer Ebene braucht, um aus gegenwärtigen Möglichkeiten zukünftige Realitäten werden zu lassen. Kurz: um Zukunft heute als Gesellschaft zu gestalten.