Als ich mittags in die Kita komme, sind viele Jungen mit Kleben, Schneiden und Zeichnen beschäftigt. Fast der ganze Raum ist mit Papier bedeckt. Alle sind sehr vertieft. Interessiert schaue ich mich um, es ist spannend zu sehen, was da passiert. Gezeichnete Fantasietiere bevölkern den Gruppenraum. Auf meine Frage, ob das Dinosaurier seien, erklärt mir Benjamin, dass es Monster sind. „Echt? Monster? Die gibt es doch gar nicht. Ich habe noch nie eins gesehen.“ – „Nur weil du noch keine gesehen hast, heißt das nicht, dass es keine gibt“, antwortet der 6-Jährige. Jedes Monster hat etwas Besonderes:
Tobias (6 Jahre): „Meins hat ein Schild auf der Nase für die Partnersuche, einen großen Reißzahn, einen ausgewachsenen Giftstachel am zweiten Schwanz und Steine am Rücken.“
Jacob (5 Jahre): „Die Keule, die schaut fast wie ein Dinofuß aus, die benutzt er zur Partnersuche. Je besser die Keule ausschaut, desto besser gefällt er den Weibchen und die Weibchen suchen sich dann ihn aus. Meiner hat noch einen Beutel am Bauch, wo er die Babys hat, da wachsen die Babys auf.“
David (5 Jahre): „Bei meinem ist es ganz besonders mit der Keule, weil die Keule wie ein zackiger Stein aussieht. Wenn ein Haus zu hoch gebaut ist, dann kann er rauffliegen und dann das Teil abreißen, das zu hoch ist.“
Benjamin (6 Jahre): „Bei den Männchen sind die Keulen auf zwei Schwänzen und sie haben acht Beine, weil sie wie Spinnen sind. Sie sind Spinnenmonster. Und bei den Weibchen ist das Besondere, dass sie sich zumachen können, wie ein Stein, und dass sie auch einen Beutel für ihre Babys haben. Jetzt habe ich ein Baby bei der Geburt gemacht. Bei den Babys ist es so, dass sie einen Giftstachel haben. Zuerst habe ich Meeresmonster gemacht, aber dann haben die anderen Monster gemacht und dann habe ich auch Monster gemacht.“
Jacob: „Ich wollte David beweisen, wie ein echtes Monster aussieht. Und dann wollten alle anderen auch Monster machen.“
David: „Ich habe ein echtes Monster zu Hause. Ein Magmawaran.“1
In den Beschreibungen der Kinder steckt viel Wissen, zum Beispiel über die Brutbeutel bei bestimmten Fischarten oder wie sie das Aussehen ihrer Fantasietiere mit dem eines Stachelrochens vergleichen. Auch über Dinosaurier oder das Paarungsverhalten von Tieren wissen sie gut Bescheid. All das fließt in die Gestaltung ein.
Das Thema geht noch weiter. Wir haben die Papiermonster als Schnittmuster auf Stoff gezeichnet und mit einer Nähmaschine zusammengenäht. Einige Kinder versammeln sich um den Tisch und sehen interessiert zu. Zum Schluss befüllen wir die Stofftiere mit Watte. Die Jungen überlegen sich Namen für ihre Monster. Die Bedeutung von Namen wird so zu unserem nächsten Projekt.