Ich bin da und du bist da ...“ So trällert es regelmäßig im Stuhlkreis und heute auch hier. Ich bin keine begnadete Sängerin. Ich singe zwar gerne und bisweilen auch sehr enthusiastisch, aber objektiv richtig und angenehm für die Ohren ist es wohl kaum.
Das würde auch meine Anleiterin aus meinem Anerkennungsjahr sofort unterschreiben. Sie selbst singt im Chor, ich dagegen lieber in der Waschküche, wo's keiner hört.
Dann aber hieß es: „Annabell, mach doch mal eine Liedeinführung.“
Was soll ich sagen, die war nett, die Liedeinführung. Also nicht dieses „nett“ – das andere „nett“. Auf die Art nett, dass meine Anleiterin sie am nächsten Tag wiederholte und vermutlich alle Kinder annahmen, es wäre ein völlig anderes Lied.
Trotzdem singe ich gerne und oft in der Kita, wohlwissend, wie wichtig das für die sprachliche und kognitive Entwicklung der Kinder ist, und immer in der Hoffnung, eine Kollegin an meiner Seite zu haben, die den Ton vorgibt, an den ich mich wie einen Rettungsring klammern kann.
Dankbare Grüße gehen raus an Gabi.
Weniger hilfreich ist es, wenn Kollege Samuel neben mir sitzt und mindestens genauso leidenschaftlich und noch falscher mitschmettert. Dann bringen wir uns gegenseitig in einen unfreiwilligen und für alle anderen qualvollen Kanon.
Schöner sind da die Liedinterpretationen der Kinder. So singt Lea lauthals „St. Smarties“ und Enes freut sich über sein interkulturelles „Hajjaa Hüsseyin, der Herbst ist da“. Toll, wie das mit der Integration klappt.
Oftmals hat auch noch jede Kita ihre eigene Version der altbekannten Lieder: Schwimmt Nicht schön, aber dafür schön laut hier der Hai in die schmutzige See, schwimmt er in der Kita nebenan ins große weite Meer. Von Stups, dem sehr bekannten Osterhasen, bis hin zur jährlich missglückten Weihnachtsbäckerei, wir alle haben unsere Kita-Schlager. Klar, dass diese Hits mich auch privat begleiten. Oder sollte ich sagen: verfolgen? Ich kann zu so ziemlich jeder Alltagshandlung ein Liedchen trällern, egal ob „Hände wasche, Hände wasche“ oder „vier, fünf, sechs, aufgeräumt wird jetzt“, ob „es regnet, es regnet“ oder „ich hab so Schnupfen“. Manchmal fühle ich mich fast wie eine Disney-Prinzessin. Fehlen nur noch die Tiere, die mir helfen, aber auch für die hätte ich ein Lied. Und wenn man mich mitten in der Nacht weckt, kann ich zwar die Mitternachtsformel nicht, aber die „Jahresuhr“ rückwärts vorsingen, das ist kein Problem.
Nur will das ja keiner hören.