Die Kinder werden in den Stuhlkreis gerufen, doch Leni möchte nicht dazukommen und lieber weiter mit den gesammelten Steinen spielen. Sie sagt laut und deutlich: „Nein.“ Fachkraft Merle antwortet ihr: „Doch, du kannst jetzt nicht weiterspielen.“ In einer anderen Situation beschwert sich Feli bei Erzieher Luca darüber, dass sie wirklich nichts damit zu tun hat, dass die Spielecke nicht aufgeräumt wurde, und es unfair ist, dass ihr Erzieherin Sara nicht glaubt. Luca antwortet ihr: „Sara wird schon recht haben, Feli.“
Partizipation meint nicht nur, dass Kinder ihre Meinung sagen dürfen, wenn die Erwachsenen es ihnen zugestehen, und diese bestenfalls berücksichtigt wird. Partizipation heißt, dass Kinder an realen, für sie wichtigen Entscheidungen umfassend beteiligt werden.1 Und somit umfasst Partizipation auch, dass die Äußerungen der Kinder, die nicht den Vorstellungen der Erwachsenen entsprechen, gehört und ernst genommen werden müssen, wie es auch in Beschwerdeverfahren realisiert wird.2 Wenn Kinder erleben, dass gehört wird, wenn sie etwas nicht essen wollen, dass sie eine Mütze nicht anziehen wollen, oder ihnen geglaubt wird, wenn sie sich über andere Erwachsene beschweren, dann können sie erleben, dass ihre Stimme wirklich wichtig ist, dass sie wirklich wichtig sind. Es ist nicht immer möglich oder sinnvoll, allen Einwänden, die Kinder formulieren, zu entsprechen. Unerlässlich ist es aber, ihnen zu signalisieren: „Du bist nicht einverstanden und ich respektiere das.“ Letztlich ist dies ein entscheidender Schritt in der Demokratiebildung: Denn wenn Kinder im Kleinen erleben, dass ihre Perspektive wichtig ist, können sie auch glauben, dass dies im Großen sinnvoll ist.