HandwerksberufeMit Flickzeug unterwegs

Reifen, Kette und Pedale setzen ein Rad in Bewegung. Doch was tun, wenn der Reifen platt ist? Das weiß Fahrradmechanikerin Michaela Mocke. Mit ihrer mobilen Werkstatt macht sie in der Kita „Rohrbecker Weg“ Halt.

Mit Flickzeug unterwegs
© Kita "Rohrbecker Weg"

Die Begegnung mit der Fahrradmechanikerin Michaela Mocke beginnt mit dem spannenden Moment, als sie mit ihrem Werkstattwagen auf das Kita-Gelände vorfährt. Sie steigt aus und öffnet die großen Türen des Wagens, der mit Werkzeug vollgepackt ist. In der Mitte steht ein Fahrrad. Die Kinder drängen sich nach vorn und schauen fasziniert hinein. „So viele Sachen!“ – „Und ein Fahrrad.“ – „Baust du Fahrräder?“, fragt eines der Kinder. Die Mechanikerin lächelt: „Nein, ich repariere sie. Und ja, dafür brauche ich all das Werkzeug. Ich bin eine mobile Fahrradmechanikerin und komme zu euch nach Hause oder in die Kita, damit ihr das kaputte Fahrrad nicht in die Werkstatt bringen müsst. Das ist praktisch.“ Dann zeigt sie den Kindern ihr Handwerk.

Der Fahrradcheck

Michaela Mocke holt das Fahrrad aus dem Auto: „Schaut mal hier“, sagt sie und zeigt auf die Räder. „Das sind die Reifen. Sie helfen dem Fahrrad, sich zu bewegen, und ohne sie könnten wir nicht fahren.“ – „Und warum sind die Reifen rund?“, will ein Kind wissen. Bevor die Mechanikerin antworten kann, sagt eines der Kinder: „Na, die Reifen sind rund, damit das Fahrrad gut rollt. Viereckige Räder können ja gar nicht fahren!“ Ein anderes Kind möchte wissen, warum die Reifen Rillen haben. Die Expertin erklärt, dass die Rillen dafür sorgen, dass das Fahrrad vor allem bei Regen nicht wegrutscht. „Das sind die Bremsen“, sagt sie. „Wenn ihr bremst, drücken sie gegen die Felgen, damit das Fahrrad langsamer wird oder anhält.“ Die Kinder drücken auf die Bremshebel und beobachten, wie die Bremsklötze gegen die Felgen drücken. „Wow, das macht aber ein komisches Geräusch.“ – „Und was ist das für ein Ding da?“ Eines der Kinder zeigt auf die Kette. „Das ist die Kette. Sie verbindet die Pedale mit den Rädern. Wenn du in die Pedale trittst, bewegt sich die Kette und setzt die Räder in Bewegung.“ Die Kinder beobachten, wie die Kette über die Zahnräder läuft. „Kann man die Kette kaputt machen?“, fragt ein Kind. „Ja, die Kette kann sich mit der Zeit abnutzen oder sogar reißen, wenn sie nicht gut gepflegt wird“, erklärt Michaela Mocke. „Und was ist das?“ Sie zeigt auf den Lenker. „Das ist ganz einfach. Das ist der Lenker, damit könnt ihr beim Fahren die Richtung vorgeben.“ Schließlich schauen sich die Kinder die Pedale an und wissen, dass sie mit den Füßen treten müssen, um vorwärtszukommen. Sie sind groß, damit sie gut treten können.
Die Mechanikerin öffnet einen großen Werkzeugkoffer. „Diese Werkzeuge brauche ich für die Reparaturen“, sagt sie. „Mit dem Schraubenschlüssel kann ich die Schrauben am Fahrrad festziehen oder lösen. Wer möchte ihn mal ausprobieren?“ Sofort gehen viele Hände in die Höhe und jedes Kind darf eine Schraube am Fahrrad festziehen. Als Nächstes zeigt sie ein kleineres Werkzeug mit einem L-förmigen Ende. „Mit dem Sechskantschlüssel können wir spezielle Schrauben am Fahrrad lösen, die mit normalen Schraubenschlüsseln nicht erreichbar sind“, erklärt sie. „Könnt ihr sehen, wie viele verschiedene Größen und Längen es gibt?“ Die Kinder zählen acht Stück. Sie geben sich die sogenannten Inbusschlüssel rundum in die Hand und staunen, wie leicht sie sind. Dann nimmt die Mechanikerin eine Luftpumpe heraus. Einige Kinder wissen, dass sie benutzt wird, um die Reifen aufzupumpen, wenn sie platt sind. Sie setzt die Pumpe auf das Ventil des Reifens auf und pumpt Luft hinein. Das probieren die Kinder gleich selbst aus. „Ich kann fühlen, dass der Reifen jetzt hart ist!“, ruft eines der Kinder freudig. „Warum müssen die Reifen hart sein?“, fragt ein anderes. Michaela Mocke erklärt, dass es gefährlich werden kann, wenn die Reifen zu weich sind; ein voller Reifen gibt Sicherheit beim Fahren. Doch es passiert auch mal, dass ein Reifen ein Loch oder einen Riss bekommt. Für diese Situation gibt es Material zum Flicken. „Was passiert, wenn der Reifen ganz kaputt ist?“ Dann muss der Reifen vielleicht ganz ausgetauscht werden. Mit dem Flickzeug kann man aber oft kleine Risse reparieren und weiterfahren.

Kettenöl: Auf die Dosis kommt es an

Zum Schluss zeigt die Monteurin den Kindern noch eine Flasche mit Kettenöl. Damit wird die Kette des Fahrrads geschmeidig gehalten. Wenn sie zu trocken ist, macht sie beim Treten ein komisches Geräusch. Dann ist sie nicht gut geschmiert. Sie trägt das Öl auf die Kette auf und bewegt dabei die Pedale, damit sich das Öl gut verteilt. Anschließend wird das überschüssige Öl abgewischt. „Warum muss man das Öl abwischen?“, will ein Kind wissen und erfährt, dass zu viel überschüssiges Öl Schmutz und Staub anzieht und die Kette dadurch schneller verschleißt. Einem Kind fällt auf, dass es komisch riecht. Währenddessen spricht die Fahrradspezialistin Sicherheitsregeln an und fragt, wer von den Kindern beim Fahrradfahren immer einen Helm trägt. Viele Kinder heben die Hand. „Das ist super, denn ein Helm schützt den Kopf, wenn ihr stürzt.“ Auch eine Beleuchtung ist wichtig.

Eltern stellen ihren Beruf vor

Den Einblick in den Beruf Fahrradmechaniker:in oder Fahrradmonteur:in erleben die Kinder im Rahmen unseres Projektes „1001 Berufe“, das darauf abzielt, ihnen verschiedene Berufe sowie deren Besonderheiten näherzubringen. Insgesamt haben sich die Kinder mit 13 Berufen beschäftigt. Darunter solche, die ihnen in ihrem Alltag begegnen, wie Polizist:in, Verkäufer:in, Arzt und Ärztin. Es gibt aber auch Berufe, mit denen die Kinder eher selten in Kontakt kommen, wie Controller:in bei einer TV-Produktion, Schornsteinfeger:in oder Lüftungstechniker:in. Niemand kann besser über einen Beruf berichten als die Person, die ihn täglich ausübt. Daher haben wir uns entschieden, die Eltern einzubeziehen und zu fragen, ob sie bereit wären, in die Kita zu kommen und von ihren Berufen zu erzählen. Der Aufruf war erfolgreich. Jede Vorstellung ist einzigartig. Viele Eltern haben eine PowerPoint-Präsentation mit Fotos vorbereitet, verschiedene Arbeitsutensilien oder ihre Berufskleidung mitgebracht. Am Ende jeder Vorstellung gibt es eine Fragerunde. Zusätzlich organisiert der Förderverein der Kita über soziale Medien zwei weitere Berufsvorstellungen wie die der Fahrradmechanikerin. Der enge Austausch mit Eltern und die aktive Einbindung tragen wesentlich zum Erfolg des Projekts bei.

Das Projekt gewinnt einen Preis

Die Kinder habe viel gelernt. Ihre Eindrücke halten sie auf einem Plakat fest. „Ich mache die Reifen rot, damit das Fahrrad von Weitem gut zu sehen ist“, sagt eines der Kinder und malt knallrote Reifen aufs Papier. Ein anderes Kind malt die Mechanikerin und ihr Rad daneben. Ein weiteres Kind malt sich mit Roller und Helm. Andere Kinder machen sich daran, das Wort „Fahrradmechanikerin“ zu gestalten. Sie schneiden große, bunte Buchstaben aus Karton aus und malen sie mit leuchtenden Farben an. Nach und nach fügen die Kinder Details wie die Fahrradkette oder Werkzeuge hinzu. Ein Kind erzählt, dass es immer noch den Geruch des Kettenöls in der Nase habe. Ein anderes meint, dass es ganz schön schwierig, aber sehr wichtig sei, als Fahrradmechanikerin zu arbeiten. Mit Plakat und Projekt haben wir in diesem Jahr am Wettbewerb „Kleine Hände, große Zukunft“ der Aktion Modernes Handwerk e. V. teilgenommen und den ersten Platz im Land Berlin-Brandenburg gewonnen.

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