KinderinterviewSankt Nikolaus und die Frage, wie man heilig wird

Sankt Nikolaus und die Frage, wie man heilig wird
© Kindergarten "St. Elisabeth"

Bischöfe gibt es nicht mehr, die gab es nur im Mittelalter – oder etwa doch nicht? Die Kinder im katholischen Kindergarten „St. Elisabeth“ in Baden-Baden sind sich nicht sicher. Von der bekannten Geschichte des Wohltäters und Bischofs Nikolaus von Myra sind sie im Morgenkreis schnell im Hier und Jetzt gelandet. Es entwickeln sich spannende Gespräche, an dessen Ende sogar ein echter Bischof zu Besuch kommt.
Wir, das Team des Kindergartens „St. Elisabeth“, nutzen den Kontakt zu Weihbischof Christian Würtz und fragen ihn, ob er uns besuchen und sich den Kindern persönlich vorstellen könnte, da sie der Meinung sind, dass es keine Bischöfe mehr gäbe. Seine Antwort: „Ich bin doch kein Dinosaurier und damit ausgestorben! Das mit einem Besuch lässt sich einrichten.“
In mehreren Gesprächen überlegen die Kinder, was sie alles wissen wollen, und sammeln ihre Fragen. Am Aschermittwoch ist es dann endlich so weit. Die Begegnung findet im Turnraum der Kita statt:

Samuel: Hast du Süßigkeiten dabei?
Christian Würz: Nein, habe ich leider nicht, ich bin ja nicht der Nikolaus.

Samuel: Hast du Geschenke dabei?
Christian Würtz: Nein, ich verteile keine Geschenke. Der Nikolaus war zwar ein Kollege von mir, der war auch Bischof, aber ich habe keine Geschenke dabei. Ich bin ja nicht der Bischof Nikolaus, sondern der Bischof Christian.

Samuel: Wo wohnst du eigentlich?
Christian Würtz: Ich wohne in Freiburg in einem ordentlichen Häuschen am Rande der Altstadt. Das ist ganz in der Nähe vom Freiburger Münster. Das ist eine große Kirche in Freiburg.
Erzieherin: Also doch nicht, wie die Kinder vermutet haben, am Nordpol oder im Altenheim.
Christian Würtz: Nein, nicht am Nordpol und nicht am Südpol. Auch nicht im Altenheim, denn so alt bin ich noch nicht. Das hat hoffentlich noch 30 Jahre Zeit, bis ich ins Altenheim ziehe.

Anton: Wie alt bist du?
Christian Würtz: Ich bin 52 Jahre alt.
Erzieherin: Das ist noch jung für einen Bischof.
Christian Würtz: Immerhin bin ich der jüngste Bischof in ganz Deutschland. (alle applaudieren)

Maja: Kann ich auch Bischof werden?
Christian Würtz: Wahrscheinlich nicht. Nein, aber du könntest Äbtissin werden, das ist so was Ähnliches.
Erzieherin: Was ist eine Äbtissin?
Christian Würtz: Das ist die Leiterin eines Klosters mit Nonnen. In Lichtental, gar nicht weit von hier, da gibt es eine Äbtissin.

Lara: Wo arbeitest du?
Christian Würtz: Zum einen bin ich in Freiburg zuständig für alle, die einmal Priester werden wollen. Ich bilde sie aus. Es gibt ein Haus, das heißt Priesterseminar, da wohnen alle. Dann bin ich immer wieder unterwegs, um Gottesdienste zu feiern. Ich bin viel unterwegs, aber hauptsächlich arbeite ich in Freiburg im Priesterseminar, das ist meine Hauptarbeitsstelle.

Hannah: Wie wird man heilig?
Christian Würtz: Wie man heilig wird? Das ist eine schwierige Frage. Indem man sich jeden Tag bemüht, das zu tun, was Jesus gemacht hat: Gutes tun, anderen Menschen helfen, auch wenn jemand dich geärgert hat, verzeihen, auch das gehört manchmal dazu. Und wenn man das immer wieder versucht, dann ist man auf einem guten Weg, heilig zu werden.

Paul: Bist du heilig?
Christian Würtz: Nein, ich heiße ja nicht Sankt Christian, aber ich bemühe mich auch jeden Tag darum, es vielleicht ein bisschen mehr zu werden. Manchmal klappt es mehr, manchmal weniger.

Laura: Wie wird man Bischof?
Christian Würtz: Wer Priester ist, kann auch Bischof werden. Als Weihbischof wird man vom Erzbischof vorgeschlagen und dann vom Papst ernannt.

Justus: Von wem bist du der Chef?
Christian Würtz: Im Priesterseminar, da bin ich der Chef derer, die Priester werden wollen. Da sind noch ein paar Angestellte, die mir helfen, deren Chef bin ich auch.
Erzieherin: Also der Chef der Lehrer.
Christian Würtz: Ja, genau, der Oberlehrer. (lacht herzlich)

Christian Würtz hatte zu Beginn gesagt, dass er eine Enttäuschung für die Kinder sei, weil er so gar nicht ihren Vorstellungen entspreche. Doch das Gegenteil war der Fall. Die Kinder kommen zu dem Schluss: Bischöfe gibt es heute immer noch, sie sind sogar richtig nett und haben einen abwechslungsreichen Beruf. Aber der Nikolaus sind sie nicht.

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