Sensorik bei Kindern10 Fakten zur Geschmacksentwicklung

„Geschmäcker sind verschieden“, sagt ein Sprichwort. Einfluss nehmen unter anderem vorgeburtliche Erfahrungen, Reize und kulturelle Besonderheiten. Doch: Was schmeckt, ist auch eine Frage des Trainings.

10 Fakten zur Geschmacksentwicklung
© Javier Zayas Photography/GettyImages

1. GENETISCHE PRÄFERENZEN SICHERN DAS ÜBERLEBEN

Kinder haben eine natürliche Vorliebe für Süßes und Fettiges, da sie diese als schnelle und sättigende Energielieferanten erkennen. Saure und bittere Lebensmittel lehnen sie ab, da diese giftig, unreif oder verdorben sein können.

2. SÜSS, SAUER UND BITTER

Neugeborene erkennen bereits die Geschmacksrichtungen süß, sauer und bitter. Mit etwa 6 Monaten lernen sie, salzige Lebensmittel zu schmecken. Die fünfte Geschmacksrichtung umami entwickelt sich mit etwa 9 Monaten. Mit 3 Jahren gilt die Entwicklung der Geschmacksknospen als abgeschlossen, der Geschmackssinn entwickelt sich weiter.

3. EVOLUTIONSBEDINGTE ANGST VOR UNBEKANNTEN LEBENSMITTELN

Kleinkinder begegnen unbekannten Lebensmitteln skeptisch. Dies ist evolutionsbedingt sogar notwendig. Deshalb ist es hilfreich, neue Komponenten mit vertrauten zu kombinieren und Kindern – in angenehmer Atmosphäre, ohne Druck – immer wieder anzubieten.

4. BEKANNTES ERZEUGT SICHERHEIT: DER MERE-EXPOSURE-EFFECT

Kinder bevorzugen Lebensmittel, die sie kennen. Was sie gut vertragen, wählen sie erneut. Lebensmittel, die unbekannt sind oder die sie nicht gut vertragen haben, werden gemieden oder abgelehnt (auch als „Neophobie“ bekannt). Damit es nicht zu einer einseitigen Ernährung und einem Nährstoffmangel kommt, gibt es das Gegenprogramm: die „spezifisch-sensorische Sättigung“. 

5. ÜBERSÄTTIGUNG REGT DAZU AN, NEUES ZU PROBIEREN

Der Begriff „spezifisch-sensorische Sättigung“ bedeutet, Lebensmittel wurden so häufig wiedergewählt, dass sie sprichwörtlich „zum Hals heraushängen“. Diese Sättigung regt dazu an, neue Lebensmittel auszuwählen.

6. WÄHLERISCH BEIM ESSEN

Kinder, die als „Picky Eaters“ bezeichnet werden, sind wählerisch beim Essen (engl.: picky = wählerisch). In der Autonomiephase und generell bei Kindern unter 6 kommt es immer wieder vor, dass sie ihre Essgewohnheiten ändern. Das gilt für die Nahrungsmittelauswahl, die Menge und die Häufigkeit. Diese Einschränkung ist in der Regel zeitlich begrenzt und keine Krankheit oder Störung. Picky Eating kann aber auch eine länger andauernde oder dauerhafte Essstörung kennzeichnen, die professionelle Unterstützung notwendig macht.

7. NUDGING, UM GESUNDE ESSGEWOHNHEITEN ZU FÖRDERN

Nudging bedeutet Anstupsen (engl.: to nudge). Ziel ist es, die intrinsische Motivation zu wecken, die es ermöglicht, ein Verhalten zum Positiven zu verändern. In der Gestaltung der Essenssituationen bedeutet es, Kinder dazu anzuregen, sich bedarfs- und bedürfnisgerecht zu ernähren, um nachhaltige gesunde Essgewohnheiten zu etablieren. Das gelingt zum Beispiel durch das Anbieten von Rohkost mit einem Dip oder durch die Zusammenstellung beliebter und weniger beliebter Gemüsesorten.

8. AUSSENREIZE VERDRÄNGEN INNENREIZE

Kinder regulieren ihr Essverhalten durch Reize wie Hunger, Durst und Sättigung. In ihren ersten Lebensjahren lernen sie dann, dass es für die Nahrungsaufnahme bestimmte Zeiten und Mengenvorgaben gibt und auch, dass Lebensmittel in bestimmten Kombinationen verzehrt werden. Mit der Zeit lösen die Außenreize die Innenreize ab.

9. DIE FACHKRAFT ALS VORBILD

Kinder lernen durch Beobachten und Imitieren, sowohl von Erwachsenen als auch von ihren Peers. In der Kita kommt der pädagogischen Fachkraft also auch beim Essen eine bedeutsame Rolle zu: Sie beeinflusst Kinder in ihrem Essverhalten mit dem, was sie isst – oder nicht isst, wie viel sie isst und wie sie sich dabei verhält. Dabei ist auch eine angenehme und entspannte Atmosphäre wichtig, damit Kinder Freude und Genuss beim Essen empfinden.

10. VERBOTE REGEN VERLANGEN AN

Um den Verzehr von Lebensmitteln einzuschränken, die als ungesund gelten, kommt es vor, dass bestimmte Gerichte vom Speiseplan gestrichen werden. Das kann allerdings dazu führen, dass Pizza, Pommes & Co. dadurch besonders interessant für Kinder werden. Deshalb ist es hilfreich, wenn diese Speisen auf eine gesunde Art zubereitet und beispielsweise mit einem Salat kombiniert werden. Verbote oder Verhaltensvorschriften können ein ungesundes Essverhalten sowie Essstörungen begünstigen.

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