Tür-und-Angel-Gespräch„Es gab zu wenig Praxiseinheiten“

Ein kurzer Austausch am Eingang: Wie war der Tag? Was gibt es Neues? Uns interessiert, wie es Ihnen geht und was Sie in der Kita beschäftigt.

Tür-und-Angel-Gespräch
© privat

Sie haben gerade Ihr Anerkennungsjahr beendet. Wie war die Ausbildung für Sie? 
Leider ernüchternd. Der Austausch zwischen der Schule und der Praxisstelle war so gut wie gar nicht gegeben. Die Themen, die in der Praxis relevant waren, hatten keine große Bedeutung in der Schule.

Wo haben Sie dann die Informationen bekommen, die Sie für die Praxis brauchten?
Es war eher ein selbstständiger Austausch zwischen den Klassenkamerad:innen.

Bleibt dann das Gefühl zurück, dass die Zeit in der Schule nicht gut genutzt werden konnte?
Ja, das trifft zu. Ich habe die komplette schulische Erzieher:innenausbildung gemacht. Ich finde fünf Jahre eine viel zu lange Zeit. Besonders die ersten zwei Jahre waren unnötig, nämlich die Ausbildung zur Sozialassistentin. Ebenso gab es zu wenig Praxiseinheiten während der Ausbildung.

Wie viel Zeit hatten Sie in der Praxis?
Insgesamt waren es nur zwölf Wochen in den letzten zwei Jahren vor dem Anerkennungsjahr. Das hat sich im letzten Jahr zum Glück geändert. Wir mussten nur noch einmal 14-tägig in die Schule. Es war schön, komplett in den Kita-Alltag eingebunden zu sein.

Sie mussten aufgrund einer Operation länger ausfallen. Wie haben Schule und Praxisstelle darauf reagiert?
Es gibt insgesamt nur 20 Fehltage im Anerkennungsjahr. Das ist ein großer Minuspunkt. Wenn man in einer Kita neu anfängt, nimmt man jede Krankheit mit. Natürlich sind diese 20 Tage am Ende dann nicht ausreichend. Dadurch geht man krank auf die Arbeit oder baut durch Überstunden die zu vielen Fehltage ab. Ich habe die Fehltage durch die OP von der Schule nicht genehmigt bekommen und hätte das Jahr verlängern müssen, wenn ich vor Beendigung des Anerkennungsjahrs operiert worden wäre. Deshalb musste ich vier Monate lang jeden Tag mit Schmerzen arbeiten gehen.

Da bleibt das große Thema Selbstfürsorge, das für Fachkräfte so wichtig ist, auf der Strecke, oder?
Ja. Ich finde, es ist generell sehr viel schiefgelaufen in der Zeit der Ausbildung. Wir hatten nur wenig Zeit für die Selbstreflexion und Anleitungsgespräche, das muss sich zukünftig ändern. 

Die Fragen stellte Hannah Winkler,
Redaktion kindergarten heute.

Tabea Eckert ist Erzieherin und im TV Sportkindergarten in Nauheim (Hessen) tätig

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