Musikalische Bildung: „Selbst Kleinkinder von 1 bis 3 Jahren hören aufmerksam zu“

Welches Angebot macht Musethica für wen?
Unsere Konzerte richten sich vor allem an Menschen, die aufgrund ihrer Lebenssituation keine Möglichkeit haben, ein öffentliches Konzert zu besuchen. In einwöchigen Sessions geben Tutor:innen und Studierende namhafter Musikhochschulen und Akademien gemeinsam 12 bis 14 Konzerte. Sie treten überwiegend in Kitas und Schulen, in Einrichtungen für Senior:innen, Menschen mit Einschränkungen, Obdachlose, Geflüchtete sowie in Gefängnissen, Nachbarschaftszentren, Krankenhäusern, Psychiatrien und Hospizen auf. Allein in Berlin gibt Musethica jährlich 100 Konzerte. Seit diesem Jahr finden auch in Bonn, Essen und Lübeck Konzertwochen statt. Dank der „Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt“, der „Neumayer Stiftung“ und der „Deutschen Bank Stiftung“ können wir alle Konzerte kostenfrei anbieten.

Wie kommen die Konzerte in die Einrichtungen?
Sobald das Repertoire, die Tutor:innen und jungen Musiker:innen ausgewählt sind, kontaktieren wir Einrichtungen. Wir kommen nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr über und wollen dem Publikum kostbare Momente ermöglichen. Die Konzerte dauern ungefähr eine Stunde, nach jedem Konzert folgt ein reger Dialog. In einer Musethica-Woche spielen wir für alle Menschen dasselbe Repertoire, allerdings in verschiedenen Zusammensetzungen, und machen gute Erfahrungen damit. In den Konzerten sind sich Publikum und Musiker:innen räumlich sehr nah, es gibt keine Bühnen oder Podeste. Wichtig ist uns eine hohe Qualität des Musizierens. Ganz besonders freuen wir uns, dass Musethica immer wieder von Institutionen angefragt wird, die schon Erfahrung mit uns haben.

Wie nehmen Kinder und Erwachsene die Musik auf?
In den mittlerweile zwölf Jahren von Musethica hat sich gezeigt, dass zwischen Qualität des Spiels und Aufmerksamkeit der Zuhörenden ein enger Zusammenhang besteht. Egal wie komplex und herausfordernd das Repertoire ist: Die Zuhörer:innen sind gebannt. In Schulen genießen Kinder und Lehrende solche Momente fernab vom Alltag und profitieren von den Anregungen auch für den Unterricht. In Kitas hören selbst Kleinkinder von 1 bis 3 Jahren aufmerksam zu. Die älteren Kindergartenkinder strecken sich gern auf Matratzen, während sie zuhören, und bewegen im Liegen ihre Arme und Beine zur Musik. Manche beginnen, sich zu wiegen oder zu tanzen. Viele Kinder lauschen jedoch die ganze Zeit bewegungslos und beobachten die Musiker:innen aus nächster Nähe. Erwachsene sind ähnlich neugierig und fähig wie Kinder, sich auf die Musik einzulassen. Wertvoll sind für uns die Rückmeldungen der pädagogischen Fachkräfte, die von der Konzentrationsfähigkeit besonders der unruhigen Kinder überrascht sind.

Was erreichen die Konzerte?
Im Anschluss an ein Konzert ergibt sich stets ein Gespräch über die Musik, die Instrumente, die Komponisten und ihre Zeitgeschichte. Für uns ist es jedes Mal spannend, uns von den Reaktionen überraschen zu lassen. In Kitas fragen die Kinder oft auch nach den hohen und tiefen Tönen oder danach, wie lange man üben muss, um so zu musizieren. Sie erzählen dann davon, welche Instrumente sie schon kennen oder sogar selbst spielen. Auch Pflegepersonal und Ärzt:innen sind häufig erstaunt, wie offen die Kinder und Jugendlichen in ihrer Einrichtung für zeitgenössische oder spannungsvolle Musik sind. Für die jungen Musiker:innen stellen die Kontakte zum Publikum eine große Bereicherung dar und motivieren sie zusätzlich. Die klassische Musik funktioniert also optimal – für alle, die sie spielen, und alle, die sie hören.