KolumneDer Fluch des Pädagogik-Gens

Kennt ihr das? Ihr seid Gast auf einer Familienfeier oder sitzt schniefend beim Arzt im Wartezimmer und plötzlich ist da auf magische Weise eine Traube von Kindern um euch. Es ist dieses Erzieher:innen-Gen, das automatisch dafür sorgt, dass man, egal wo man geht oder steht, Kinder magnetisch anzieht! Ohne dafür auch nur mit der Wimper zu zucken, geschweige denn nett zu lächeln. Sie finden einen – immer! Ich habe es schon mit Ignorieren versucht oder mit einem griesgrämigen Gesichtsausdruck. Keine Chance.
Ganz schlimm ist es, wenn ich mit meinen eigenen Kindern auf dem Spielplatz bin. Dankbar denke ich, wie selbstständig sie schon sind und wie versunken sie spielen. Endlich Zeit zum Entspannen! Denkste – wie aus dem Nichts kleben plötzlich drei fremde Kinder an mir und texten mich zu. Die Eltern lächeln nur wohlwollend und finden es selbstverständlich, dass wir Erzieher:innen rund um die Uhr Freude daran haben, ins Rollenspiel einzutauchen oder auf einer Hochzeit die Animation zu übernehmen. Lässt sich doch gleich viel besser entspannen und feiern, wenn man die Kinder in kompetenten Händen weiß.
Sitze ich bei einer Feier mit Unbekannten am Tisch, dann schweige ich mich so lang wie möglich darüber aus, was ich arbeite, bevor ich dann aus Bierdeckeln Burgen bauen oder aus Servietten Frösche falten muss. Denn natürlich wird man als Erzieher:in gerne an kinderreiche Tische gesetzt, mit eigenen Kindern sowieso. Ich weiß, ihr versteht das nicht falsch, denn ihr kennt es. Wir können unseren Beruf lieben, Kinder für wunderbar neugierige Entdecker:innen halten und dennoch einfach auch mal Feierabend wollen – einen Wein trinken, Wörter verwenden, die wir 39 Stunden die Woche mit einer anderen Endung aussprechen (Sch...eibenkleister! Ver…flixt!), und einen Satz beenden, ohne unterbrochen zu werden. Es sei aber anzumerken, dass auch ich pädagogisches Personal auf drei Meter gegen den Wind erkenne, und das nicht, weil es nach einer Mischung aus Kleister und Kaffee riecht. Ich kann behaupten, dass ich eine ziemlich gute Trefferquote habe. Früher mag das ein bestimmter Kleidungsstil gewesen sein, aber aus dieser Schublade haben wir uns schon lange rausentwickelt. Und doch ist da eine bestimmte Ausstrahlung, ein Auftreten, irgendetwas an der Art, was uns einander erkennen lässt.
Ob das in anderen Berufen auch so ist? Erkennt der eine ITler den anderen oder die Kfz-Mechanikerin ihre Kolleg:innen? Wenn wir mal ehrlich sind, dann nutzen wir das ein oder andere Gespräch auf so mancher Feier ja auch, um endlich herauszubekommen, warum unser Auto beim Abbiegen pfeift und was eigentlich mit Excel nicht stimmt. Wenn wir nach 38 ver…flixten Serviettenfröschen endlich mal dazu kommen. 

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