Kinder in Übergängen begleitenWechsel zwischen den Welten

Kinder wechseln täglich zwischen Räumen, Personen und Themen. Von zu Hause in die Kita und zurück stellt sicherlich den größten Umbruch dar. Diese Übergänge vom Kind aus zu denken, entlastet alle Beteiligten.

Wechsel zwischen den Welten

Mit den ersten Sonnenstrahlen beginnt für den 2-jährigen Max ein neuer Tag voller Abenteuer. In seinem gemütlichen Zuhause war der Morgen kuschelig und vertraut – Spielzeug verstreut auf dem Teppich, der Duft von Frühstück in der Luft. Gleich geht es für Max in die Kita und er freut sich schon sehr darauf. Die Fachkräfte, die ihn liebevoll begrüßen, sind für Max nicht nur Betreuer:innen, sondern echte Wegbegleiter:innen. Ihr Lächeln strahlt Herzlichkeit aus und die sanften Worte, die sie wählen, schaffen eine Verbindung, die Max Geborgenheit vermittelt. Er spürt, dass die Fachkräfte seine Eltern mögen, und das schenkt ihm Vertrauen. Das fröhliche Treiben der Kinder und die vielfältigen Spielmöglichkeiten wecken seine Neugier. Die Fachkräfte, die ihm ihre Hand anbieten und ihn behutsam in diese lebendige Welt begleiten, machen den Übergang leicht. Trotz der lebhaften Kulisse spürt Max, dass die Fachkräfte darauf achten, dass er sich wohlund sicher fühlt. Vielleicht gibt es eine kurze Kuschelzeit, ein gemeinsames Buch oder ein vertrautes Spielzeug, das den Übergang erleichtert. Max merkt, dass die Fachkräfte einfühlsam auf seine Bedürfnisse eingehen, und das schafft eine Atmosphäre des Verständnisses. Ab und zu gibt es diese besonderen Tage, wenn sein Vater erst später zur Arbeit muss. Dann hat Papa Zeit für ihn, und beide spielen noch zusammen, bevor es in die Kita geht. Manchmal hat Papa dann sogar noch so viel Zeit, dass er mit Max in der Kita selbst spielt. Für die pädagogischen Fachkräfte ist dies kein Problem. Egal wann Max kommt und ganz unabhängig davon, wie viel Zeit seine Eltern morgens haben, Max und seine Eltern sind immer herzlich willkommen. So wird der morgendliche Wechsel von der Familie in die Kita für Max zu einem freudigen Abenteuer, begleitet von Menschen, denen nicht nur ihre Arbeit, sondern auch sein Wohlbefinden am Herzen liegen. In dieser herzlichen Umgebung eröffnen sich für Max neue Horizonte und der Übergang wird zu einer Entdeckungsreise voller Liebe und Geborgenheit.
So ähnlich durfte ich das morgendliche Ankommen vor Kurzem in einer Kita erleben. Ein Miteinander von Fachkräften und Familien – familienergänzend im wahrsten Sinne und vom Kind aus gedacht. Wäre es nicht wundervoll, wenn dies nicht die Ausnahme, sondern ein Standard in allen Krippen und Kitas wäre?

  • Wie kann das gehen?
  • Was braucht es dazu?
  • Was können Sie dazu beitragen?

Jeder Tag ein bisschen anders

Transitionen, also Übergänge, begleiten uns unser Leben lang – von der Geburt bis zum Tod. Der erste institutionell geprägte Übergang ist für viele Kinder und ihre Familien der von der Familie in die Krippe und Kita. Die Eingewöhnung ist für das Kind und auch für seine Familie ein Eintritt in eine fremde neue Welt. Dieser Übergang wird als große Herausforderung anerkannt. Kinder und Familien lernen neue Menschen, neue Rituale und neue Abläufe kennen. Zusätzlich üben sie sich in den Themen Verabschiedung, Trennung und Wiedersehen. Das wird im besten Fall durch einfühlsame und bindungsorientierte Fachkräfte begleitet.
Doch auch nach einer gelungenen Eingewöhnung markiert der morgendliche Übergang von der familiären Umgebung zur Krippe oder Kita für viele Kinder einen bedeutsamen Wechsel zwischen verschiedenen Welten.1 Und natürlich findet der nicht immer so bilderbuchmäßig wie bei Max statt. Jeder Tag kann ganz unterschiedlich sein – abhängig davon, was zu Hause schon vorausgegangen ist, wie es dem Kind geht und welche Grundstimmung die Eltern mitbringen. Deswegen lohnt es sich, jeden Morgen aufs Neue genau hinzusehen und im Dialog mit den Kindern und Familien zu stehen.

Mit Familien im Austausch

  • Wie hektisch war die Zeit vom Aufwachen bis zum Ankommen in der Kita bereits für das Kind und seine Familie?
  • Hat es vielleicht Streit gegeben?
  • Hat das Kind schlecht geschlafen?
  • Ist das Kind müde?
  • Wäre das Kind lieber zu Hause geblieben?
  • Freut es sich schon auf seine Spielfreund:innen? 
  • Hat es heute etwas ganz Besonderes in der Kita vor?
  • Ist die familiäre Bezugsperson knapp dran und muss dringend zur Arbeit oder kann sie sich heute mehr Zeit für das Kind nehmen?
  • Hat die familiäre Bezugsperson ein schlechtes Gewissen, das Kind schon früh in die Kita zu bringen?
  • Hat die familiäre Bezugsperson das Gefühl, dass das Kind in der Kita gut aufgehoben ist?
  • Plagen die Eltern familiäre, berufliche, gesundheitliche oder finanzielle Sorgen?

Einfühlsame Wegbegleiter:innen

Pädagogische Fachkräfte spielen eine entscheidende Rolle dabei, diesen Wechsel zwischen den Welten bedürfnisorientiert, kindgerecht und sanft zu gestalten. Dazu bedarf es der grundlegenden Bereitschaft, einen Raum für die individuellen Bedürfnisse der Kinder und Familien zu eröffnen. Dabei ist es essenziell, die Vielfalt der Familien zu berücksichtigen. Ein späteres Bringen ermöglicht beispielsweise Eltern, wertvolle Qualitätszeit mit ihren Kindern zu verbringen. Dies stärkt nicht nur die Eltern-Kind-Bindung, sondern fördert auch das Verständnis für die familiäre Lebenssituation. Dazu braucht es das Selbstverständnis, in erster Linie familienergänzend zu agieren und die Bindungsbeziehung von Kind und Familie nicht irgendwelchen institutionellen oder zeitlichen Strukturen unterzuordnen. Warum sollte das pünktliche Erscheinen bis 9 Uhr so viel wichtiger sein als die Zeit, die das Kind mit seinen Bindungspersonen verbringen und zum Ausschlafen nutzen kann?
Oft gibt es im Team eine Person, die sagt: „In der Schule geht das ja auch nicht.“ Doch warum darf die Familie diese Zeit vor der Schule nicht im eigenen Rhythmus genießen? Ja, in der Schule herrscht die Schulpflicht, und glücklicherweise können wir in der Kita eigene Maßstäbe setzen.

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