KolumneJackpot!

Der Sechser im Lotto ist heute ein Kita-Platz. Stimmt auch noch die Zusatzzahl, ist es vielleicht sogar die Wunsch-Kita. Bewegungs-Kita, Waldorf-Kita, Wald-Kita, bilinguale Kita und stinknormale Kita...egal! Hauptsache, man hat überhaupt irgendwo einen Platz für das Kind bekommen.

Jackpot!
© Marén Gröschel, Braunschweig

Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Fachkräfte und Kita-Leitungen sitzen dann verzweifelten Eltern gegenüber, die ihren 3-Jährigen präsentieren, als ginge es um eine Führungsposition in der freien Wirtschaft („Er ist teamfähig, flexibel und geht sogar schon alleine aufs Klo!“).
DAMALS, in meiner Weiterbildung zur Fachwirtin, habe ich noch so einiges über Alleinstellungsmerkmale und das Gestalten von besonders ansprechenden Flyern gelernt. Mit ausdrucksstarken Bildern, auf denen man aus Datenschutzgründen heute eh nichts mehr erkennen würde. Doch was spielt das für eine Rolle? Denn kaum eine Familie kann sich noch aussuchen, welche Kita und welches Konzept sie überzeugt – und wenn doch, ist das Konzept dank Personalmangel oft nur schöne Theorie. Und diese Wahllosigkeit hat durchaus auch Auswirkungen auf uns Fachkräfte. Denn wir betreuen nun mal keine Meerschweinchen, sondern Menschen, und da ist es von Vorteil, wenn alle Beteiligten ein gutes Gefühl bei der Sache haben. Wer will schon eine Notlösung sein?
Ja, früher, da gab es noch Möglichkeiten für all die ambitionierten Eltern, die ihr Kind schon bei Olympia 2044 sahen, denn: „Theo Alexander hat so einen Bewegungsdrang!“ (Ja, wie alle Kinder eben.) Ab in die Sport-Kita!
Andere wurden mit dem Auto, Stoßstange an Stoßstange, durch den morgendlichen Verkehr den Berg hochgekarrt, um sechs Stunden am Tag die teure Outdoor-Kleidung auf Wetterfestigkeit zu testen. Nur nicht bei Regen, bitte. Das wäre zu heftig.
So war das. Doch jetzt nehmen Eltern halt, was sie kriegen können – zwischen Bäumen oder Beton, in der Nähe oder am anderen Ende der Stadt. Was spielt das für eine Rolle, wenn endlich wieder beide arbeiten können, um die Miete zu zahlen?
Viele dieser Kinder bekommen erst mit 4 oder 5 Jahren einen Kindergartenplatz. Nicht, weil die Eltern meinen, es zu Hause besser zu können, sondern weil sie auf einer Warteliste von hier bis zum Mond festhängen und da leider auch ganz ohne Raketengeschwindigkeit rumdümpeln.
Da saßen Eltern vor mir und haben sich entschuldigt, dass sie schlussendlich geklagt haben – besorgt, dass sich das nun negativ auf ihr Kind auswirken könnte. Dabei kenne ich keine:n in diesem Bereich, sei es an der Basis oder am Schreibtisch, der/die dafür nicht Verständnis hat. Aber alle fühlen sich damit irgendwie ohnmächtig.
Während es für die Kinder immer schwieriger wird, ein Teil von diesem System zu werden, gibt es für uns Pädagog:innen Plätze ohne Ende und die können wir uns, angepriesen mit traumschönen Konzepten, auf ähnlich langen Listen auswählen. Flyer werden heute nur noch für Personalgewinnung gedruckt. Denn ein voll besetztes, ausgeglichenes Team ohne Überstunden – das ist der wahre Jackpot.

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