Zustimmung und Freude waren nicht ungeteilt, als die ersten frühpädagogischen Studiengänge an den Start gingen. Vor allem Fachschulen als die klassischen Ausbilder betrachteten diesen neuen Weg damals durchaus als gefährliche Konkurrenz zum eigenen Angebot. Die Fachhochschulen selbst verstanden ihr akademisches Angebot jedoch von Anfang an als Erweiterung und Ergänzung zur bisherigen Ausbildung, was inzwischen allgemein auch weitestgehend akzeptiert zu sein scheint. Vorreiterin war vor über zehn Jahren die Alice Salomon Hochschule in Berlin (damals noch Fachhochschule), die den allerersten grundständigen Studiengang für Kind- Eine Zusammenfassung von Matthias Bergediek heitspädagoginnen und Kindheitspädagogen anbot. Dass sich diese Berufsbezeichnung übrigens bundesweit durchsetzen würde, zeichnete sich allerdings erst wesentlich später ab (vgl. BETRIFFT in kindergarten heute 9/2014, S. 22/23). Im Berliner Studium „Erziehung und Bildung im Kindesalter - Bachelor of Arts“ wurde von Anfang an für die Arbeit mit Kindern von der Geburt bis zum Ende des 12. Lebensjahres ausgebildet.
Schon beim Start war ein dreimonatiges Praktikum die Voraussetzung, um das siebensemestrige Studium überhaupt aufnehmen zu können. Mehrere, über diese Zeit verteilte Praxisphasen sollen den Bezug des Studiums zum Alltag in Kindertageseinrichtungen gewährleisten. Nach Aussage der damaligen Studienleiterin, Prof. Dr. Hilde von Balluseck, sollten die Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs dem Arbeitsmarkt als Topkräfte für Führungspositionen, Wissenschaft und Verwaltung zur Verfügung stehen.
Was im Wintersemester 2004/2005 an der Hochschule Emden/Leer als Studiengang „Integrative Frühpädagogik“ begann, hat sich in der Zwischenzeit - den Entwicklungen in der Fachszene Rechnung tragend - ganz der Inklusion verschrieben. In Emden richtet sich das Studienangebot an Erzieherinnen und Heilerziehungspflegerinnen. Der Studiengang selbst stellt die vertiefende, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit zentralen Leitgedanken inklusiver Pädagogik sowie die Vermittlung dafür erforderlicher Kompetenzen in den Mittelpunkt. Mittlerweile zeichnet sich in der Praxis positiv ab, dass die Absolventinnen und Absolventen durch diesen speziellen Schwerpunkt die Personalstruktur in Kindertageseinrichtungen tatsächlich verändern.
Ebenfalls zu den „Pionieren“ der Akademisierung zählt die Hochschule Koblenz - vor zehn Jahren noch mit dem Status einer Fachhochschule. Fokussierte Zielgruppe ihres berufsbegleitenden Studienangebots waren am Anfang Leitungskräfte von Kindertageseinrichtungen sowie Erzieherinnen, die eine Leitungsposition anstreben. Inzwischen haben sich in Koblenz die beiden frühpädagogischen Fernstudiengänge „Pädagogik der Frühen Kindheit“ (FrühPäd) sowie „Bildungs- und Sozialmanagement mit Schwerpunkt frühe Kindheit“ (BiSo) fest etabliert. Neben einer wissenschaftlichen Fundierung des Berufsfeldes geht es dem Koblenzer Studienangebot nach wie vor um die Anhebung des Berufsprofils - auch mit Blick auf ein Zusammenwachsen mit anderen pädagogischen Handlungsfeldern. Aktuell erstreckt sich das überregionale Einzugsgebiet der Fernstudien über sieben Bundesländer - vom Saarland bis nach Niedersachsen. BiSo war übrigens der bundesweit erste Fernstudiengang für gegenwärtiges und zukünftiges Leitungspersonal von Kindertageseinrichtungen. Eigens zu erwähnen ist noch die konsequente Berufsintegration von Anfang an, die jedoch mittlerweile auch in den meisten anderen Studienangeboten zum Standard zählt.
Die Evangelische Hochschule Freiburg, damals ebenfalls noch Fachhochschule, bot von 2004 an das grundständige Bachelor-Studium „Pädagogik der frühen Kindheit“ an, das systematisch Lehre, Praxis und Forschung miteinander in Verbindung bringen will. Voraussetzung für alle Studienanfänger war jedoch der Nachweis über mindestens sechs Monate Praxiserfahrung in einer Kindertageseinrichtung. Die z.T. langjährige Berufserfahrung der Studierenden konnte so von Anfang an auch für eine curriculare Weiterentwicklung des Studienangebots genutzt werden. Hierbei standen und stehen vor allem innovative Praxismodelle im Mittelpunkt. Eine entsprechende Fortschreibung der Ausbildungsmodule ist von daher logische Konsequenz der engen Verzahnung mit der Praxis. Seit 2010 besteht die Möglichkeit, den forschungsorientierten Master-Studiengang „Bildung und Erziehung im Kindesalter“ anzuschließen. Aktuell ist eine Berufsausbildung als Erzieherin zwar nicht Voraussetzung, sie ermöglicht aber unter bestimmten Voraussetzungen die Verkürzung der Studienzeit.