Was bringt ein kindheitspädagogisches Studium?Erste Ergebnisse einer Untersuchung von IAQ und ISA

Erzieherinnen verdienen wenig Geld, lohnt sich da ein Studium? Um in dieser Frage zu einer Einschätzung zu gelangen, wurden im Rahmen einer Untersuchung des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen und des Münsteraner Instituts für Soziale Arbeit e.V. (ISA) auch Absolventinnen kindheitspädagogischer Studiengänge sowie Experten, Träger, Leitungskräfte und andere Mitarbeiter/innen befragt. Die Studie ist Teil eines Verbundprojekts innerhalb der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) und wird seit 2011 vom Bundesbildungsministerium gefördert.

Bei den Studierenden selbst spielt die spätere Übernahme einer Leitungsfunktion als Beschäftigungsperspektive durchaus eine wichtige Rolle, wenn auch nicht in erster Linie aus Karrieregründen. Vielmehr können sich viele von ihnen nicht mehr vorstellen, mit ihrem erworbenen Wissen in einer nachgeordneten Position zu arbeiten.

Für die meisten stellt der Gruppendienst in der Kita dann ohnehin bestenfalls noch eine Zwischenstation dar, weil ihnen als Hochschulabsolventen das Gehalt einfach zu niedrig ist. Einige fühlen sich auch schlichtweg unterfordert und sehen ihr Ideal eher in gemischten Tätigkeiten: Kita-Leitung mit Gruppendienst oder Kita-Arbeit plus Beratungs- oder Lehrtätigkeiten.

Aus der Sicht von Studiengangsverantwortlichen und Trägervertreterinnen ergibt sich nahezu automatisch die Frage nach einer Leitungsposition. Allerdings unterscheiden sie deutlich zwischen Absolventinnen mit und ohne Berufserfahrung bzw. Erzieherinnenausbildung. Und so stimmen auch fast alle Befragten darin überein, dass Studierende ohne Berufserfahrung keinesfalls direkt nach dem Studium eine Leitungsposition anstreben sollten.

Dass ein akademisches Studium großen immateriellen und ideellen Nutzen mit sich bringt, ist sicherlich unbestritten. Nicht nur die Fähigkeit zu exaktem wissenschaftlichen Arbeiten wird erlernt und damit einhergehend eine Reflexionskompetenz, die durchaus auch neue und andere Schwerpunkte setzt. Allerdings werden sich diese Vorteile wohl nicht immer auch finanziell für die Studierenden auswirken.

Aber werden die Kindheitspädagoginnen nach Abschluss ihres Studiums überhaupt in Kindertageseinrichtungen arbeiten? Eine befragte Lehrkraft beispielsweise berichtet davon, dass ca. ein Drittel ihrer Studierenden das zukünftige Arbeitsfeld nicht in Kindertageseinrichtungen sieht, sondern stattdessen in Tätigkeiten wie Beratung, Frühförderung oder Erwachsenenbildung. Andernorts zeigt sich das Verhältnis genau umgekehrt, dass also tatsächlich nur ein Drittel der Absolventinnen später in Kitas arbeiten werde. Ein ausschlaggebender Aspekt dürfte für die Abwandernden auch die geringe tarifliche Bezahlung in Kindertageseinrichtungen sein.

Die Perspektive eines Masterstudiengangs werde zunehmend an Bedeutung gewinnen, so die Voraussage eines Studiengangverantwortlichen. Denn da die Erzieherinnenausbildung und der Bachelor-Abschluss im Qualifikationsrahmen aktuell in dieselbe Kategorie eingestuft würden, müsse einen Master-Studiengang anschließen, wer „mehr“ wolle.

Erste Erfahrungsberichte aus der Praxis belegen, dass akademisch ausgebildete Berufsanfängerinnen beim Einstieg oft mit großen Frustrationen zu kämpfen haben. Denn aktuell würden nur einige in den Teams und unter den Leitungskräften die Professionalisierung als Chance begreifen. Die Studierten treffen also mit ihren neuen Ideen und Ansätzen auf ein System, das sich bis dato nicht grundlegend verändert hat. Auch würden hier vielfach noch tief sitzende Konkurrenzängste eine Rolle spielen. Um also tatsächlich flächendeckend zu dem Ideal der von Trägerseite favorisierten multiprofessionellen Teams zu gelangen, bedarf es noch großer Anstrengungen.

Wie sich die qualifikationsspezifischen Karrierewege insgesamt entwickeln werden, könnte nach Ansicht der Leiterin des Projektes, PD Dr. Sybille Stöbe-Blossey, ein längerfristig angelegtes Monitoring klären.

Quelle und weitere Informationen
www.iaq.uni-due.de (AKTUELLES — Pressemitteilungen)
Bereits 2014 erschien zu den Befragungen der Hochschulen ein IAQ-Report, den Sie auf derselben Internetseite unter PUBLIKATIONEN IAQ-Report (2014-04) finden.

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