Im Mittelpunkt der Befragung standen der politische Handlungsbedarf, den Eltern im Kita-Bereich sehen, ihre Meinung zur Gestaltung der pädagogischen Praxis, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Elternbeteiligung an der Kita-Finanzierung. Im Kontext dieses letzten Aspekts wurden auch die Zusatzkosten in den Blick genommen, die den Eltern durch die Kindertagesbetreuung entstehen.
Gefragt nach dem politischen Handlungsbedarf sollten die Eltern gewichten, welche Maßnahmen sich ihrer Meinung nach am ehesten dazu eignen, die Situation der Kindertagesbetreuung und die Kita-Qualität insgesamt zu verbessern. In der Reihenfolge der Zustimmungsquote von 83 bis hin zu 95 Prozent wurden von ihnen benannt:
- Schaffung von mehr Plätzen für U3-Kinder,
- Stärkung der Anbietervielfalt,
- einheitliche Erzieher/-innen-Ausbildung,
- einheitlicher Betreuungsschlüssel,
- einheitliche Standards für gesunde Verpflegung,
- stärkere Beteiligung an der Kita-Finanzierung.
Ein differenzierteres Bild ergibt sich, wenn man die Antworten der Eltern je nach Betreuungsform ihrer Kinder betrachtet. Auffallend ist hier beispielsweise die deutlich höhere Zustimmung der Eltern von Kindern in Tagespflege zu den Forderungen nach mehr U3-Plätzen und nach Stärkung der Anbietervielfalt.
Den derzeitigen politischen Diskussionen über die Vereinheitlichung pädagogischer Standards in ganz Deutschland konnte hingegen nur knapp ein Viertel der befragten Eltern etwas abgewinnen. Mehr als drei Viertel von ihnen waren davon überzeugt, dass Kitas ihre pädagogi schen Grundprinzipien auch weiterhin an den individuellen Bedürfnissen der Kinder und Familien ausrichten sollten.
Bei der Elternmeinung zur eigenen Vereinbarkeit von Familie und Beruf waren drei Viertel der Befragten der Auffassung, nicht genügend Unterstützung zu erhalten. Ein etwa gleich hoher Prozentsatz war der Meinung, dass es nicht genug Kita-Plätze für alle Kinder gibt. Etwas weniger Befragte, nämlich 67 Prozent, vertraten die Ansicht, dass nicht jedes Kind die Möglichkeit hat, eine qualitativ hochwertige Kita zu besuchen. Und immerhin noch 63 Prozent bemängelten, dass sich die Öffnungszeiten der Kitas nicht am Bedarf der Eltern orientieren. Für Interessierte sind die Antworten zu diesem Thema auch nach Bundesländern aufgeschlüsselt.
Spannend wird es nochmal bei den Antworten der Eltern auf die Frage nach ihrer Beteiligung an der Kita-Finanzierung. Zwar sehen insgesamt 52 Prozent ihren Beitrag als angemessen und 46 Prozent als zu hoch an. Aufgesplittet nach Netto-Haushaltseinkommen der Familien überwiegt bei geringer Verdienenden (monatlich zwischen 1.500 und 2.600 Euro) jedoch mit 52 Prozent die Einschätzung, dass der Beitrag zu hoch ist. In einer eigenen Grafik wird auch hier wieder eine Aufgliederung nach Bundesländern vorgenommen. Deutliche „Ausreißer“ nach oben sind bei der Antwort „Zu hoch“ die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland und Sachsen.
Im selben Zusammenhang wurden die Eltern gefragt, ob sie bereit wären, für eine bessere Kita-Qualität höhere Beiträge zu zahlen. 52 Prozent lehnten dies ab, 48 Prozent signalisierten Bereitschaft. Je nach Netto-Haushaltseinkommen bewegt sich die Ablehnung sogar zwischen 57 und 60 Prozent (von unter 1.500 bis 3.200 Euro monatlich). Erst mit höheren Einkommen sinkt sie auf 50 bzw. 39 Prozent, die Bereitschaft steigt im Gegenzug auf 50 bzw. 61 Prozent.
Auf die Beitragsfreiheit, die bereits für jede/-n siebte/-n Befragte/-n gilt, würden insgesamt 51 Prozent verzichten, wenn sich dadurch die Kita- Qualität verbessern ließe, 49 Prozent dagegen nicht. Auch hier wieder unterschieden nach monatlichem Netto-Haushaltseinkommen steigt mit dessen Höhe die Bereitschaft zum Verzicht auf Beitragsfreiheit bis auf 61 Prozent (Einkommen zwischen 3.200 und 4.500 Euro). Danach sinkt sie wieder auf 51 Prozent. Dementsprechend sinkt die Ablehnung von 65 Prozent (Einkommen unter 1.500 Euro) auf 39 Prozent bei monatlich zwischen 3.200 und 4.500 Euro. Danach steigt sie wieder auf 49 Prozent.
Die Zusatzkosten in der Kita – beispielsweise für die Verpflegung, für Hygieneartikel oder für Bastelmaterial – empfinden 66 Prozent der Befragten als angemessen, 33 Prozent als zu hoch. Ein entsprechendes Gefälle zeigt sich auch hier wieder beim Blick auf die Netto-Haushaltseinkommen. Abschließend wurden die Eltern noch gefragt, inwieweit sie ihre Lebensqualität aufgrund der Kinderbetreuungskosten eingeschränkt sehen. Ganz unabhängig vom Haushaltseinkommen ist dies bei einer deutlichen Mehrheit entweder überhaupt nicht oder nur in geringem Maße der Fall. Eine starke bis sehr starke Einschränkung gibt selbst bei den unteren Einkommen nicht einmal ein Siebtel der Befragten an.
Als wichtigstes Fazit lässt sich aus den Ergebnissen der Elternbefragung herauslesen, dass die Forderung nach bundesweit verbindlichen Qualitätsstandards für Kindertageseinrichtungen eine zentrale Stellung einnimmt. Dieselbe Forderung hatten erst Mitte November mehrere Familien-, Kinderrechts- und Wohlfahrtsverbände sowie Gewerkschaften bekräftigt. Anlass dafür war die Veröffentlichung des Zwischenberichts der Arbeitsgruppe „Frühe Bildung“ gewesen.
Der Bund steht hier also nach wie vor in der Verantwortung, für vergleichbare Verhältnisse in ganz Deutschland zu sorgen, um überall gleich gute Bildungschancen unabhängig vom Wohnort zu gewährleisten. Übrigens hatte die Bertelsmann Stiftung1 bereits 2010 in ihrem Länderreport auf die unterschiedlichen Bedingungen2 in den Bundesländern hingewiesen.
Dr. Jörg Dräger vom Vorstand der Bertelsmann Stiftung spricht sich dafür aus, langfristig für alle Kitas die Beitragsfreiheit anzustreben. Zugleich gibt er aber zu bedenken, dass auf die Beteiligung der Eltern an der Kita-Finanzierung nicht gänzlich verzichtet werden kann, solange der Qualitätsausbau im Gange ist. Die Höhe der Elternbeiträge hängt noch immer vom Wohnort ab, da sie von der jeweiligen Kommune festgelegt wird. Sie schwankt zwischen 0 und über 600 Euro monatlich.