Wasserfluten im GruppenraumAuch das noch!

Im Kita-Alltag kommt es immer wieder vor, dass die Leitung mit kleineren oder größeren Katastrophen zu kämpfen hat. Wie sie diese managen kann, zeigt unsere Reihe anhand von Beispielen.

Als noch recht junge Leiterin trage ich Verantwortung für eine 3-gruppige Kita mit 15 Kindern im Krippenbereich und 50 Kindern im Kindergarten. Klar, wenn man eine Kita übernimmt, weiß man eigentlich vorher schon, dass es auch mal zu brenzligen Situationen kommen wird, die einen so richtig herausfordern. Bei akutem Personalmangel muss man beispielsweise improvisieren und hoffen, dass Ersatz gefunden wird. Oder ein Wasserrohrbruch stellt von heute auf morgen den kompletten Kita-Betrieb auf den Kopf. Und genau dieses „Vergnügen“ hatten wir bei uns in der Einrichtung. Im Nachhinein – so mein Fazit – hat uns der Wasserschaden immerhin auch einen gehörigen Erfahrungszuwachs und ein Mehr an Teamzusammenhalt beschert. Doch beginnen wir von vorn.

Ich erinnere mich noch ziemlich genau: Das Unheil bahnte sich an einem Montagmorgen an. Eher beiläufig machte mich eine Kollegin auf eine kleine, aber nicht zu übersehende Wasserpfütze auf der Kellertreppe aufmerksam. Sofort alarmierte ich den Träger der Einrichtung und bereits am nächsten Morgen wurde ein Sanitärbetrieb bei uns vorstellig. Schon bald stellte dieser die verheerende Diagnose: mit größter Wahrscheinlichkeit ein Wasserrohrbruch! Allerdings sah man sich außerstande, die Bruchstelle genau zu lokalisieren. Von unseren Optionen war die eine nicht besser als die andere: entweder das Wasser umgehend abstellen, damit nicht noch mehr ausläuft, oder bis nach Betriebsschluss damit warten. Denn die ersten Kinder waren bereits eingetroffen und so ganz ohne Wasser hätten wir sie nur schlecht betreuen können.

Was also tun? Eine kurze Rücksprache mit dem Träger und der fassungslose Blick auf den Wasserzähler nahmen uns die Entscheidung gleich wieder ab: Das Wasser wurde sofort abgestellt, denn es musste sich eindeutig um ein größeres Wasserleck handeln. Offensichtlich lief das Wasser nicht erst seit ein paar Tagen, sondern schon seit Wochen. Bereits zu diesem Zeitpunkt kam uns die unheilvolle Ahnung, dass eine der Gruppen mittlerweile vom Wasser unterlaufen sein müsse. Eindeutig erkennen konnte man das allerdings noch nicht.

Einigen Eltern blieb unser Problem nicht verborgen und so boten sie an, ihr Kind postwendend wieder mitzunehmen. Im Team entwickelten wir hektisch Strategien, wie jetzt weiter zu verfahren sei. Was für ein Glück, dass gegenüber unserer Kita eine Turnhalle liegt, die uns zum täglichen Gebrauch offensteht. Kurzerhand wurde eine Kollegin zur „Toilettenbeauftragten“ ernannt, um die Kinder dort zu den stillen Örtchen zu geleiten. Der Krippenbereich liegt bei uns im ersten Stock und verfügt u.a. über einen eigenen Wasseranschluss. Also war dort zumindest schon mal der Waschraum nicht betroffen, sodass der Betrieb wenigstens fürs Erste weiterlaufen konnte.

Gegen Mittag ereilte mich dann gleich die nächste Hiobsbotschaft: Die Firma zur Ortung des Wasserlecks konnte keinesfalls vor Donnerstag kommen. War schon der heutige Tag nur mit Notlösungen zu überstehen, so wäre Mittwoch garantiert katastrophal geworden. Frühstücken kann man sicherlich auch mal nur aus der Brotdose und trinken ausnahmsweise auch mal aus Einwegbechern. Aber beim Mittagessen ging das definitiv nicht mehr! Und dann die Frage, wohin mit dem schmutzigen Geschirr, wohin mit der gebrauchten Wäsche? Über das Angebot einiger Kolleginnen, diese mit nach Hause zu nehmen, war ich demnach auch recht froh. Ansonsten hätte ich kaum gewusst, wie wir das Ganze hätten organisieren sollen.

Am Dienstagmittag blieb mir keine andere Wahl und ich entschied, die Kita am Mittwoch zu schließen. Leicht fiel mir diese Anordnung nicht, denn bekanntlich hat solch eine Maßnahme immer weitreichende Konsequenzen. Und damit nicht genug hatten wir schon vor einiger Zeit für den Donnerstag einen Schließtag wegen interner Teamfortbildung angekündigt. So mussten wir die Einrichtung notgedrungen gleich zwei Tage hintereinander dichtmachen.

Trotzdem kam am Mittwoch die Hälfte der Kolleginnen wie gewohnt zur Arbeit. So konnten wir uns in Ruhe an diverse Vorbereitungen und an liegen gebliebene Portfolioarbeit machen. Andere Kolleginnen nutzten die unvorhergesehene Situation, um Überstunden abzubauen. Planmäßig startete am Donnerstag unsere Fortbildung, obwohl das Wasser noch immer abgestellt war. Immerhin hatten wir die Möglichkeit, uns im Krippenbereich mit dem nassen Element zu versorgen. Schließlich konnte die Ortungsfirma wider Erwarten schnell das Wasserleck ausfindig machen, sodass dann wiederum die Installationsfirma in Aktion treten und den Schaden noch vor dem Wochenende beheben konnte.

Sicherheitshalber hatten wir für Freitag eine Notgruppe eingerichtet, die jedoch nur mäßig gut besucht war. Deshalb konnten wir den Gruppenraum, unter dem wir eine vollständige Unterflutung vermuteten, auch schon vorzeitig ausräumen. Leider bewahrheiteten sich unsere Befürchtungen aufs Schlimmste. Im weiteren Verlauf stellte sich zudem heraus, dass die untere Hälfte der Wände ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen war. Das bedeutete, dass die komplette Holztäfelung raus und alles neu tapeziert werden musste. Die Prognose lautete, dass der Raum in den nächsten sechs Wochen nicht genutzt werden könne. Da ahnten wir noch nicht, dass es sogar neun Wochen dauern würde.

Improvisieren war angesagt: Wohin mit der Gruppe während dieser Zeit? Zum Glück war die Frage schnell beantwortet. Noch am selben Tag zog die Kindergartengruppe in den Bewegungsraum, der allerdings um einiges kleiner war. Kurzerhand wurden die Bewegungsmaterialien und Matten einfach ausquartiert. Pflichtgemäß informierte ich unsere zuständige Fachberatung und der Träger dann das Landesjugendamt – und schon konnte der Betrieb vollständig wiederaufgenommen werden.

Was in den folgenden Wochen schon ziemlich störte, das waren die Trocknungsmaschinen. Auch wurde es in der Küche recht warm. Deshalb machten wir aus der Not eine Tugend und verbrachten die meiste Zeit im Außengelände. Dennoch: Unser Optimismus war ungebrochen und insgeheim freuten wir uns auch ein klein wenig, dass es den Gruppenraum im Altbau getroffen hatte. Seine unverhoffte Renovierung kam im rechten Moment. Als sich unsere Sommerschließzeit dem Ende zuneigte, konnten wir dann mit tatkräftiger Unterstützung des Hausmeisters alle Möbel, Spielsachen etc. in den frisch renovierten Gruppenraum zurücktragen.

Alles in allem eine aufregende Geschichte, von der wir aber zugleich hoffen, dass sie sich so schnell nicht noch einmal ereignet. Zusätzlich kamen wir zu der Erkenntnis, dass es vermutlich sinnvoll wäre, den Wasserstand einmal im Monat überprüfen zu lassen, um einen weiteren Schaden solchen Ausmaßes zu verhindern. Diese Maßnahme ist vor allem dann angeraten, wenn in der Kita noch alte Rohre verlegt sind.  

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