Das Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 ...... und welche Tendenzen es im Bereich Leitung aufzeigt

Die Zahl der Beschäftigten in der Kindertagesbetreuung wächst und wächst. Trotzdem fehlt es massiv an frühpädagogischen Fachkräften. Das im Juni veröffentlichte Fachkräftebarometer der Weiterbildungsinitiative WiFF informiert über die aktuelle Personalsituation, Entwicklungen im Ausbildungssystem sowie die Arbeitsmarktlage in der Kindertagesbetreuung.

Das Fachkräftebarometer
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Stolze 337 Seiten umfasst der neue Bericht der „Autorengruppe Fachkräftebarometer“. Davon machen allerdings über 160 Seiten die zahlreichen Tabellen im Anhang aus. Erstmals beleuchtet der Bericht auch die Personalsituation und Beschäftigungsbedingungen in der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder.

Das zentrale Ergebnis lautet: Noch nie waren so viele Beschäftigte in der Kindertagesbetreuung tätig: nämlich 768.300 – Kitas und Tagespflege zusammengenommen. Seit dem letzten Fachkräftebarometer von 2014 ist das eine Steigerung um 58.400 Personen. Demgegenüber erreichte die Zahl derjenigen, die eine Beschäftigung in der Frühen Bildung suchten, im vergangenen Jahr mit 9.300 Personen einen absoluten Tiefstand. Die Arbeitslosenquote lag damit in diesem Berufsfeld bei gerade mal 1,3%. Aktuell arbeiten 620.700 bzw. 94% aller Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen und ebenfalls 94% des pädagogischen und leitenden Personals sind Frauen.

Altersstruktur und Arbeitszeit

Auch wenn im frühpädagogischen Berufsfeld das Verhältnis zwischen jungem Personal unter 30 Jahren und älteren Beschäftigten über 50 Jahren insgesamt ausgewogen ist, zeigen sich Unterschiede bei Leitungen und übrigen Fachkräften: Gegenüber einem Durchschnittsalter von 48 Jahren des Leitungspersonals ist das übrige Personal durchschnittlich 40 Jahre alt. Auch hatten Leitungen mit rund 35 Stunden eine höhere durchschnittliche Wochenarbeitszeit als die pädagogischen Mitarbeiter*innen mit 31 Stunden.

Berufliche Qualifikation

Während der Anteil an Leitungskräften mit berufsrelevantem Fachschulabschluss zwischen 20111 und 2018 von 84% auf 80% sank, erhöhte sich der Prozentsatz akademisierter Leitungen im selben Zeitraum von 15% auf 18%. Zum Vergleich: Beim übrigen pädagogischen Personal lagen die Anteile bei 69% mit Fachschulabschluss bzw. 4% mit Studium. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Ost-West-Vergleich: In Westdeutschland waren 2018 lediglich 16% der Leitungsstellen mit akademisch ausgebildeten Beschäftigten besetzt, in Ostdeutschland hingegen mehr als 25%.

Freistellung, Ressourcen und Organisationsmodelle

Knapp 57.000 Leitungskräfte waren 2018 in Kitas tätig. Ihre Zahl hat sich damit seit 2011 um 19.500 Personen bzw. um 52% erhöht. Allerdings waren es „nur“ 4.500 Personen bzw. 23% mehr, die komplett für Führungs- und Managementaufgaben freigestellt waren. Wesentlich stärker nahm hingegen die Zahl nur teilweise freigestellter Leitungen zu, nämlich um 14.900 Personen. Deren Anteil an allen Leitungen stieg seit 2011 von 47% auf 57%, während der Anteil vollständig freigestellter Leitungen im selben Zeitraum von 53% auf 43% sank. Die meisten vollständig freigestellten Leitungen arbeiten übrigens in Bremen, Hamburg und im Saarland.

Mehr als die Hälfte der Leitungskräfte (57%) erledigte also 2018 außer Führung und Management noch weitere Aufgaben in der Einrichtung, vor allem Gruppenleitung und gruppenübergreifende Tätigkeiten. Obwohl der Leitung ein zunehmend hoher Stellenwert zuerkannt wird und ihre Steuerungsfunktion beim Kita-Ausbau durchaus gesehen wird, sind dennoch bundesweit 60% der Einrichtungen nicht mit ausreichenden Leitungsressourcen ausgestattet. Stellt man vorhandene und erforderliche Ressourcen einander gegenüber, ergibt sich rein rechnerisch ein Minus von 135.000 Leitungsstunden pro Woche. Dieses Stundendefizit entspricht knapp 3.500 fehlenden Leitungsstellen in Vollzeit, wobei Ausfallzeiten wie Krankheit und Urlaub nicht einmal mit eingerechnet sind. Festzuhalten bleibt immerhin, dass seit 2011 die Zahl der Einrichtungen ohne jegliche Zeitressourcen für Leitung von 16.200 auf 5.700 bzw. von 30% auf 10% gesunken ist. Hier zeigt sich offensichtlich eine wachsende Wertschätzung von Leitungstätigkeit auf Seiten der Träger.

Im vergangenen Jahr wurde in 79% der Kitas die Leitung von einer einzigen Person ausgefüllt, 2011 lag der Satz noch bei 65%. Somit dominiert das Modell der Ein-Personen- Leitung gegenüber anderen Formen wie etwa Leitungsteams, deren Anteil lediglich von 4% auf 11% seit 2011 stieg.

Fazit

In seinem Resümee für die Leitungskräfte stellt das Fachkräftebarometer dringenden Handlungsbedarf fest: Neben kompetenten Persönlichkeiten, die die immer anspruchsvoller werdenden Leitungstätigkeiten ausüben, bräuchte Leitung auch erheblich verbesserte zeitliche Rahmenbedingungen. Denn zukünftig würden sich die Steuerungsanforderungen, die die Personalgewinnung, Mitarbeiter*innen-Bindung und Teamentwicklung zu zentralen Aufgaben von Leitung und Träger machen, noch weiter erhöhen.  

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