Gelassenheit schafft Ordnung – zunächst in Ihrem Inneren und mit einer solchen Grundhaltung dann oft auch im Äußeren. In dem Wort Gelassenheit steckt das Verb „lassen“. Wenn Sie vieles so lassen können, wie es ist, und die Menschen und Dinge nehmen, wie sie sind, stellt sich automatisch mehr Gelassenheit bei Ihnen ein. Sie bewahren sich eine innere Ruhe und fühlen sich ausgeglichener. Von äußeren Ereignissen lassen Sie sich nicht mehr so schnell in Unruhe versetzen. Bevor Stimmungen ins Negative kippen, können Sie mit einer gelassenen Grundhaltung gegensteuern und in der Sandwichposition ausgleichend wirken. Sie akzeptieren, was Sie nicht ändern können. Alles andere gestalten Sie selbstwirksam im Rahmen Ihrer Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten.
Tag 1: Handlungsoptionen erkennen
Solange alles rund läuft, ist es meistens ziemlich leicht, Gelassenheit zu bewahren. Ob Sie jedoch auch angesichts von Herausforderungen und Problemen gelassen bleiben, hängt davon ab, ob Sie eigene Lösungsmöglichkeiten erkennen. Werden Sie von Problemen regelrecht überrollt, dann sehen Sie meistens erst einmal keinen Ausweg mehr, sondern Sie fühlen sich ohnmächtig. Widmen Sie sich heute Ihrem (geschulten) Blick für Handlungsoptionen – auch ungewöhnliche. Umso mehr wird sich der Spielraum erweitern, innerhalb dessen Sie gelassen bleiben können.
Tag 2: Unruhestifter erforschen
Wann verlieren Sie regelmäßig Ihre Gelassenheit? Was setzt Sie immer wieder unter Stress? Hassen Sie es, wenn man sich zu sehr in Ihre Belange einmischt oder Sie übermäßig kontrollieren will? Geraten Sie außer sich, wenn man Ihre grundlegenden Werte und Regeln verletzt? Überreagieren Sie, wenn man Sie persönlich angeht und kränkt? Fühlen Sie Ihre Persönlichkeit in Frage gestellt oder Ihre beruflichen bzw. persönlichen Grenzen missachtet? Jeder Mensch empfindet Druck unterschiedlich stark. Je genauer Sie die auslösenden Faktoren kennen, desto souveräner und wirkungsvoller können Sie ihnen bei nächster Gelegenheit entgegentreten. Und werden so von der bloß Reagierenden zur Agierenden.
Tag 3: Neue Verhaltensmuster erproben
Wenn Sie in Situationen geraten, in denen Ihnen die Gelassenheit abhanden zu kommen droht, setzen Sie ein kurzes, aber energisches „Stopp!“ zwischen den auslösenden Reiz und Ihre Reaktion darauf. Eine vorschnelle Reaktion kann sich entweder in einem Gegenangriff, u. U. sogar einer Kampfansage oder aber im genauen Gegenteil, nämlich Flucht, Vermeidung und Opferhaltung äußern. Statt reaktiv sollten Sie proaktiv handeln. Suchen Sie nach einem passenden Handlungsimpuls außerhalb der scheinbar unvermeidlichen Muster. Greifen Sie dabei unbedingt auf Ihr Selbstvertrauen, Ihre Selbstwirksamkeit, Ihre Willenskraft und – ja – auch Ihre Gelassenheit zurück (vgl. 7-Tage-Kuren in Leitungsheft 2_2019 und 3_2019). Sie verfügen über einen freien Willen und sind kein „Pawlow‘scher Hund“, der vorhersehbar auf antrainierte Reize reagiert. Handeln Sie selbstbestimmt und bereiten Sie sich am dritten Tag gut auf neue Aktionsmuster in künftigen Situationen vor.
Tag 4: Gelassen entscheiden
Wenn es Ihnen gelingt, sich von Stress und äußeren Reizen abzugrenzen, Ihre emotionale Erregung zu drosseln und mögliche Ängste zu bändigen, können Sie (wichtige) Entscheidungen aus einer inneren Ruhe heraus treffen. Solche Entscheidungen sind dann in aller Regel die besseren. Überlegen Sie, was in nächster Zeit zu entscheiden ist und wie Sie das gelassen schaffen können.
Nehmen Sie Ihre Einstellungen mit Blick auf jede der bevorstehenden Entscheidungssituationen unter die Lupe: Wo denken Sie einschränkend und bewegen sich auf ausgetretenen Pfaden? Wo könnten Sie einem Fehlurteil unterliegen, das sich im Austausch mit Personen Ihres Vertrauens korrigieren ließe? Vergessen Sie nicht: Wahrnehmungen und Bewertungen sind stets subjektiv. In derselben Situation könnte eine andere Person zu einem exakt gegenteiligen Urteil gelangen. Wenn Sie also auch völlig andere Lösungsmöglichkeiten in Betracht ziehen, werden Sie freier und gelassener in Ihren Entscheidungen.
Tag 5: An (gute) Lösungen glauben
Wer an (gute) Lösungen glaubt, ist bereits selbst Teil der Lösung und schon nicht mehr des Problems. Herausforderungen lassen sich so leichter bewältigen und überstehen. Eine gelassene Haltung hilft Ihnen dabei entscheidend. Mit dem Vertrauen auf Ihre Selbstwirksamkeit arbeiten Sie bereits aktiv und zielführend an (guten) Lösungen. Betrachten Sie aktuelle Herausforderungen Ihres Arbeitsalltags unter diesem Gesichtspunkt und gehen Sie sie gelassen an. Räumen Sie zuvor Pessimismus und negative Erwartungen aus dem Weg.
Tag 6: Generalisierungen hinterfragen
Absolute und generalisierte Einstellungen behindern Sie auf dem Weg zur Gelassenheit, und sie schränken Handlungsoptionen ein. Beispiele ungünstiger Generalisierungen sind:
- Es war schon immer so und wird immer so bleiben: Was macht Sie da so sicher?
- Ich bin mir in meiner Wahrnehmung und Meinung absolut sicher: Aber könnte es nicht auch anders sein?
- Die anderen sind so: Alle anderen oder wie viele von ihnen? Auf welche Eigenschaften reduzieren Sie die anderen?
- Erzieher*innen sind zickig: Wirklich? Alle? Was heißt überhaupt zickig?
- Weil ich wichtige Anliegen nicht durchsetzen kann, tauge ich nicht zur Leitung: Setzen Sie tatsächlich nie Ihre Anliegen durch? Gilt das gegenüber dem ganzen Team oder nur gegenüber einzelnen Mitgliedern?
Tag 7: Der Gelassenheit den Weg bahnen
Um zu professioneller Gelassenheit zu gelangen, befragen Sie sich zum Schluss noch einmal kritisch selbst:
- Wo habe ich unangemessene Erwartungen an mich oder andere?
- Wo fällt mir die Wertschätzung meiner selbst wegen meiner Fehler und Schwächen schwer?
- Wo bleibe ich unversöhnlich gegenüber den Mängeln anderer?
- Wie könnte ich mehr Vielfalt fördern und andere Meinungen besser tolerieren?
- Wie könnte ich gelassener mit eigenen Empfindungen von Wut, Verletzung und Frustration umgehen?
- Wie leicht oder schwer fällt es mir, anderen zu verzeihen?
- Kann ich kontroverse Diskussionen führen, ohne abweichende Meinungen zu bewerten oder zu verurteilen?
- Wie übe ich mich in Empathie und Perspektivwechsel?
- Welche neuen Ideen könnten daraus erwachsen, von denen auch ich profitieren würde?
Überlegen Sie, in welchen Situationen Sie geneigt sind, vorschnell zu deuten oder fehl zu interpretieren, und vergewissern Sie sich stattdessen durch direkten Kontakt und Austausch, ob Sie auf der richtigen Spur sind.