Schon seit vielen Jahren sind multiprofessionelle Kita-Teams ein zentrales Thema der frühpädagogischen Debatte. Und als Konsequenz daraus, aber auch als Antwort auf den Fachkräftemangel haben einige Bundesländer mittlerweile ihren Fachkraftkatalog geöffnet. Doch in der Regel profitieren davon nur andere pädagogische, therapeutische oder sozialpflegerische Berufe. Das reicht nicht aus, meint der KTK-Bundesverband, und fordert, auch Personen aus nichtpädagogischen Berufsfeldern mit einer akademischen oder nichtakademischen Qualifikation zu berücksichtigen. Um dementsprechend Personalkonzepte weiterzuentwickeln, sollen dafür Projekte unter wissenschaftlicher Begleitung die verbindlichen Bedingungen festlegen. Ziel sei es, Fachkraftkataloge kontrolliert zu öffnen, das Tarifsystem von den Tarifpartnern überarbeiten zu lassen und Kita-Ländergesetze anzupassen.
Vielfältige Bedarfe und hohe Ansprüche
In einer Kurzanalyse verweist das Papier eingangs darauf, dass die Kita als Bildungsort zunehmend auch zum Lebensort würde, an dem sich Kinder immer länger aufhielten. Hier müssten deshalb neben klassischen Bildungsanlässen auch Alltagssituationen erlebbar und Erfahrungen möglich sein, die Kinder heutzutage nicht mehr unbedingt im eigenen häuslichen Umfeld machen können. Um also ihren Interessen und Bedarfen besser zu entsprechen, hält der KTK-Bundesverband eine wesentlich offenere Diskussion über das Qualifikationsniveau der Mitarbeitenden für notwendig. Angesichts stetig wachsender Anforderungen will er Kindertageseinrichtungen neu denken, was u.a. in erweiterten Teamprofilen zum Ausdruck kommt. Allerdings müssten dafür auch Menschen mit anderen beruflichen Abschlüssen als Fachkräfte anerkannt werden.
Eckpunkte für erweiterte Teamprofile
Im Hauptteil nimmt das 6-seitige Positionspapier nacheinander die Fachberatung, den Träger, Leitungskräfte und Erzieher*innen in den Blick. Zuvor jedoch definiert es den Begriff der profilerweiternden Fachkräfte. Deren Schlüsselfunktion sieht es darin, in einzelnen Bildungsbereichen Unterstützung zu leisten und insgesamt die Teamprofessionalität zu erweitern. Dafür seien allerdings neben der beruflichen Qualifikation auch persönliche Fertigkeiten erforderlich. Als unverzichtbare Grundlage für ihre Arbeit mit den Kindern müssten die betreffenden Personen eine pädagogische Basisqualifikation (ggf. berufsbegleitend) erwerben. Diese müsse inhaltlich klar umrissen werden und sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen. Die Durchführung einer solchen Basisqualifizierung verortet der KTK auch bei den Fachschulen und Fachakademien. Als weitere Eckpunkte formuliert die KTK-Positionierung:
Die Fachberatung sei gefragt,
- erweiterte Teamprofile kontinuierlich zu begleiten,
- die Rollenfindung pädagogischer wie profil-erweiternder Fachkräfte zu unterstützen,
- zu differenzierteren/weitergehenden pädagogischen Konzepten bzw. Angeboten zu beraten,
- die Kommunikationsfähigkeit durch Begleitung von Teamentwicklungsprozessen zu stärken und
- zu einer klaren Aufgabenverteilung beizutragen.
Dem
Träger eröffne sich durch profilerweiternde Fachkräfte die Möglichkeit,
- Mitarbeitende auch aus anderen Berufsfeldern auszuwählen,
- eine vielfältige Teamzusammensetzung zu schaffen und
- das Profil der Einrichtung zu schärfen.
Für
Leitungskräfte brächten erweiterte Teamprofile
- eine größere Auswahlmöglichkeit unter Bewerber*innen mit zusätzlichen Fachkompetenzen,
- die berufliche und persönliche Professionalisierung als Voraussetzung,
- eigene Fortbildungen, Coaching und Supervision als begleitende und unterstützende Maßnahmen.
Und für
Erzieher*innen liege darin die Chance zu eigener beruflicher Weiterentwicklung durch
- Anerkennung ihrer pädagogischen Kompetenzen,
- Aufwertung z.B. durch Funktionsstellen wie Anleitung,
- spezifisches Wissen und neue Perspektiven der profilerweiternden Fachkräfte.
Offene Fragen
Zwar legt das Positionspapier schlüssig dar, warum erweiterte Teamprofile eine wichtige Antwort auf die vielfältigen Herausforderungen sind, denen sich Fachkräfte heute ausgesetzt sehen. Dennoch geht es auf einen zentralen Kritikpunkt nicht ein: Neben den Chancen, die eine solche Erweiterung fraglos mit sich bringt, haben andere Berufsverbände und Gewerkschaften immer wieder vor der Gefahr einer gleichzeitigen Abwertung der klassischen, mehrjährigen Erzieher*innen-Ausbildung gewarnt. Zudem lässt die Stellungnahme zwar vermuten, dass der KTK-Bundesverband die Erprobung erweiterter Teamprofile für die gesamte bundesdeutsche Kita-Landschaft fordert, aber explizit ist dies nicht formuliert. Richtet er sich also vielleicht nur an seine eigenen Mitgliedseinrichtungen? Unabhängig von dieser Frage ist das Dokument auf jeden Fall lesenswert und könnte auch bei wichtigen Richtungsentscheidungen Berücksichtigung finden. Es steht als kostenloser Download unter Bundesverband (-> Presse, Positionen, Publikationen -> Impulspapiere‘) zur Verfügung.