Digitale Fortbildungen bieten mehr Spielraum

Noch vor vier Jahren waren digitale Fort- und Weiterbildungen kaum verbreitet. Doch Corona brachte Bewegung in die Situation. Wie hat sich der Markt seither entwickelt? Und welches Potenzial bieten digitale Formate für die Personal- und Teamentwicklung?

Digitale Fortbildungen bieten mehr Spielraum
© Jasmin Merdan - GettyImages

Digitale Angebote ermöglichen einen schnellen Zugriff auf pädagogisches Wissen. So können sich Fachkräfte Informationen dann holen, wenn sie sie gerade brauchen. Dies kann vor allem wichtig werden, wenn eine akute Situation wie etwa ein Trauerfall oder ein Thema im Team es erfordert, sich zeitnah Know-how dazu anzueignen. Zudem ist digitales Wissen für alle verfügbar, es gibt keine räumliche Begrenzung wie bei Präsenzveranstaltungen. Auch (Team-)Fortbildungen zu organisieren, wird durch digitale Varianten stark vereinfacht. Findet eine Fortbildung als Online-Kurs statt, kann sie terminlich passend eingeplant werden. Und kommt etwas dazwischen oder entstehen Engpässe, wie es im Kita-Alltag häufig der Fall ist, kann flexibel reagiert werden. Es gibt weder Reisezeiten, was weniger Personalausfall bedeutet, noch Reisekosten, wodurch mehr Budget für Fortbildungen übrig bleibt. So können die Bedarfe der Mitarbeiter:innen und des Teams passgenau beantwortet werden.

Das Spektrum digitaler Angebote ist breit gefächert

Es gibt eine Vielzahl an nicht institutionalisierten, frei zugänglichen Formaten, Online-Kursen und Webinaren von Fortbildner:innen und Fachveranstaltungen. Schon lange auf dem Markt sind pädagogische Blogs, Portale oder Online-Handbücher, die Fach- und Praxiswissen frei zugänglich aufbereiten, sowie Podcasts zu pädagogischen Themen. Ein ebenso niederschwelliges und kostenfreies Angebot zur Weiterbildung bieten auch Videos auf Plattformen wie YouTube oder Vimeo. Große Herausforderung bei solchen Formaten ist aber die Qualitätssicherung. Nur durch eine versierte Einschätzung lässt sich hier die fachliche Qualität der Inhalte einordnen. Für Personen, die sich noch orientieren müssen, kann das schwierig werden.

Frei zugängliche Formate können erster Anlaufpunkt sein

Nicht institutionalisierte Angebote sind vor allem bei Privatpersonen beliebt, da sie ihnen rasch die gesuchten Informationen liefern und nichts kosten. Kitas können die Angebote für erste fachliche Recherchen nutzen. Auch eignen sich frei verfügbare Formate, den Austausch im Team anzustoßen. So kann zum Beispiel ein Video, das in der Teamsitzung angeschaut wird, den Einstieg in ein Thema erleichtern. Der Leitung stehen dabei unterschiedliche Herangehensweisen offen: Entweder bringt sie eine Vorauswahl in die Sitzung mit, etwa Inhalte, die unterschiedliche Ansätze aufzeigen, um eine differenzierte Auseinandersetzung und Diskussion anzuregen. Oder sie bittet das Team im Vorfeld, entsprechende Inhalte zu recherchieren und in den Austausch einzubringen.

Webinare und Online-Kurse erfüllen unterschiedliche Bedarfe 

Neben frei zugänglichen Angeboten findet sich online eine Vielzahl digitaler Fortbildungen. Neben kostenfreien Formaten wie denen der „Stiftung Kinder forschen“ gibt es auch kostenpflichtige Angebote. Für Online-Fortbildungen sind zwei Varianten typisch: Webinare, in denen Referent:innen an einem festen Termin live im digitalen Raum Wissen vermitteln. Hier besteht meist die Möglichkeit, direkt zu den Inhalten Fragen zu stellen oder sich im Chat darüber auszutauschen. Die zweite Variante sind asynchrone Online-Kurse, bei denen das Wissen vorab auf einer Lernplattform in Form von Videos, Text- und Quizeinheiten und weiteren interaktiven Elementen bereitgestellt wird. Hier werden verschiedene „Lerntypen“ angesprochen und der Vorteil solcher Kurse besteht darin, dass sie nicht termingebunden, sondern jederzeit verfügbar sind. Fachkräfte können darauf zugreifen, wenn es ihnen zeitlich passt. Die Teilnehmer:innen haben zudem die Möglichkeit, die Lerneinheiten in ihrem individuellen Tempo zu absolvieren. Inhalte können nach Bedarf mehrfach angesehen und bearbeitet werden. Für Kita-Teams bieten Online-Kurse die Möglichkeit, alle Mitarbeiter:innen zu einem Thema zu qualifizieren oder deren Wissen aufzufrischen und eine gemeinsame Motivation für das Thema zu schaffen. Kolleg:innen im Urlaub oder Krankenstand haben ebenso Zugang zu diesem Wissen, da ein Online-Kurs auch später noch bearbeitet werden kann. Und: Die Inhalte werden in der Regel über einen längeren Zeitraum hinweg bearbeitet und bleiben so länger im Fokus des Teams.

Digitale Kongresse und Fachtage bieten thematisch eine große Vielfalt 

Die dritte Säule der Online-Fortbildungen sind digitale Fachveranstaltungen. Hier können Teilnehmer:innen an verschiedenen Workshops teilnehmen und aufgezeichnete Vorträge und/oder zusätzliche Informationen abrufen. Das Zeitfenster für diese Zugriffsmöglichkeit ist meist begrenzt. Neben Online-Fachtagen zu spezifischen Themen gibt es Online-Kongresse, die pädagogischen Fachkräften ein breiteres Themenspektrum anbieten. Für die Personalentwicklung bieten digitale Fachveranstaltungen die Chance, dass pädagogische Fachkräfte in unterschiedlichste Themen „hineinschnuppern“ können, ohne sich gleich auf eine Thematik festlegen zu müssen. So können Interessen geweckt und die Motivation kann gefördert werden, sich eingehender mit Themen zu beschäftigen. Zugleich lernen die Fachkräfte Expert:innen und Referent:innen zum Thema kennen und werden über hilfreiche Materialien informiert. Auf diese Weise werden Berührungsängste gegenüber neuen Themen abgebaut und Wege zu passenden Weiterbildungsinhalten aufgezeigt. Kita-Teams können solche Veranstaltungen unterschiedlich nutzen. So kann sich ein Team an einem Fachtag etwa zu einem Themenfeld gemeinsam weiterbilden. Oder im Vorfeld eines Online-Kongresses mit seiner breiten Themenpalette kann sich das Team darauf verständigen, welche Veranstaltungen besucht werden, um eine einheitliche Qualifizierung sicherzustellen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Teammitgliedern die freie Entscheidung für ein Thema zu lassen und sie dann zu bitten, in der Teamsitzung über die gewählte Veranstaltung zu berichten. So profitieren alle von diesem Wissen.

Die Leitung macht das Team mit digitalen Angeboten vertraut

Damit digitale Medien für Teamfortbildungen zum Einsatz kommen können, initiiert die Leitung erste Schritte in diese Richtung. Es gilt, geeignete Formate, Angebote und Inhalte zu evaluieren und das Team dann behutsam an digitale Fortbildungen heranzuführen. Für diesen Prozess kann sich die Leitung an folgenden Fragen orientieren:

  •  Sollen die Inhalte gemeinsam im Team erarbeitet werden?
  •  Wie viel Zeit muss dafür eingeplant werden?
  •  Wird ein eigener digitaler Fortbildungstag terminiert?
  •  Oder kann sich das Team die Inhalte auch im Rahmen seiner regelmäßigen Sitzungen aneignen?
  •  Wie lange soll das Team an einem bestimmten Thema arbeiten?
  •  Wie wird sichergestellt, dass abwesende Fachkräfte die Inhalte nachholen können?

Werden digitale Fortbildungen die Präsenzveranstaltungen ersetzen?

Auch wenn digitale Fortbildungsformate zahlreiche Chancen mit sich bringen und neue Wege eröffnen, werden sie die Präsenzveranstaltungen nicht überflüssig machen. Denn die Möglichkeit, das „Setting Kita“ zu verlassen, erweist sich für manche Fachkraft, aber auch für bestimmte Inhalte als gewinnbringend. Darüber hinaus motiviert die ansteckende Begeisterung von Fortbildner:innen für ein Thema mitunter besser zur Auseinandersetzung damit, als anonym und selbst organisiert einem Online-Kurs zu folgen. Manche Themen „funktionieren“ digital schlichtweg nicht, etwa wenn sie im Team extrem konfliktbehaftet sind. Da hilft es eher, wenn eine neutrale Person als Referent:in oder Mediator:in vor Ort ist, gerade wenn Konfliktsituationen über Gespräche oder Rollenspiele gelöst werden sollen. Zuletzt sei noch erwähnt, dass sich ein wesentlicher Lerneffekt dann einstellt, wenn die Teilnehmer:innen selbst aktiv werden. Dabei hängt dies nicht in erster Linie davon ab, ob ein:e Fortbildner:in vor Ort ist oder nicht, sondern vielmehr von der didaktischen Aufbereitung einer Thematik. Denn am Ende gilt: Die Qualität einer Fortbildung – ob nun in Präsenz oder digital – steht und fällt mit der Qualität des didaktischen Konzepts.

Info-Webinare: Die beiden Autorinnen sind Mitgründerinnen der QiK Online-Akademie, einem Kooperationspartner des Verlags Herder in dem auch das Leitungsheft erscheint. Die QiK Online-Akademie bietet unter anderem Info-Webinare für Träger und Kita-Leitungen an. Sie sind hier zu finden: www.qualitaet-kita.de/teams-und-traeger/

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